Schotterpiste im Wald An der Eilshorst ärgert Bürger

Großhansdorf. Bis vor Kurzem war der Waldweg, der am Parkplatz an der Straße An der Eilshorst beim Ostring zwischen Ahrensburg und Großhansdorf beginnt, ein etwas verwildertes Naturidyll – gern genutzt von Joggern, Radlern und Spaziergängern mit Hunden. Ihnen allen ergeht es seit einigen Tagen vermutlich so wie Jens Heinrich: „Ich war entsetzt, als ich das gesehen habe“, sagt der Großhansdorfer Bürgervorsteher. Das so Vertraute war nämlich kaum wiederzuerkennen.

Vom frisch befestigten Parkplatz führt eine breite Schneise durch das Waldstück 400 Meter weit bis zur Straße Depenwisch. In der Mitte ein knapp vier Meter breiter, hellgrauer Schotterweg, daneben aufgeworfenes Erdreich mit ausgehobenen Baumwurzeln, ab und zu einzelne Bäume, die unter den Arbeiten sichtbar gelitten haben. Ein langer Metallpfahl lehnt an einem Stamm, die Aufschrift des beschädigten gelben Schildes an der Spitze liest sich wie Spott: Landschaftsschutzgebiet.

„Die sind hier im wahrsten Sinne des Wortes wie die Axt im Walde durchgegangen“, sagt Jens Heinrich. Mit „die“ meint der Bürgervorsteher weniger die Arbeiter, die in nur drei Tagen vollendete Tatsachen geschaffen haben, als die Auftraggeber von der Landesforstverwaltung. „Ich weiß, dass die das im Staatsforst dürfen. Aber Dürfen und Tun sind zweierlei.“ Heinrich ärgert vor allem, dass die Gemeinde Großhansdorf nicht über die Veränderungen informiert wurde. „Wenn die so etwas planen, wäre es gut gewesen, Gemeindevertretung und Verwaltung einzubeziehen. Wir hätten eventuell Vorschläge für ein behutsameres Vorgehen machen können.“

Forstwirtschaft ist an zertifizierte Standards gebunden

Auch Großhansdorfs Bürgermeister Janhinnerk Voß ist irritiert: „Ich hatte zwar Baumaschinen auf dem Parkplatz gesehen, dachte aber, es gehe nur um die wirklich dringend notwendige Sanierung dieser Parkfläche. Vom Rest habe ich erst erfahren, als alles fertig war.“ Der Bürgermeister ließ beim zuständigen Förster Andreas Körber in Lütjensee nachfragen, warum die Gemeinde nicht vorbereitet worden sei. „Herr Körber sagte, dass er zweimal vergeblich versucht habe, die zuständige Sachbearbeiterin zu erreichen. Das ist eine nicht nachvollziehbare Erklärung“, sagt Voß.

Der Bürgermeister berichtet, dass die Gemeinde erwägt, ein Schild aufzustellen, um darüber aufzuklären, dass nicht sie für die Baumaßnahme verantwortlich sei. „Ihre Wälder sind den Großhansdorfern sehr ans Herz gewachsen. Beim kleinsten Holzeinschlag klingeln bei uns die Telefone. Wir versuchen, der Forstverwaltung zu helfen, indem wir die Vorhaben erklären. Umso enttäuschender finde ich es, dass wir in diesem Fall im Vorwege keine Nachricht bekommen haben.“

Förster Andreas Körber bestätigt, dass er versucht habe, die Großhansdorfer Sachbearbeiterin kurzfristig zu erreichen, um sie über „die relativ schnelle Baumaßnahme“ zu informieren. „Üblich aber ist das nicht, denn es ist ein ganz normaler Ausbau, den wir vor zwei Wochen begonnen haben. Wir müssen uns bei den Wegen, die wir forstwirtschaftlich nutzen, an zertifizierte Standards halten, die uns die Zentrale der Schleswig-Holsteinischen Landesforsten in Neumünster vorgibt. An der Eilshorst waren nach unseren letzten Holzeinschlägen die Wege so kaputt, dass es schon Beschwerden gab.“

Der Förster beschreibt, was „der Standard“ für beladene Holztransporter mit bis zu 40 Tonnen Gesamtgewicht ist: In der Mitte ein ungefähr 3,50Meter breiter befestigter Streifen aus gebrochenem Naturstein, der wegen seiner Verzahnung besonders stabil ist. Daneben zwei unbefestigte Bankette mit leichtem Gefälle von jeweils etwa 1,50 Meter Breite und am Rand zwei Spitzgräben, damit Regenwasser gut ablaufen kann. Darüber hinaus hätten Ecken und Kanten in Kurven gerodet werden müssen, um die notwendigen Radien für das Ausschwingen der langen Fahrzeuge zu schaffen.

Andreas Körber stimmt zu, dass die breite Schneise mit Schotterpiste keine Augenweide ist: „Das sieht anfangs gewaltig aus und gefällt auch mir nicht. Aber im nächsten Sommer, wenn die Ränder neu bewachsen sind, sieht alles wieder natürlich aus. Außerdem entstehen hier lichte Lebensräume mit einer großen Vielfalt von Pflanzen und Insekten.“

Großhansdorfs Bürgervorsteher ist dennoch misstrauisch und befürchtet als Folge des massiven Eingriffs eine Art Kahlschlag. „Wer einen solchen Weg anlegt, der will nicht nur ein paar Bäume fällen, sondern vermutlich deutlich mehr als seine Kosten erlösen“, vermutet Jens Heinrich. Förster Körber widerspricht dieser Interpretation: „Normalerweise befestigen wir einen Weg, bevor wir Holz einschlagen. Im Wald An der Eilshorst lief es diesmal anders, wir hatten dort vor Kurzem eine größere Holzernte. Gewöhnlich ernten wir nur zweimal im Jahrzehnt. In den Eilshorster Wald gehen wir frühestens in vier Jahren wieder hinein, es sei denn, dass Käferfraß oder Sturm schnelleres Handeln erfordern sollten..“

Der Förster findet, dass die Empfindlichkeiten der Großhansdorfer in Sachen Wald besonders ausgeprägt seien. „Das ist manchmal ein bisschen egoistisch und nicht sehr naturnah gedacht. Der Wald ist nicht nur ein Naherholungspark. Die Produktion und Ernte von Holz ist ein normales Verfahren.“ Körber fügt hinzu: „Diese Art von Weg ist eine Investition nicht nur für uns selbst, sondern auch fürs Gemeinwohl, weil sie Spaziergängern und Radlern nützt.“

Joggerin Ulrike Schreiber ist zwar nicht gerade begeistert vom Drumherum, schätzt aber die Vorzüge ihrer erneuerten Laufstrecke: „Im vergangenen Jahr sind hier immer wieder Bäume gefällt worden, und das hat tiefe Spuren hinterlassen. Das waren richtig fiese Rillen hier. Jetzt ist es immerhin wieder ein richtiger Weg.“ Weniger überzeugt von der Qualitätsverbesserung ihrer „Hausstrecke“ sind zwei Hundebesitzerinnen. „Der Wald sieht ziemlich ramponiert aus. Ich finde das befremdlich“, sagt Susanne Karwehl. Katharina Schönrock klagt: „Schade. Das war vorher ein schöner Waldweg. Soll der jetzt auch noch geteert werden?“