Noch dieses Jahr soll mit den Arbeiten für ein Wohn- und Geschäftshaus begonnen werden. Ursprünglich war ein Einkaufs-Center geplant

Reinfeld. Die „Zahnlücke“, so wie Reinfeld Bürgermeister Heiko Gerstmann das unbebaute Grundstück neben dem Rathaus in der Reinfelder Innenstadt bezeichnet, soll nun endlich geschlossen werden. Doch statt des ursprünglich geplanten Rathaus-Centers, wird jetzt in Richtung Claudiushof ein Wohn- und Geschäftshaus gebaut.

„Im nächsten Monat soll Baubeginn sein“, sagt Ralf Jaerisch, Sprecher des Bauträgers, der Rathaus-Center Reinfeld Projektentwicklungsgesellschaft mbH. Auf dem Areal an der Paul-von-Schoenaich-Straße ist ein viergeschossiges Gebäude mit einem Supermarkt im Erdgeschoss und 20 Zweizimmer- sowie drei Dreizimmerwohnungen in den drei Obergeschossen inklusive Staffelgeschoss geplant.

Damit weicht der Bauträger von seiner ursprünglichen Idee ab. Denn eigentlich sollte ein Geschäftszentrum entstehen. Die Planung dafür begann bereits vor Jahren. Neben einem Supermarkt sollten auch ein Drogeriemarkt, Arztpraxen, Anwaltskanzleien und Büroräume in dem Haus entstehen. Doch schon früh geriet das Projekt aus unterschiedlichen Gründen ins Stocken.

Ralf Jaerisch spricht von diversen Planungsfehlern von Architekten. Dann habe sich ein Investor bei der Baufirma gemeldet. „Er wollte das Bauprojekt übernehmen“, sagt Jaerisch: „Er war so begeistert davon, dass wir verkaufen wollten. Doch der neue Bauträger konnte die im Kaufvertrag vereinbarten Bedingungen nicht erfüllen.“ Der für Anfang 2014 geplante Baubeginn wurde abgesagt, und es passierte mehrere Monate nichts auf der Fläche neben dem Rathaus.

Politiker sind erfreut, dass sich auf dem Areal endlich etwas tut

„Ich finde es schade, dass jetzt nicht wie geplant ein Rathaus-Center entsteht. Es hätte die Innenstadt belebt“, sagt Torsten Fuhr von der CDU. Zumal Reinfeld seit der Pleite der Schlecker-Kette dringend wieder einen Drogerie-Markt brauche. „Aber es ist besser als nichts“, sagt Fuhr.

Auch Bürgermeister Heiko Gerstmann ist erleichtert, dass es jetzt endlich losgehen soll. „Ich gucke jeden Tag aus meinem Bürofenster auf diese Zahnlücke im Stadtbild, die nicht besonders schön ist“, sagt er.

Sabine Nauruhn von den Grünen ist ebenfalls froh, dass jetzt endlich gebaut wird. „Dennoch ist es bedauerlich, dass es erst so spät passiert. Eigentlich sollte der Bau zusammen mit dem Bau des Rathausplatzes erfolgen“, so Nauruhn. Der Rathausplatz ist inzwischen fertig. „Und jetzt werden die Baugeräte und Baufahrzeuge auf dem neuen Platz herumfahren, das wollten wir eigentlich vermeiden.“ Auch sie hätte lieber ein Center neben dem Rathaus gesehen.

Warum der Investor jetzt neu geplant hat, ist unklar. „Die erste Idee hat sich zerschlagen, zumal zu wenig Platz vorhanden wäre“, sagt Ralf Jaerisch. Im Erdgeschoss stehen nur 800 Quadratmeter zur Verfügung. „Für einen Super- und Drogeriemarkt sowie eine Apotheke wäre kein Platz“, so Jaerisch. Jetzt wird nur ein Rewe-Markt ins Untergeschoss ziehen.

Reinfelder Kommunalpolitiker vermuten indes, dass hinter der Neuplanung ein anderer Grund steht: Wegen zu hoher Mieten habe es viel zu wenig Interessenten für die Büroräume gegeben. Der Neubau ist deutlich teurer als vergleichbare Objekte, weil der Untergrund wegen der Nähe zur Mühlenau moorig ist. Bevor das Haus samt Tiefgarage gebaut werden kann, müssen 150 Pfähle bis zu 20 Meter in die Erde gedreht werden.

Die Wohnungen kosten bis zu 349.000 Euro zuzüglich Provision

Wie viel Geld der Bauträger jetzt investiert, will Ralf Jaerisch nicht verraten. Bei der Finanzierung arbeitet der Investor mit der Volksbank Stormarn zusammen. Sobald genug Wohnungen verkauft sind, kann mit dem Bau begonnen werden. Laut Jaerisch sind schon diverse Wohnungen, die alle barrierefrei gestaltet sind, reserviert. Inklusive eines Tiefgaragenplatzes kostet die günstigste Wohnung mit zwei Zimmern auf rund 70 Quadratmetern 192.000 Euro. Für 80 oder 90 Quadratmeter (zwei Zimmer) müssen Interessenten zwischen 242.000 und 279.000 Euro zahlen.

Die Dreizimmerwohnungen mit etwa 86 Quadratmetern gibt es für 279.000 Euro. Eine 136 Quadratmeter große Wohnung kostet 349.500 Euro. Hinzu kommen knapp 3,6 Prozent Maklerprovision für Schilling Immobilien in Reinfeld.

Kann der Bauträger den angekündigten Beginn für den Bau im November halten und laufen die Arbeiten anschließend nach Plan, könnten Anfang 2016 die ersten Bewohner in das Haus einziehen.