Alltägliche Gegenstände, die in Serie produziert werden, aber jeder für sich einzigartig sind?

Reinbek. Was wie ein Widerspruch klingt, beschreibt Denken und Arbeitsweise der Keramikerin Young-Jae Lee, die Handwerkerin, Künstlerin, Designerin, Unternehmerin und Philosophin ist. Es ist eine wunderbare kleine Ausstellung, die das Schloss Reinbek bis zum 18. Januar im Krummspanner unter dem Dach präsentiert. Unter dem lapidaren Titel „Gefäße“ sind Schalen, Vasen und Becher zu sehen – eine überschaubare Menge, die jedoch eine große Vielfalt in der Einheit zeigt und für ein über Jahrzehnte konsequent praktiziertes künstlerisches Konzept steht.

Young-Jae Lee, 1951 in Seoul geboren, kam 21-jährig nach Deutschland und wurde hier zur Keramikerin, die Ästhetik ihrer Arbeiten aber ist unübersehbar von der koreanischen Heimat geprägt. Seit 1987 leitet sie die Keramische Werkstatt Margaretenhöhe in der Zeche Zollverein in Essen, eine Manufaktur, die weltweit ein 60-teiliges Systemgeschirr vertreibt, das Stück für Stück auf der Scheibe gedreht und von Hand glasiert wird. Young-Jae Lee zeigt in Reinbek Beispiele dieser Produktion, aber auch Unikate, Spindelvasen und Schalen, die in einem Schaffensprozess entstanden, den sie selbst als Exerzitien zu einem Thema beschreibt.