Niederdeutsche Bühne Ahrensburg zeigt „Bruutstruuß op Dodenschien“ – die erste Eigeninszenierung der Saison

Ahrensburg. „Wenn“, sagt Nina Eggers und macht eine Pause. „Wenn ich gewusst hätte, dass man mich wählen würde, hätte ich nicht zugesagt.“ Zu spät. Nina Eggers ist seit Januar Chefin der Niederdeutschen Bühne Ahrensburg und seit Sommer obendrein Regisseurin für die erste eigene Inszenierung in der neuen Saison. Am Donnerstag, 30. Oktober, öffnet sich der Vorhang für „Bruutstruuß op Dodenschien“.

Ein Brautstrauß auf Totenschein? Das klingt makaber, ist aber lustig und hochgradig amourös angehaucht: In der Gärtnerei von Hilde und Hubert geht es weniger um schöne Blumen als um heimliche Treffen und Briefchen und um abgewiesene Liebhaber, die sich zum Affen machen. Die Premiere rückt näher. Die Probentermine häufen sich. Der Druck wächst.

„Vorsitzende und Regisseurin, das ist eine echte Doppelbelastung“, sagt Nina Eggers, während ihre Mundwinkel allerdings schon zucken. Die 29 Jahre alte Betriebswirtin, die beim NDR arbeitet, sieht alles andere als geknickt aus. Sie will das alles. Und sie freut sich drauf. Auch wenn das alles nicht so geplant gewesen ist.

Regisseurin stand schon als Achtjährige auf der Bühne

Ihre Wahl zur jüngsten Chefin in der Geschichte des Vereins war ein Überraschungs-Coup der Schauspielfreunde, um die Bühne zu retten. Der Fortbestand des 1935 gegründeten Vereins war nach fast 80 Jahren bedroht. Klar, dass Nina Eggers nach emotionaler Berg- und Talfahrt unter Freudentränen dann doch Ja sagte. Schließlich hatte sie schon mit acht Jahren auf der Bühne gestanden.

Die Übernahme der Regie hatte sie schon weit vor der Wahl zugesagt. Ehren- und Herzenssache, dass die Ahrensburgerin auch hier bei ihrem Ja bleibt. Ohne „wenn“ und „hätte“ – und ohne den Stress hochkommen zu lassen. Ein Blick in die Probenarbeit zeigt: Das ginge auch gar nicht. Dazu geht es viel zu lustig zu.

Da steht Horst Bier in der Rolle des Freiers Enno auf der Leiter – mit Papierschiffchen als Schutz vor kleckernder Farbe auf dem Kopf und Pinsel in der Hand. Er ist Maler und soll die Wand der Gärtnerei streichen. Nur dass bei den jetzigen Proben noch gar keine Wand aufgebaut ist. Sieht ulkig aus, wie der gute Enno da oben steht und mit dem Pinsel durch die Luft fährt. Unten stehen Nina Eggers, die Souffleuse Erika Sonntag und die ganze Crew. Sie sind begeistert von der komischen Probenszene. „Na, dann mal los“, kommt der Rat aus dem Ensemble. Und schon prustet der Erste.

Auch ein neues Ensemblemitglied spielt eine Hauptrolle

Es ist spät geworden. Aber von Müdigkeit keine Spur. „Es macht unheimlich viel Spaß“, sagt Nina Eggers, die in diesem Moment nicht an die Doppelbelastung denkt. Direkt unten an der Leiter steht Doris Eikhoff. Sie spielt Hilde, die Inhaberin der Gärtnerei, der das Maler-Getue gilt. Nur dass sie von Männern gar nichts wissen will. Vor 30 Jahren von ihrem Bräutigam sitzengelassen, hat sie die Nase voll von den Kerlen. Ihr Bruder Hubert findet, 30 Jahre Abstinenz sind genug, und bestellt über eine Kontaktanzeige drei Bewerber.

Eine Herausforderung für Horst Bier, der sich als Freier Enno als Maler ins Zeug legt und sich auch beim Handkuss versucht. „Bisschen zärtlicher vielleicht“ kommt es frotzelnd aus der Runde. Auch die anderen Schauspieler sind gefordert. „Oh, die Knie“, sagt Uwe Reher lachend, der als Theodor Sperling auf Freiersfüßen wandelt und vor die angebetete Hilde sinken will.

Alles vergebene Liebesmüh. Hilde ist überhaupt nicht amüsiert. Weder der Maler, noch Sperling, noch Wilfried Wichelmann – der vom Neuzugang der Bühne, Christian Steinführer, gemimt wird –, entsprechen ihrem Geschmack. Und das wiederum schmeckt Hubert nicht, der sich aus reinem Eigennutz um sein Schwesterherz kümmert. Denn er hat ein Auge auf die Aushilfskraft Ute geworfen. Heiraten darf er sie aber erst, wenn Schwester Hilde schon unter der Haube ist.

Sieht schlecht aus für Hubert, der es trotzdem nicht lassen kann. Und so stecken Mara Müller und Peter Meyer die Köpfe zusammen und tuscheln und schnäbeln. Das will ja auch geprobt sein. Und macht sicher auch Spaß. Dass sie sich am Schluss doch noch kriegen, ist anzunehmen. Die Frage ist nur, welcher Bewerber bei Hilde das Rennen und den Weg für die Liebenden frei macht. Eine Überraschung bahnt sich an.