Ahrensburgs Stadtverordnete diskutieren, warum die Stadt sich den Luxus externer Berater für den Jahresabschluss leistet

Ahrensburg. Schnee von vorgestern? Oder ein Beispiel dafür, dass in Ahrensburg die Uhren anders gehen? Im 14. Tagesordnungspunkt der Stadtverordnetenversammlung war angekündigt, dass der Jahresabschluss 2010 der Stadt Ahrensburg beschlossen und der dazugehörige Schlussbericht des Rechnungsprüfungsamtes zur Kenntnis genommen werden solle. Ein offenbar betagtes, aber noch immer so akutes Thema, dass die lebhafte Debatte darüber an diesem Abend mit Abstand die meiste Zeit in Anspruch nahm. Dabei ging es weniger um den damaligen Jahresfehlbetrag von rund 4,2 Millionen Euro als um die Frage, warum es so lange mit dem Abschluss gedauert habe.

„Wir müssen mit unserem Rechnungsprüfungsinstrument endlich in der Jetztzeit ankommen“, forderte Christian Conring (CDU) der Vorsitzende des Finanzausschusses. Conring stellte fest, dass die Ahrensburger Finanzverwaltung nicht hinreichend in der doppischen Buchführung geschult sei. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Tobias Koch erinnerte daran, dass 2006 begonnen worden sei, die Mitarbeiter im Rathaus nebenbei auf die doppelte Buchführung, die sogenannte Doppik, vorzubereiten, während sie weiterhin kameralistisch arbeiteten. Doch als 2009, nach dreijähriger Schulungszeit und Trockenübungen, der Ernstfall anstand, nämlich ein aus eigener Kraft erstellter doppischer Ahrensburger Abschluss, sei die Verwaltung überfordert gewesen. Und das sei sie, so Koch, bis heute. „Ich vermisse einen Lerneffekt. Auch die Chance zum Neustart nach dem Fehlstart wurde verpasst“, sagte er. Stattdessen müssten für jeden Abschluss externe Berater für viel Geld eingekauft werden. Koch nannte jährliche Kosten von 270.000 Euro, die dafür angefallen seien.

„Man kann nicht die Doppik einführen wollen und das so ganz nebenbei mit kameralistisch ausgebildeten Mitarbeitern schaffen“, verteidigte Bürgermeister Michael Sarach die Verwaltung. Der Fehler sei also bereits in der Planung der Umstellung entstanden und setze sich fort. Daran sei auch die Politik nicht unschuldig, denn trotz seiner Hinweise sei die personelle Ausstattung noch immer unzureichend. „Es ist jedenfalls nicht sinnvoll, die Mitarbeiter der Verwaltung zu diskreditieren“, so Sarach, der sich auch gegen den Vorwurf wehrte, dass das Dilemma auch mit mangelhaften Dienstanweisungen zu tun habe. „Die Diskussion gleitet ab. Ich habe das Gefühl, der nächste Bürgermeister-Wahlkampf hat bereits begonnen.“ Unter der Oberfläche dieser Diskussion ging es auch um Ahrensburgs Verschuldung – und nicht zuletzt um die nötige Transparenz als Voraussetzung dafür, sich aus der Schuldenfalle zu befreien.

Bei alledem wurde ein anderer wichtiger Tagesordnungspunkt aus den Augen verloren, nämlich eine Eilentscheidung des Bürgermeisters über außerplanmäßige Ausgaben. Ahrensburg hat in der Sommerpause Fördergelder des Landes für das „Realisierungskonzept Schlosspark, Aue, Innenstadt“ zurückzahlen müssen, weil die Kosten für den dritten Bauabschnitt der Neugestaltung der Großen Straße Süd von 2006 bis 2009 geringer waren als erwartet. Bürgermeister Sarach musste am 22. August nicht nur 157.243,46 Euro an „zu viel gezahlten Landesmitteln“, sondern auch Zinsen dafür in Höhe von 60.532,60 Euro überweisen. Kurzfristig fällig wurde dieser Betrag in den Sommerferien, sodass Bürgermeister Sarach handeln musste und die Fraktionen darüber unterrichtete. Die Stadtverordneten nahmen diesen Vorgang jetzt zur Kenntnis. Nachfragen zur zusätzlichen Belastung durch die Zinsforderung gab es nicht.