Zahl steigt rapide an: 50 weitere werden 2015 erwartet. Zusatzkosten in Millionenhöhe entstehen

Reinbek. Die Stadt Reinbek rechnet für kommendes Jahr mit weiteren 50 Flüchtlingen – eine Zahl, die die Verwaltung vor Probleme stellt. Denn mit den 97 Flüchtlingen, die derzeit in der Stadt leben, sind die bestehenden Unterkünfte voll. „Wir müssen jetzt sehen, wo wir die Menschen unterbringen können“, sagt Sozialamtsleiter Torsten Christ. Zudem kommen auf Reinbek Kosten in Millionenhöhe zu.

Christ hat erste Vorschläge ausgearbeitet, wo Container oder andere mobile Unterkünfte aufgestellt werden könnten. Eine Möglichkeit wäre ein städtisches Grundstück an der Stemwarder Straße im Ortsteil Neuschönningstedt. Auch auf dem Bolzplatz an der Feldstraße wäre Platz für Unterkünfte. Und auch am Krabbenkamp, wo derzeit Wohnheime stehen, wäre noch Platz. Torsten Christ favorisiert jedoch die Erweiterungsfläche am Freizeitbad an der Hermann-Körner-Straße. „Von dort sind Ärzte, Apotheken und Einkaufsmöglichkeiten zu Fuß gut zu erreichen“, sagt der Sozialamtsleiter.

In der jüngsten Sitzung des Sozialausschusses hat Christ den Politikern die Möglichkeiten präsentiert. Auch die Grünen favorisierten die Fläche am Freizeitbad und stellten darüber hinaus einen Antrag, dass die Verwaltung anfragen sollte, ob in der gelb angestrichenen Villa an der Hamburger Straße auch Flüchtlinge untergebracht werden könnten. Diese gehört der Katholischen Wohltätigkeitsanstalt zur heiligen Elisabeth. „Das Haus steht schon seit Längerem leer“, sagt der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Günther Herder-Alpen, und appelliert dabei an die Moral der Kirche.

Alle Parteien stimmten dem Antrag zu. „Wir stehen einem solchen Ansinnen natürlich positiv gegenüber, müssen jedoch prüfen, ob die Unterbringung in der Villa möglich ist“, sagt Sven Langner, Geschäftsführer der Katholischen Wohltätigkeitsanstalt. Denn derzeit werde das Haus als Archiv genutzt.

Betreuungskosten steigen von 8100 Euro auf fast 60.000 Euro

Bis zur nächsten Sitzung des Sozialausschusses am 4. November sollen die Fraktionen über die Standortfrage beraten und darüber, was für Unterkünfte errichtet werden sollen. Laut Christ wären Container für 1,9 Millionen Euro möglich. Alternativ könnten auch Holzpavillons für 1,5 Millionen Euro oder sogenannte Mobilheime, die wie Ferienhäuser aussehen, aufgestellt werden. Letzteres würde die Stadt 1,1 Millionen Euro kosten. Hinzu kämen noch die Erschließungskosten. Die CDU wunderte sich bei diesen Vorschlägen über die hohen Kosten. Laut Ilse Peter (CDU) habe Glinde für Container, in denen 24 Menschen leben können, inklusive der Erschließung des Grundstücks 475.000 Euro gezahlt. „Für 50 Flüchtlinge wären wir damit noch unter einer Million“, so Peter, die betont, dass einer von vielen Faktoren die Wirtschaftlichkeit der Stadt ist. Reinbek müsse wegen der neuen Feuerwehrwache und der Ausweichfläche für den Grandplatz viel Geld investieren. Torsten Christ sagt dazu: „Die Nachfrage nach Wohncontainern ist derzeit sehr groß. Entsprechend teurer werden diese.“

Neben den Kosten für die neuen Flüchtlingsunterkünfte kommen auch deutlich höhere Kosten für die Betreuung auf die Stadt zu. Derzeit zahlt Reinbek für 97 Bedürftige 8100 Euro. Für die weiteren 50 Flüchtlinge in 2015 kämen 58.600 Euro jährlich hinzu. „Bisher haben wir einen Mitarbeiter, der eine Dolmetscherfunktion hat. Künftig müssen wir aber auch Sozialpädagogen beschäftigen“, erklärt Christ.

Die Politik spricht im Hinblick auf die zu erwartenden Kosten von einem Dilemma. Unisono appellieren die Politiker an den Bund, sich mehr an den Kosten zu beteiligen. Denn derzeit übernehme der Bund nur einen kleinen Teil, für den die Kommunen zunächst in Vorkasse treten müssten.