13 Polizisten sollen vor allem an den Tatorten Hinweise suchen und die schlechte Aufklärungsquote verbessern

Ahrensburg. Wenn im Herbst die Blätter goldgelb werden und von den Bäumen fallen, die Sonne täglich früher untergeht, dann wird es in Stormarns Häusern und Wohnungen nicht nur gemütlicher, sondern auch gefährlicher. Denn in der dunklen Jahreszeit schlagen vermehrt Einbrecher zu. Da die Anzahl der Taten vor allem in Stormarn in den vergangenen Jahren gestiegen, die Aufklärungsquote zuletzt aber gesunken ist, hat die zuständige Polizeidirektion in Ratzeburg nun eine Sonderermittlungsgruppe eingerichtet.

Am heutigen Mittwoch startet die Präventions- und Ermittlungsgruppe für Wohnungseinbruch, kurz PEG WED, ihre Arbeit. Zwölf Beamte unter Leitung von Polizeihauptkommissar Jörg Marienberg, 53 Jahre alt und seit 1979 bei der Polizei, bilden das Ermittlungsteam. Darunter: zwei Polizisten mit speziell ausgebildeten Diensthunden sowie vier Kripobeamte. Alle Polizisten sind ausgebildet in dem Bereich Spurensicherung. Standort der Sonderermittler ist Reinbek, zuständig ist das PEG WED allerdings für das gesamte Gebiet der Kreise Stormarn und Herzogtum Lauenburg.

Holger Meincke ist der stellvertretende Leiter der Polizeidirektion Ratzeburg, er erklärt die Aufgaben der in Schleswig-Holstein einzigartigen Ermittlungsgruppe. „Die Beamten sollen die Tatortarbeit verbessern“, sagt er. „Unser Hauptziel ist es, die Aufklärungsquote zu verbessern.“ Denn an der Spurensicherung und in der Folge der Aufklärungsquote, daran habe es in den vergangenen Jahren gehapert – aus Zeitmangel. „Teilweise mussten Kollegen die Spurensicherung sogar unterbrechen, weil dringendere Einsätze wie Unfälle aufliefen“, sagt Meincke. Da die Mitglieder der PEG WED ausschließlich für Einbruchsdelikte zuständig sind, erhofft sich Meincke viele sachdienliche Hinweise auf die Einbrecher, bei denen es sich offenbar zumeist um professionelle Tätergruppen handelt, die stets mehrere Taten begehen. „Wenn wir nur einen Täter gefasst haben, haben wir nicht ein bis zwei, sondern eher gleich ein Dutzend Einbrüche verhindert“, sagt Meincke.

Die Aufklärungsquote bei Einbrüchen lag 2013 in Stormarn bei 6,1 Prozent

1018 Einbrüche hat die Polizei allein im „reichen Stormarn“ im vergangenen Jahr registriert. Damit ist der Kreis Spitzenreiter im Land Schleswig-Holstein. Im Vorjahr waren es noch 963 Fälle gewesen. „Wir betrachten den Anstieg der Taten mit großer Sorge“, sagt Meincke. Die Aufklärungsquote ist unterdessen von neun (2012) auf 6,1 Prozent im vergangenen Jahr gesunken. Besonders betroffen sind die Städte Ahrensburg und Reinbek sowie Geesthacht im Kreis Herzogtum Lauenburg. Beute im Wert von 3.269.017 Euro wurde bei den Einbrüchen mitgenommen. „Der Schaden ist aber weit höher“, sagt Hans-Jürgen Köhnke, Chef der Kripo, und meint damit weniger die aufgehebelten Türen und Fenster: „Ein Einbruch ist eine erhebliche psychische Belastung“, sagt er.

Köhnke rät auch deswegen den Bewohnern, ihre Häuser zu sichern. „Die hohe Zahl der Einbruchsversuche zeigt, dass Prävention wirkt. Denn Einbrecher, so sagt der Kriminaloberrat, haben ein Zeitfenster. „Wenn es ihnen nicht innerhalb weniger Minuten gelingt, in die Wohnung oder das Haus zu gelangen, brechen sie ab und flüchten“, sagt Köhncke.

Und insbesondere Stormarner am Hamburger Rand sollten sich über entsprechende Maßnahmen Gedanken machen. Dort sind die Einbruchszahlen am höchsten. Die Gründe nennt Köhnke: „Die Autobahnen dienen den Tätern als ideale Fluchtwege.“ Zudem gebe es in Augen der Täter in Stormarn eine Menge „lohnenswerte Objekte“.

Ob die Polizeidirektion wieder in Teilen Stormarns Gefahrengebiete einrichtet, sei allerdings noch unklar, sagt Meincke. Seit 2011 macht die Polizeidirektion Ratzeburg in Stormarn und dem Nachbarkreis Herzogtum Lauenburg regelmäßig und über Monate hinweg in festgelegten Gebieten von Anhalte- und Sichtkontrollen, wie die Maßnahme offiziell von der Polizei genannt wird, Gebrauch. In diesen Zonen können verdächtige Personen angehalten, kontrolliert werden und ihre Daten gespeichert werden (wir berichteten). Meincke: „Wir werden die Lage an den einzelnen Orten beobachten und, sofern erforderlich, die Maßnahme wieder beim Amtsgericht beantragen.“

Die PEG WED soll unterdessen ganz sicher und bis mindestens zum 31. März 2015 im Einsatz sein – bis es täglich etwa länger hell bleibt und das Laub an den Bäumen wieder sprießt.