Die Ermittlungsgruppe bei der Polizei in Ahrensburg untersucht mehr als 100 Brandstiftungen seit Oktober 2013

Ahrensburg. Seit einem Jahr setzen Brandstifter in Stormarn und im Nachbarkreis Herzogtum Lauenburg Strohballen, Autos, Container oder Gartenlauben in Brand. Die dafür jüngst eingerichtete Ermittlungsgruppe bei der Kriminalpolizei in Ahrensburg geht inzwischen von mehr als 100 Taten aus und schätzt den Schaden auf rund 3,6 Millionen Euro.

„Diese Zahlen ergeben sich aus allen Brandstiftungen seit Oktober 2013, die von der Ermittlungsgruppe untersucht werden“, sagt Sonja Kurz, Sprecherin der Polizei. „Den Großteil machen jedoch die Taten in Ahrensburg und Umgebung aus“, so Kurz. Allein in der Schlossstadt zählten die Beamten seit dem 10. Oktober 2013 mehr als 50 Brandstiftungen.

Diese Taten versucht nun ein vierköpfiges Ermittlerteam aufzuklären. „Wir vergleichen die Fälle und gucken, ob es Parallelen gibt“, sagt Michael Metzler, stellvertretender Leiter der Kriminalpolizei in Ahrensburg, der dabei von einer Sisyphusarbeit spricht. Die Sonderermittler sind auf der Suche nach einem Muster, „wie der Täter oder die Tätergruppe vorgeht“, so Metzler. Tatort sowie Tatzeit spielten dabei eine wichtige Rolle, ebenso die Art und Weise, wie die Feuer gelegt wurden. Um dies herauszufinden, untersuchen Brandursachenermittler nach einem Feuer den Tatort. Beispielsweise können Spürhunde der Polizei Reste von Brandbeschleunigern finden. Ferner versuchen die Spezialisten, den Brand zu rekonstruieren, um Erkenntnisse darüber zu bekommen, wo das Feuer gelegt wurde. Bei Autobränden geht es um die Frage, an welcher Stelle das Auto angezündet wurde. „Bei einigen Autobrandstiftungen konnten wir herausfinden, was für Brandbeschleuniger eingesetzt wurden“, sagt Metzler. Doch in den meisten Fällen zerstört das Feuer sämtliche Beweise oder Spuren, die vielleicht zum Täter führen könnten.

Die Polizei geht von mehreren Täter aus, die unabhängig voneinander agieren

„Dennoch gehen wir nicht von nur einem Täter oder einer Gruppe aus“, so Metzler. Die Polizei vermutet, dass es sich um voneinander unabhängige Brandstifter handelt. „Beispielsweise glauben wir nicht, dass jemand, der Container anzündet, auch Autos an Häusern in Brand setzt, in denen Menschen schlafen. Da wird eine Schwelle überschritten“, so Metzler, der allerdings nicht ausschließen kann, dass es auch gewisse Entwicklungen bei manchen Brandstiftern geben könnte.

„Ferner müssen wir auch damit rechnen, dass es wegen des öffentlichen Interesses Trittbrettfahrer gibt“, sagt Metzler. Die Ermittler müssen bei den Untersuchungen alle Möglichkeiten in Betracht ziehen. „Zum Beispiel haben die Autobrandserien in Hamburg und Berlin gezeigt, dass Besitzer ihre eigenen Autos angezündet haben, um das Geld von der Versicherung zu kassieren“, sagt Metzler. Er möchte niemandem etwas Böses unterstellen, betont allerdings, dass die Polizei nichts ausschließen könne.

Erste Erkenntnisse darüber, wie die Täter vorgehen oder was ihre Motivation ist, bekamen die Ermittler Ende September. Nachdem im lauenburgischen Geesthacht in einer Nacht auf drei Feldern Strohballen in Flammen aufgingen, konnte die Polizei zwei Täter, die an einem Tatort gesehen wurden, festnehmen. Der 22-Jährige aus Reinbek und der 20-Jährige aus Kröppelshagen gestanden neben diesen drei Taten noch neun weitere im August und September in der Umgebung von Geesthacht sowie zwei Taten in Stormarn. In Großhansdorf zündeten sie ein Wohnmobil an und in Reinbek einen Wohnwagen.

Als Grund für die Taten gaben die Männer Frustration und Langeweile an. Ob die Männer auch für Taten in Ahrensburg verantwortlich sind, ist eher unwahrscheinlich. „Natürlich prüfen wir, ob neben den gestandenen Taten weitere Brände auf das Konto der beiden gehen“, so Metzler. Allerdings spricht die Polizei von einem umfassenden Geständnis, das die Brandstifter abgelegt haben.

Ein weiterer Tatverdächtiger wurde bereits Ende Juni in Ahrensburg festgenommen. Wie berichtet, hatte ein 19-Jähriger mitten in der Nacht mit seinem Handy die ausrückende Feuerwehr gefilmt, nachdem auf einem Balkon ein Feuer gelegt wurde. Weil der Ahrensburger sich in Widersprüche verstrickte, machte er sich verdächtig. Auf dem Handy des Tatverdächtigen fanden die Polizisten weitere Videos, die Feuerwehreinsätze zeigen. Der Ahrensburger bestritt die Tat. Bis heute konnte ihm auch nichts nachgewiesen werden.