70 Kinder werden an der Ahrensburger Grundschule Am Reesenbüttel im Provisorium betreut. Ein Ortstermin

Ahrensburg. Nick verzieht keine Mine. Seinen Zeigefinger, aus dem Blut tropft und auf dem Fußboden rote, runde Flecken bildet, hat der junge Ahrensburger von sich gestreckt. Auf Nicks Schulter ruht die Hand von Erzieherin Katharina Pohl. Tröstend und zielführend. Mit sanftem Druck schiebt die blonde Frau den Erstklässler vom Hort der Grundschule Am Reesenbüttel zum Waschbecken. Wunde reinigen, Pflaster aufkleben, fertig.

Hätte Nick geweint, wäre das auch in Ordnung gewesen. Auch wenn sein Schluchzen zwangsläufig durch den ganzen Raum gehallt wäre und die Mädchen vielleicht beim Wollbommel-Basteln gestört hätte. „Bisher haben nur zwei der sechs Räume einen Schallschutz“, sagt Katharina Pohl. Die 33-Jährige koordiniert als pädagogische Leiterin die Abläufe für die 70 Erst- bis Viertklässler, die seit Beginn des Schuljahres nachmittags in 27 Containern betreut werden. Die „Containerstatt“ mit Doppel-T am Ende nennen die Kinder ihren Hort. „Statt etwas anderem“, erklärt Pohl und grinst, weil sie etwas stolz ist, dass sich die Kinder den Namen ausgedacht haben.

Insgesamt gehen 210 Kinder in den Awo-Hort. Doch der Platz im Schulgebäude und im benachbarten Haus des Horts ist knapp. Deswegen sollten fünf der insgesamt 14 Hortgruppen eigentlich in das 450 Meter entfernte Gemeindehaus der St. Johanneskirche ziehen. Doch kurz vor Vertragsunterzeichnung scheiterten Ende Mai die Verhandlungen zwischen Stadt und Kirchengemeinde. Die Verwaltung orderte daraufhin für 325.000 Euro die Container – moderne Anlagen mit Linoleumböden, modernen Deckenlampen, Heizkörpern und vielen Fenstern. Unzumutbar befanden damals dennoch viele Stadtverordnete den Umzug der Kinder in die Wellblechunterkünfte.

Doch nun stehen sie: Zu drei Komplexen sind die Container auf dem ehemaligen Lehrerparkplatz, einer sandigen Fläche an der Schimmelmannstraße, zusammengeschraubt. In der Mitte des Platzes wächst ein Baum, daneben liegt ein Findling. „Wir würden gerne noch ein paar Spielgeräte aufstellen“, sagt Katharina Pohl.

Doch zunächst haben die Erzieher die Container kindgerecht eingerichtet. Ingesamt sechs große Räume hat der Container-Hort bekommen: ein Bastelzimmer, ein Konstruktionszimmer mit Bauklötzen, ein Zimmer zum Toben, das mit Turnmatten ausgelegt ist, ein Theaterzimmer mit einer kleinen Bühne, einen Raum für die Viertklässler sowie ein Zimmer, das Pohl und ihren Kollegen derzeit als Büro dient. „Eigentlich sind wir ganz froh, dass es nun die Containerlösung geworden ist“, sagt Hortleiterin Manuela Maack. „So sind alle Kinder und Mitarbeiter an einem Standort. Und das vereinfacht unsere Arbeit schon.“

Das findet auch Katharina Pohl. Sie steht im Innenhof der „Containerstatt“. Die Kinder recken die Köpfe, während die Erzieherin gestikulierend die Gruppen (Essen, Hausaufgaben und Spielen) einteilt. Für Sofia und Nele, beide sechs Jahre alt, steht Mittagessen in der Mensa auf dem Programm. Doch weil die Sonne scheint, das Herbstlaub unter den Füßen so schön raschelt, turnen sie noch einen Augenblick auf dem Findling herum. Ihren Hort finden die Mädchen super. „Jaaaa, besonders das Bastelzimmer gefällt mir“, sagt Sofia. Und Nele nickt zustimmend.

Neben dem Bastelzimmer liegt das Konstruktionszimmer. Dieser Raum steht vor allem bei den Jungs hoch im Kurs. Nick, mit Pflaster am Finger und Bauklötzen in der Hand, hat seinen kleinen Unfall schon vergessen. Wie die anderen Jungs feilt er an seinem Bau. Imposant ist die Konstruktion von Lukas. „Das ist eine Villa“, erklärt der Achtjährige. „Dort ist der Swimming-Pool und dort das Bootshaus.“ Lukas zeigt auf einen Anbau, der neben seinem fünfgeschossigen Haupthaus aus Holzelementen etwas mickrig aussieht.

Im kommenden Sommer wird auch die Konstruktion der „Containerstatt“ etwas imposanter – durch den Bau einer zweiten Etage für Klassenzimmer. „Es wurde vorsorglich schon ein Fundament unter den Containern gegossen“, sagt Hort-Chefin Manuela Maack. Grund ist der Abriss des Schulgebäudes von 1957. Vier Millionen Euro soll der Neubau kosten und doppelt so groß wie sein Vorgänger werden – nämlich 1393 Quadratmeter.

Doch bevor die Schule den dringend benötigten Platz bekommt – vier Jahre Bauzeit sind eingeplant – wird es noch mal eng. Nicht nur bei den Containern, sondern auch auf dem Schulhof, der für einen Sicherheitsabstand zu den Bauarbeiten halbiert wird.