Drei Jahre alter Jack-Russell-Mischling begleitet die neue Kuratorin der Sparkassen-Kulturstiftung, Katharina Schlüter, auf Schritt und Tritt

Ahrensburg. Sie werden sich wohl nie begegnen: Der altgediente Carlos, der Kater, der täglich vor Aldi in Delingsdorf Schicht schiebt (wir berichteten). Und der Neuling Fridolin. Besser ist das. Es könnte sonst zu haarsträubenden Szenen kommen, denn das bilaterale Katz’-und-Hund-Verhältnis ist eher von Spannung als von Diplomatie geprägt. Da Kater Carlos und Rüde Fridolin allerdings beide berufstätig sind, ist die Gefahr eines Aufeinandertreffens gering. Keine Zeit. Man hat zu tun. Und dann auch noch in sehr unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen. Carlos ist eher im Kaufmännischen aktiv beziehungsweise in der Lebensmittelbranche. Fridolin – oder Frido, wie enge Vertraute zu dem schwarz-weiß-braunen Kollegen mit den treuen Hundeaugen sagen dürfen – schwebt in höheren Sphären: Er macht in Kultur.

Als für Kater Carlos die Sache mit Aldi vor drei Jahren anfing, geschah das ohne Not. Der Kater hat ein schönes Zuhause und genug zu fressen. Aber irgendwie war da wohl doch der Drang, mehr mit seinem Katzenleben anzufangen. Fridolin wurde gerade geboren, als Carlos die ersten Schichten absolvierte. Jetzt ist er in einer ungewöhnlichen Blitzkarriere an Carlos vorbeigezogen. Starallüren hat der Jack-Russel-Mischling trotzdem nicht. Er gibt sich mit seinem rauen Fell eher burschikos und lässt höchstens seine Zunge raushängen, wenn Frauchen Katharina Schlüter ins Marstall-Büro, zu einer Ausstellung, zur Besprechung mit dem Landrat oder ins Kreisarchiv eilt – Frido immer hinterher oder lieber vorweg.

„Er begleitet uns“, sagt Katharina Schlüter, die seit Anfang des Jahres als Kuratorin und wissenschaftliche Mitarbeiterin der Sparkassen-Kulturstiftung angestellt ist. Mit „uns“ meint sie die Kreis-Kultur-Crew. Begleiten klingt nach Therapie und Besänftigung. Und so sieht Frido auch seine Aufgabe. Er bestärkt, vermittelt und signalisiert Verständnis. Auf Hunde-Art. Ohne Worte. Dafür mit Entgegenspringen.

Haben Frauchen oder auch der Landrat nach langen Besprechungen das Bedürfnis, sich endlich mal wieder zu bewegen und herumzutollen, geht das für Frido sofort in Ordnung.

Für Frido kam der Beruf nicht aus einem Selbstverwirklichungstrieb, wie das möglicherweise bei Kater Carlos der Fall gewesen sein könnte. Er wurde berufen und war ahnungs- wie wehrlos. „Mein alter Hund war gestorben“, sagt Katharina Schlüter. Und man hört ihr an, dass das keine schöne Zeit war. Die 36-Jährige wohnte damals noch in Berlin und hatte eine Anzeige gelesen. Sie rief an, fuhr hin, sah die Welpen. Und Frido, schon ganz Kollege, machte ihr die Wahl leicht. „Er warf sich gleich auf den Boden“, sagt Katharina Schlüter. Es muss um beide sofort geschehen sein. Welche Konsequenzen das haben würde, ahnte Klein-Frido nicht. Aber es gibt eben noch andere Anzeigen, in denen nicht Welpen, sondern Kunstexperten gesucht werden.

So kam für Frauchen, die als promovierte Kunsthistorikerin Kreiskulturreferentin Tanja Lütje unterstützen soll, der Ruf aus Stormarn. Frido ging mit – was sollte er auch sonst machen – und verrichtet seither seinen Part mit Freude. „Er ist bei den vielen Fahrten durch den Kreis mein Kopilot. Er kommt überallhin mit. Nur ins Museum darf er nicht.“ Darauf soll er locker verzichten können.

Die Wahl für Frauchen fiel den Entscheidern bei der Kulturstiftung offenbar genauso leicht, wie die von Katharina Schlüter für Fridolin. Der wurde beim Einstellungsgespräch allerdings nicht erwähnt. Erst als sie positive Nachricht bekommen hatte, ließ Frauchen die „Katze“ namens Fridolin aus dem Sack. „Ich habe da ein kleines Problem“, habe sie dem Landrat gesagt. Das gehe in Ordnung, soll als Antwort gekommen sein. Jetzt ist auf jeden Fall aus dem kleinen Problem ein großes Glück geworden. In den Amtsstuben der Kreisverwaltung, in denen gewichtige Worte ausgesprochen und schwere Fragen gewälzt werden, wälzt sich jetzt hin und wieder auch Fridolin und lädt zur Beruhigung der Nerven auf ein Spielchen ein. „Am Anfang war ich oft im Kreisarchiv“, sagt Katharina Schlüter. Da sei dann Frauchen und Fridolin schließlich die muntere Begrüßung entgegenschallt: „Ah, da kommt unser Kulturhund.“

Fridos Hauptbüro ist jedoch der Marstall. Hier liegt er unter dem Schreibtisch. „Auf meinen Füßen“, sagt Katharina Schlüter. Vermutlich als eine Art „Weggehsperre“, damit die Kuratorin auch dranbleibt an den Akten.

Der Spruch „Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps“ hat für Fridolin allerdings oberste Priorität. Die Gewerkschaften hätten seine Freude an ihm. Denn Mittagspause muss sein. Dann geht er mit Frauchen oder Frauchen mit ihm in den Schlosspark. Auch Überstunden kommen für Frido nicht in Frage. „Nach Feierabend hängt er ab. Total“, sagt die Kuratorin, die in dieser Hinsicht deutlich mehr Engagement erwartet.

Was sie gemacht hätte, hätte der Landrat Nein gesagt, weiß sie nicht. „Oder wenn ein Kollege ein Hunde-Allergie gehabt hätte. Nicht auszudenken“, sagt die Neue im Stormarner Kulturteam. Aber die Sache mit der Arbeitserlaubnis für dem Kollegen auf vier Pfoten ist gut gegangen. „Es ist ein so schönes Gefühl, ihn an der Seite zu haben.“