Ahrensburgerin Johanna Debes gibt in St. Johannes die Siebenjährige aus „Mister God, This Is Anna“

Ahrensburg. Nach einem Lieblingssatz in ihrem ersten Lieblingsbuch befragt, muss Johanna Debes nicht lange nachdenken: „Der Unnerschied von einen Menschen und einen Engel ist ganz einfach: Das meiste von ein Engel ist innen, und das meiste von ein Menschen ist außen“, heißt es wörtlich. Das Zitat stammt von der etwa sieben Jahre alten Anna, der Titelfigur in dem englischen Bestseller „Mister God, This Is Anna“. Die Fragen und Einsichten des Mädchens, in denen sich kindliche Direktheit und Lebensklugheit überraschend miteinander verbinden, begleiten Johanna Debes schon lange. Die Schauspielerin hat sich von dem 40 Jahre alten Buch zu einer freien Umsetzung für die Bühne unter dem Titel „Hier spricht Anna“ inspirieren lassen, das sie seit vier Jahren, wann immer sich eine Gelegenheit bietet, als 50-minütiges Solo auf die Bühne bringt.

Am kommenden Dienstag, 23. September, tritt die 29-Jährige auf Einladung des Fördervereins mit ihrem „Herzensprojekt“ in St. Johannes auf. Beginn ist um 17 Uhr, der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen.

Für Johanna Debes ist die Vorstellung – die erste in einer Kirche – zugleich Heimspiel, Premiere und Rückkehr. Die 29-Jährige stammt aus Ahrensburg. Seit dem Abitur hat sie ihren Horizont jedoch beträchtlich erweitert. Sie war 16 Monate lang in Brasilien und hat in einer Favela in São Paulo für ein soziales Projekt gearbeitet. Danach absolvierte sie eine Theaterschule in Berlin, wo sie bis heute in Kreuzberg lebt. Inzwischen kommt sie aber wieder häufiger zurück in ihre Heimatstadt, wo sie sich neben ihrem Elternhaus am Stadtrand eine alte Saunahütte als einfaches Wochenenddomizil eingerichtet hat.

Johanna Debes hat eine Waldorfschule in Hamburg besucht und spielte Geige im Ahrensburger Jugendorchester an der Stormarnschule. Beides waren prägende und nützliche Erfahrungen, wie sie in São Paulo merkte. In der Favela Horizonte Azul arbeitete sie in einem Projekt, das Kinder und Jugendliche durch Freizeitangebote fördern und von der Straße fernhalten sollte. Sie entwickelte dort ein Musiktheaterprojekt, beteiligte sich an einer Theatertruppe und wusste plötzlich, was sie danach machen wollte: „Ich habe erfahren, dass man in der Theaterarbeit Menschen unmittelbar erreichen kann und auch sich selbst besser kennenlernt“, sagt sie.

Wie lehrreich die Arbeit in Brasilien war, hat sie in Deutschland gemerkt, wo sie nach der Schauspielschule mit behinderten Menschen, aber auch mit scheinbar schwer erziehbaren Jugendlichen arbeitete. „Theater kann Menschen, die sich sonst schwer ausdrücken können, groß und prächtig machen“, sagt sie. Auch in anderer Hinsicht war Brasilien ein Vorbild: „Die Menschen haben eine positive Grundeinstellung und werden weniger von Ängsten verfolgt als in Deutschland.“

Sie selbst orientiert sich an diesem Optimismus beim schwierigen Weg im Selbstfindungsprozess als Schauspielerin – und Mensch. Momentan zieht es Johanna Debes eher zum Film als zur Bühne, weil sie neue Grenzen überschreiten und sich selber in der Arbeit besser kennenlernen möchte.