Überraschungskonzert der Hamburger Band in der Theodor-Mommsen-Schule: Radiosender N-Joy mit der Schoolrock-Tour zu Gast

Bad Oldesloe. Dicht an dicht stehen die Oberstufenschüler der Theodor-Mommsen-Schule in der Aula des zweiten Stockwerks aneinander gedrängt. Scheinwerfer werfen ein grelles blaues Licht auf die bislang noch leere Bühne. Dass in wenigen Minuten die Band Tonbandgerät auftreten wird, hat sich unter den Schülern bereits herumgesprochen. Als erstes betritt N-Joy-Moderator Christian Fremy die Bühne. „Jetzt wird es Zeit, ein bisschen Gas zu geben“, ruft Fremy der Menge entgegen. Es ist es Zeit für deutschsprachigen Pop. Wenig später stimmen die vier Bandmitglieder ihren ersten Song „Kopfland“ an. Während Frontmann Ole Specht den Liedtext in sein Mikrofon singt, wird er von Jakob Sudau am Schlagzeug und den beiden Geschwistern Sophia und Isa Poppensieker am Bass und an der Gitarre begleitet. Die 15 bis 19 Jahre alten Schüler reißen die Arme hoch, klatschen begeistert mit und fordern, nachdem die Band ihren sechsten Song gespielt hat, unter lauten Rufen eine Zugabe. Die erhalten sie auch. Anschließend geben die Musiker noch ausgiebig Autogramme.

Das Oldesloer Gymnasium an der Hamburger Straße 43 ist nicht die einzige Schule, die von N-Joy, dem jungen Sender des Norddeutschen Rundfunks (NDR) während der N-Joy-Schoolrock-Tour besucht wird. Seit vergangenem Montag tourt der Radiosender zusammen mit der Hamburger Band Tonbandgerät quer durch sein Sendegebiet und gibt Konzerte in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Bis zur kommenden Woche sind fünf weitere Auftritte geplant. Wo diese stattfinden werden, ist bis dahin streng geheim, denn die Schüler sollen mit den Auftritten überrascht werden.

Nach dem Konzert informiert der Radiosender über Ausbildungsmöglichkeiten

„Durch die Tour geben wir dem Radio ein Gesicht“, sagt Christian Fremy. Zusammen mit seiner Kollegin Susan Hammann moderiert er von neun bis zwölf Uhr auf N-Joy die Vormittagsshow „Herr Fremy und Susan“. Während der Schoolrock-Tour ist er in seiner üblichen Sendezeit „off air“: Das Konzert wird nicht live übertragen, sondern exklusiv für die Schüler gegeben. An der Tour gefällt dem Moderator vor allem die Nähe zu seinen Hörern. „Hier ist es etwas anderes, als wenn wir auf den großen Bühnen stehen. Mann kommt so viel leichter mit den Schülern ins Gespräch“, sagt Fremy.

Nach dem Auftritt von Tonbandgerät werden die Schüler über Ausbildungsmöglichkeiten beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk informiert. Hierzu zählen Berufe im kaufmännischen, produktions-organisatorischen oder technischen Bereich. An der Theodor-Mommsen-Schule ist zudem ein Radio-Workshop geplant. Für die erst im vergangenen Monat gegründete Radio-AG sind an diesem Montag morgen unter anderem die Achtklässlerinnen Viviane Quast und Saly Al-Termimi im Einsatz. „Unsere Aufgabe ist es, Schüler und Lehrer zu befragen, wie ihnen das Konzert gefallen hat“, sagt Saly und hält dabei ihr Mikrofon mit der rechten Hand fest umschlungen. Neben Viviane und Saly nehmen an der Arbeitsgemeinschaft acht weitere Schüler zwischen der siebten und der 13. Klasse teil.

Christian Greten leitet die Radio-AG. Der Geographie- und Deutschlehrer organisierte auch den Besuch der Schoolrock-Tour an seiner Schule. „N-Joy hat uns angeschrieben, ob wir an der Ausschreibung teilnehmen wollen. Daraufhin haben wir den Kontakt zur Eventagentur des NDR gesucht und wurden ausgewählt“, sagt Greten. Anlässlich des Konzerts hat sich der Lehrer für seine Radio AG etwas Besonderes einfallen lassen: „Die Schüler werden ein Interview mit der Band und mit Christian Fremy führen“, sagt Greten. Dieses soll dann bald auf dem Offenen Kanal Lübeck ausgestrahlt werden. „Für eine Schulveranstaltung ist das doch ziemlich cool“, sagt Greten.

Diese Meinung teilen auch Maria Hergert und Johanna Arndt. Die Elftklässlerinnen freuen sich über die Abwechslung vom Stundenplan: „Die Musik klingt ziemlich gut und das Konzert ist mal etwas Anderes“, sagt Maria. Der Überraschungseffekt ist bei den meisten Schülern ebenfalls gelungen. „Wir haben bis zum Auftritt nicht genau gewusst, wer spielen wird. Uns wurde nur gesagt, dass eine Veranstaltung in der Aula stattfindet“, sagt Henning Heib. Der Schüler besucht die zehnte Klasse der Theodor-Mommsen-Schule. Während des 60-minütigen Auftrittes haben die Oberstufenklassen Pause vom Erdkunde-, Biologie- oder Physik-Unterricht. Und auch für Christian Greten und seine Kollegen Hans-Otto Vollert, Lars Krahl und Sonia Purwin ist das Konzert eine willkommene Abwechslung vom Lehrplan.

Mit den Überraschungskonzerten bereitet N-Joy nicht nur den Schülern und ihren Lehrern eine Freude. „Mit der Tour wollen wir jungen Bands aus dem Norden eine Bühne geben“, sagt Christian Fremy. Seit 2004 veranstaltet der Sender die Schoolrock-Tour. In den vergangenen Jahren nahmen daran Nachwuchsbands wie Silbermond und Juli teil, die später große Erfolge feierten. Auch Tonbandgerät freuen sich darüber, an der Tour teilzunehmen. „Es ist schön, heute hier zu sein“, sagt Sänger Ole Specht. Mittlerweile haben die Schüler die Aula verlassen und drängen sich wieder dicht an dicht um den mit Schultischen abgegrenzten Bereich, an dem die vier Bandmitglieder ihre Autogramme verteilen.

Die Bandmitglieder lernten sich vor sieben Jahren als Schüler kennen

Seit die Schwestern Isa und Sophia Poppensieker sich vor sieben Jahren mit Sänger Ole Specht zusammentaten, besteht die Hamburger Band. Damals waren sie selbst noch Schüler, inzwischen haben sie ihre Hobby zum Beruf gemacht. 2010 kam der Schlagzeuger Jakob Sudau bei Tonbandgerät dazu. Ihr Debüt feierten die vier im September 2012 mit ihrer Single „Irgendwie anders“. Nach ersten Charterfolgen folgte im April des vergangenen Jahres das Album „Heute ist für immer“. Seit dem 19. September ist ihre mittlerweile dritte Single in den Läden erhältlich.

Die N-Joy-Schoolrock-Tour quer durch Norddeutschland mussten Tonbandgerät am vergangenen Sonnabend jedoch für den Bundesvision-Songcontest unterbrechen. Bei dem vom Entertainer Stefan Raab ins Leben gerufenen Musikwettbewerb treten für jedes der 16 Bundesländer Künstler an – Tonbandgerät vertraten dabei Schleswig-Holstein. Bei der Veranstaltung in Göttingen belegten sie mit ihrer Single „Alles Geht“ den fünften Platz.