Eine Glosse von Wolfgang Klietz

Liebe Schotten, danke für die Inspiration. Auch wir haben abgestimmt, ob wir uns vom Mutterland lösen wollen. Wir – das sind meine Frau, die Kinder und ich. Snoopy hatte gerade keine Zeit. Unser kleiner, vierbeiniger Mischlingshund war gerade mit einem Leckerli beschäftigt.

Liebe Schotten, wir haben uns anders entschieden als ihr – und zwar einstimmig. Wir gründen unseren eigenen Staat und werden künftig sämtliche Steuern in die Sanierung und den Ausbau der heimischen Infrastruktur investieren. Das Bad müsste renoviert werden, der alte Kombi macht es nicht mehr lange, und auf das neue iPhone bin ich scharf.

Meine künstlerisch begabte Frau arbeitet bereits an Wappen und Fahne. Ich grübel noch über den Namen unseres Ein-Haushalt-Staates. Klietzonesien wäre prima. Damit könnten wir uns identifizieren. Außerdem klingen die letzten Silben herrlich nach Palmen und Strand. Man denke nur an die Bruderstaaten mit den Vorsilben Poly-, Mikro- und Indo-.

Wir werden freundschaftliche Beziehungen ins benachbarte Ausland pflegen und uns den Menschenrechten und der Demokratie verpflichten. Außer wenn es um die Spülmaschine geht. Die wird ausgeräumt, wenn ich das sage, liebe Kinder.

Erste Entscheidungen über die Besetzung wichtiger Posten sind gefallen. Snoopy wird Verteidigungsminister. So ein Amt macht richtig was her, wenn er diesem blöden Leo aus dem Nachbarsgarten mal wieder zeigen muss, wo Geduld und Revier ihre Grenzen haben.

Und ich kaufe mir einen anständigen Anzug, einen Schlips und werde Staatsoberhaupt. Dann schreibe ich Briefe: Mensch, Kollege Barack, alte Beule, komm’ doch mal auf Pils und Schnittchen vorbei. Oder so ähnlich. Ich freue mich darauf. Klietzonesien – yes, we can!