Eine Glosse von Janina Heinemann

Das Laub färbt sich bunt und fällt, die Tage werden langsam aber sicher kürzer, und die Schokoladenweihnachtsmänner, Nugat-Tannenzapfen und Marzipanstollen füllen ebenso langsam aber sicher die Regale der Supermärkte. Es ist also höchste Zeit, die letzten Ostereier aufzuessen.

Ja, solche Menschen gibt es tatsächlich. Menschen, die sich beherrschen und nicht (so wie ich) ihre gesamten Osterleckereien binnen dreier Tage verputzen. Zugegeben: Das ist vielleicht auch nicht normal und schon gar nicht gesund – aber was ich bei einem Bekannten entdeckt habe, ist eine Schande. Bei ihm sitzen Goldhasen auf herrlichsten Oster-Pralinen, die wiederum auf Weihnachtsschokolade und Dominosteinen liegen. Er sagte, er finde keine Zeit, die Köstlichkeiten zu essen, und bot mir großzügig einen Osterhasen und einen Weihnachtsmann an. Von vor drei Jahren wohlgemerkt.

Ich nahm das arme Tier und den alten Herrn aus Mitleid mit nach Hause. Ich bringe es nicht übers Herz, die beiden zu töten. Deshalb habe ich für den Hasen aus Filz und mit viel Liebe ein Weihnachtsmannkostüm geschneidert. Vielleicht schenke ich ihn Heiligabend meinem Chef. Der Weihnachtsmann bekommt ein rosafarbenes Osterhasenkostüm. Den verstecke ich dann zu Ostern in der Wohnung meines Bekannten.