Beherzt ist ein altmodischer Begriff. Er bezeichnet den Mut, das anzusprechen, was wir uns eigentlich nicht anzusprechen trauen.

„Beherzt“ nennt die Arbeiterwohlfahrt in Ahrensburg ihr neues Präventionsprojekt, das den Kindern psychisch kranker Eltern helfen will. Der Name hätte nicht passender gewählt werden können. Denn auch hier sollen Probleme direkt angesprochen und angegangen werden, die gewöhnlich lieber totgeschwiegen werden.

Schwäche ist in unserer Leistungsgesellschaft ein No-Go. Wir alle sollen funktionieren. Depressionen, Persönlichkeitsstörungen, Traumata, Burn-outs oder Suchterkrankungen sind Schreckgespenster, weil jeder weiß: Wer es nicht mehr bringt, wird aussortiert. Folge der eigenen Angst ist die Ignoranz: Was nicht sein darf, wird auch nicht wahrgenommen.

Deshalb ist es umso wichtiger, das anzusprechen, worüber nicht geredet wird. „Beherzt“ konzentriert sich auf eine Zielgruppe, die indirekt betroffen ist, nämlich die Kinder psychisch erkrankter Eltern. Sie leiden in vielfacher Hinsicht mit: unter der Stigmatisierung und Isolation ihrer Eltern; an Schuldgefühlen für deren Erkrankung; unter der zusätzlichen Belastung, Verantwortung für die Familie und viele praktische Aufgaben übernehmen zu müssen, obwohl sie selbst Hilfe gebrauchen könnten.

Es gehört Mut dazu, Schwäche zu zeigen. Es wäre ein Fortschritt, wenn unsere Gesellschaft das begreift.