Gemeinde hat als Einzige ein Gebot abgegeben, das Gewässer von Hamburg zu kaufen. Jetzt muss verhandelt werden

Großensee. Der Großensee könnte einfacher als zunächst gedacht in die Hand der Gemeinde Großensee übergehen. Das beschränkte Bieterverfahren, zu dem die Stadt Hamburg als Eigentümerin des Gewässers vier Bieter eingeladen hatte, ist beendet. Das einzige Gebot, das eingegangen ist, hat die Gemeinde Großensee abgegeben. „Ich werte das als relativ positiv“, sagt Großensees Bürgermeister Karsten Lindemann-Eggers, der am Montag in einem Gespräch mit Hamburgs Finanzsenator Peter Tschentscher (SPD) davon erfuhr. „Nun können wir im direkten Gespräch um die Immobilie feilschen, wie ich es mir von Anfang an erhofft hatte.“ Die übrigen potenziellen Bieter, die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein und zwei Privatleute, hatten kein Gebot abgegeben.

Die Hamburger Finanzbehörde bestätigt, dass das einzige Gebot in dem Bieterverfahren von der Gemeinde stammt und dass man nun „ergebnisoffene Gespräche“ führe. „Wir müssen keine Fristen einhalten und haben daher keinen zeitlichen Druck“, sagt Sprecher Daniel Stricker, der keine Details zum weiteren Vorgehen nennt.

Karsten Lindemann-Eggers hatte als Bürgermeister während der vergangenen Wochen immer wieder darauf hingewiesen, dass die von Hamburg als Mindestgebot geforderten 1,15 Millionen Euro für eine Gemeinde der Größe Großensees kaum finanzierbar seien. „Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass, wenn der Seekauf oberste Priorität hat, die geplante Entwicklung der Infrastruktur dann erst einmal auf Eis liegt“, hatte Lindemann-Eggers etwa bei einer Informationsveranstaltung für Bürger gesagt. Bei dem Treffen im Dörphus waren rund 200 Einwohner anwesend, viele äußerten Besorgnis darüber, dass ein neuer Eigentümer etwa das Schwimmen oder das Angeln in dem See verbieten könnte.

Lindemann-Eggers zeigte sich am Dienstag über den Verlauf der Verhandlungen erleichtert. „Wir versuchen nun, gemeinsam mit der Stadt Hamburg Mittel und Wege zu finden, den Kauf des Sees für unsere Gemeinde zu ermöglichen.“ Welche Möglichkeiten bislang im Gespräch seien, wollte der Bürgermeister nicht näher benennen.

Eine Einigung zwischen der Hansestadt und Großensee könnte beispielsweise vorsehen, dass die Gemeinde einen geringeren Preis als das ursprünglich geforderte Mindestgebot zahlt und dafür Leistungen im Naherholungsbereich für die Stadt Hamburg erbringt. Schon jetzt bietet die Gemeinde den Besuchern des Sees etwa das Freibad, Parkplätze und den Seewanderweg. Lindemann-Eggers sagt, er gehe davon aus, dass weitere Gespräche mit Hamburg nach einer Sitzung des zuständigen Ausschusses, die noch vor Beginn der Herbstferien am 13. Oktober stattfinden soll, folgen werden.

Was passiert, falls sich Hamburg und Großensee nicht einigen können, lässt Behördensprecher Daniel Stricker offen: „Das warten wir jetzt erst einmal ab.“ Er sagt jedoch auch: „Grundsätzlich hat sich Hamburg immer vorbehalten, ob der See überhaupt verkauft wird.“

Zu dem Preis, den die Gemeinde für den See zu zahlen bereit ist, will sich Lindemann-Eggers nicht öffentlich äußern. Einen Bericht der „Bild“-Zeitung, nach dem die Gemeinde ein Gebot in Höhe von 500.000 Euro abgegeben haben soll, weist er zurück. „Das Gebot, das wir abgeben haben, entspricht nicht der dort genannten Höhe.“

Volker Romeike, Geschäftsführer der Auftragsberatungsstelle Schleswig-Holstein in Kiel, sagt über das angewendete Verfahren: „Gibt in einem beschränkten Bieterverfahren nur ein Angesprochener ein Gebot ab, ist das kein zwingender Grund, das Verfahren aufzuheben.“ Entspreche dieses Gebot jedoch nicht dem zuvor genannten Mindestgebot des Verkäufers, könne dieser das Verfahren auflösen. Er selbst plädiere jedoch grundsätzlich dafür, ein Bieterverfahren wie dieses nicht zu beschränken. „Auch bei einem öffentlichen Bieterverfahren können die Spielregeln, wie etwa Nutzungseinschränkungen, genau definiert werden.“

Wie es nun mit dem See weitergeht, wird vornehmlich von den Ergebnissen der Gespräche zwischen Großensee und Hamburg abhängen. Während der Verkauf des Gewässers also weiterhin ungeklärt ist, zeichnet sich bei der Frage nach einem neuen Pächter des angrenzenden Restaurants eine Entwicklung ab. Die Gemeinde hatte unlängst nach Streitigkeiten den Vertrag mit Pächter Felix Schickler zum 31. Oktober aufgelöst. „Es gibt mehrere Anbieter für die Pacht, die ihr Konzept bereits eingereicht haben. Einige Vorschläge stehen auch noch aus“, sagt Lindemann-Eggers. Die Gemeindevertreter Großensees werden voraussichtlich bei ihrer nächsten Sitzung am 9. Oktober über einen möglichen Nachfolger Felix Schicklers debattieren.