Politiker sprechen sich gegen geplante Einschnitte aus. Der Kreis bezuschusst den Betrieb mit 792.000 Euro pro Jahr

Glinde. Die Entscheidung fällt am 2. Oktober. Erst dann ist es offiziell: Das Busnetz in Südstormarn wird nicht wie ursprünglich geplant ausgedünnt. Diesen Beschluss wird der Kreisverkehrsausschuss in Bad Oldesloe am kommenden Donnerstag fassen. Damit erfüllt er die Forderungen der Kommunen Glinde, Reinbek und Oststeinbek. Der Kreis bezuschusst den Betrieb mit 792.000Euro pro Jahr. „Das gilt für zwei Jahre bis zur nächsten Ausschreibung des Netzes“, sagt der Ausschussvorsitzende Lukas Kilian (CDU).

Bisher hatten die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) das Netz in Eigenregie betrieben, die in diesem Jahr auslaufenden Verträge wegen mangelnder Rentabilität aber nicht verlängert. Deshalb muss der Kreis jetzt einspringen und zahlen. Er ist Aufgabenträger für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) und verantwortlich für Planung und Finanzierung.

Metrobuslinie 11 fährt ab Mitte Dezember unter anderer Nummer

Um das auszugleichende Defizit bei maximal 500.000 Euro zu halten, waren bereits zur nächsten Fahrplanänderung Mitte Dezember erhebliche Einschränkungen für Kunden vorgesehen. Unter anderem sollte die Metrobuslinie 11, die demnächst in Linie 133 umbenannt wird und von Billstedt zur Station Haidkrug in den Reinbeker Ortsteil Neuschönningstedt führt, zwischen Hamburg und dem Glinder Markt nicht mehr durchgängig von 5 bis 21 Uhr im Zehn-Minuten-Takt fahren.

Gegen den Vorschlag der Verwaltung in Bad Oldesloe hatte sich Widerstand in den drei betroffenen Kommunen geregt, vor allem in Glinde. Nicht nur in der Politik, auch die Bürger gingen auf die Barrikaden. Sandra-Pia Wöhrmann und Heidi Weber gründeten eine Initiative, die sehr schnell 1300 Unterschriften gegen die Kürzungen sammelte. Der Druck auf die Kreispolitiker wurde immer größer.

Inzwischen hat die Verwaltung neben der Basisvariante, die auf breite Ablehnung stößt, neun weitere Möglichkeiten erarbeitet, wie die Busse im Südstormarner Netz künftig fahren könnten. Eine davon ist die Maximalvariante „Status Quo“, die mit 792.000 Euro zu Buche schlägt und nahezu dem derzeitigem Angebot entspricht. Kilian, der in Glinde wohnt: „Die CDU hat sich für diese Lösung entschieden.“ Auch die Grünen und Forum21 werden zustimmen. Damit ist die Mehrheit gesichert. „Tendenziell geht es auch bei uns in diese Richtung“, sagt der SPD-Kreistagsabgeordnete Gerd Prüfer. Nicht im Paket enthalten ist die Nachtbuslinie 619. Sie soll von den Kommunen selbst finanziert werden. Die Bereitschaft dazu wurde allerorts signalisiert.

„Für mich ist die Kuh vom Eis. Das Busnetz bedient ein Gebiet, in dem 35.000 Menschen leben. Es wäre das falsche Signal, hier Einschnitte vorzunehmen. Dass wir jetzt eine gute Lösung hinbekommen, ist auch ein Verdienst der Bürger, die sich massiv für den Erhalt eingesetzt haben“, sagt Peter-Michael Geierhaas von der Glinder SPD zufrieden.

Der Reinbeker Kreispolitiker Heinrich Dierking (Forum21) hat sich ebenfalls gegen Kürzungen ausgesprochen: „Es ist wichtig, dass wir die Infrastruktur erhalten. Wenn wir beim Busnetz was abknapsen, schaffen wir uns andere Probleme.“ Außerdem müsse berücksichtigt werden, dass den Menschen in diesem Gebiet weder ein U- noch ein S-Bahnanschluss Richtung Hamburg zur Verfügung stehe.

Joachim Germer (Grüne) spricht von einer günstigen Lösung, die politisch gut vertretbar sei. Der Barsbütteler: „Am Anfang wurde uns gesagt, dass es 1,1 Millionen Euro kostet, wenn man keine Abstriche machen möchte. Insofern können wir uns freuen.“ Andere Busnetze würden vom Kreis sogar mit mehr als einer Million Euro bezuschusst. Das Glinder Netz war das einzige in Stormarn, das komplett extern finanziert wurde.

Angebotskürzung hätte mutmaßlich zu Einnahmenverlust geführt

Laut Kilian muss auch die besondere Situation berücksichtigt werden. „Mit den angedachten Kürzungen hätten wir von heute auf morgen alles weggerissen. Wir müssen aber die Attraktivität halten, um keine Fahrgäste zu verlieren. Wer jetzt vom Bus aufs Auto umsteigt, den fangen wir in zwei Jahren, wenn das Netz neu ausgeschrieben wird, so schnell nicht wieder ein.“ In anderen Bereichen des Kreises zahle man die Busse ja auch, größtenteils sogar ganz. Kilian: „Und die Linien fahren konstant.“

Dass sich die Politiker für die Maximalvariante entscheiden werden, überrascht nicht. Denn sie birgt das geringste finanzielle Risiko. Damit ist die Annahme verbunden, dass es durch die Aufrechterhaltung des Angebots nicht zum Absprung von Kunden kommt, was einen Einnahmeverlust zur Folge hätte.

Weniger Sicherheit bietet zum Beispiel die zweite Variante aus der Verwaltungsvorlage. Sie garantiert eine durchgehende Zehn-Minuten-Taktung der Linie 133 von montags bis freitags. Am Wochenende und auf anderen Linien müssten Kunden Abstriche in Kauf nehmen. Die Kosten belaufen sich auf 467.000 Euro bei gleichbleibender Nutzerzahl. „Sollten die Einnahmen um 15 Prozent sinken, würde sich der Betrag auf rund 900.000 Euro erhöhen“, sagt Björn Schönefeld vom Fachdienst Planung und Verkehr beim Kreis. Dazu heißt es in der Verwaltungsvorlage: „Es ist anzunehmen, dass, je höher die Rücknahme im Angebot gegenüber dem Status Quo ist, die Wahrscheinlichkeit von Einnahmeverlusten steigt.“

Änderungen wird es auch bei der Maximalvariante auf der Linie 233 (derzeit von Mümmelmannsberg über Havighorst zur U-Bahn Billstedt) geben, wenn auch nicht qualitativer Art. Sie fährt künftig von der Station Haidkrug über Glinde und Havighorst nach Mümmelmannsberg. Zur Verstärkung wird die Linie 433 von Haidkrug über den Oher Weg zur Steinfurther Allee eingesetzt.