Sechs-Millionen-Euro-Neubau in Großhansdorf ist fast fertig. Die beiden neuen OP-Säle werden in Kürze in Betrieb genommen

Großhansdorf. In der LungenClinic Großhansdorf hat die Zukunft schon begonnen – auch wenn sie noch nicht in Betrieb ist. Der Anbau des Krankenhauses, dessen maßgeschneiderte Architektur sich an hohen medizinischen, hygienischen, energetischen und arbeitsorganisatorischen Standards orientiert, ist weitgehend vollendet. Doch noch wird an den inneren Werten gearbeitet. „In den kommenden Wochen geht es vor allem darum, die Video-Technik in den Operationssälen zu installieren, die Deckenversorgungseinheiten fertigzustellen und viele Elektro-Arbeiten auszuführen“, sagt Wolfgang Gerckens. Der kaufmännische Geschäftsführer der LungenClinic rechnet damit, dass der hochmoderne Anbau in etwa fünf, sechs Wochen eröffnet werden kann.

Gerckens ist sichtlich zufrieden, als 00er das Ergebnis bei einer Führung fürs Hamburger Abendblatt präsentiert. Der dreigeschossige Kubus, dessen Fassade mit Paneelen unterschiedlicher Größe in einem Farbmix von drei erdigen Brauntönen verkleidet wurde, wirkt trotz seiner Kastenform so ansprechend verspielt, als hätte ihn ein kreativer Lego-Baumeister gestaltet. Auch die Innenräume sind weitgehend fertig. Die Patientenaufnahme und das Ambulante Zentrum im Erdgeschoss sehen im unmöblierten Zustand unspektakulär aus, ebenso die Räume der Zentralsterilisation im Untergeschoss.

Der Fußboden ist frei von Geräten und Kabeln

Deutlich spannender ist die obere Etage, wo bereits die Zukunft erkennbar wird, obwohl dort noch am meisten zu tun ist. „Wir werden hier die Möglichkeiten der heutigen Technik nutzen“, sagt Gerckens und zeigt die spiegelbildlich gebauten OP-Säle, die schon jetzt ein bisschen nach Science-Fiction aussehen. Von der Decke hängt an Schwenkarmen Equipment herab, das für eine Hightech-OP benötigt wird: Steuerungseinheiten, Anschlüsse für die Energieversorgung, Monitore in HD-Technik, LED-Leuchten. Weitere Bildschirme sind in die Wand eingelassen. Dort befindet sich auch ein Schaltkasten, der nach Kommandostand aussieht. Vor den OP-Sälen liegen Anästhesie-Räume, zwischen ihnen ein Lagerraum für Sterilgut.

Wesentlich für den Hygiene-Standard sei, so sagt Wolfgang Gerckens, dass der Fußboden vollkommen von Geräten und Kabeln befreit sei. Der Geschäftsführer der LungenClinic schwärmt von technischer Ausstattung und Architektur: „Die neuen Operationssäle entsprechen den höchsten hygienischen Standards. Über den OP-Tischen sorgt ein kalter Luftstrom sozusagen für einen unsichtbaren Raum im Raum und zusätzliche Sterilität. Die Patienten werden deshalb während der OP in Wärmematten gewickelt , damit sie nicht auskühlen.“

Gerckens berichtet, dass die Planung des Anbaus bereits 2008 in Arbeitsgruppen begonnen habe, in denen alle Beteiligten – von Ärzten über Pfleger und Verwaltung bis zu Technikern und Architekten – ihre speziellen Bedürfnisse zur Sprache brachten. 2012, als die Planung stand und die Förderrichtlinien eine verlässliche Finanzierung ermöglichten, konnte der Bau beginnen.

Die Großhansdorfer Spezialklinik wird wahrscheinlich mit den veranschlagten sechs Millionen Euro auskommen. Jeweils 2,5 Millionen Euro davon tragen Schleswig-Holstein und Hamburg, die auch mit jeweils 45 Prozent das Gros der Patienten stellen. Die LungenClinic ist mit ihrer im Norden einzigartigen Spezialisierung auf Krankheiten des Brustraums – der Pneumologie, Onkologie und Thoraxchirurgie – Plankrankenhaus der beiden Bundesländer. Die verbleibende eine Million Euro der Kosten für den Anbau übernimmt die LungenClinic selbst.

Eine Modernisierung der alten Gebäude wäre sehr teuer geworden

Die LungenClinic, die rund 400 Mitarbeiter hat und 226 Betten vorhält, versorgt im Jahr 7000 Patienten stationär und 6000 ambulant. „Bis zu 1100 Lungen-Operationen werden pro Jahr bei uns durchgeführt und etwa 800 Neuerkrankungen von Bronchialkarzinomen behandelt“, sagt Gerckens. „Die größte Fallzahl in Norddeutschland.“

Der Neubau, sagt der Geschäftsführer, sei notwendig gewesen, weil die alten Gebäude nur mit hohem Kostenaufwand und nicht optimalen Verbindungswegen hätten modernisiert werden können. Am Ende der Bauphase steht ein echter Durchbruch von Alt zu Neu, nämlich das Einreißen der Wand, die zurzeit noch die Intensivstation im Altbau vom neuen OP-Trakt trennt. Das ist sozusagen eine Operation am offenen Herzen, denn die Hygiene darf nicht gefährdet werden und der Krankenhausbetrieb soll möglichst ohne Unterbrechung weitergehen.

Nach diesem zugleich praktischen und symbolischen Akt dürfte rasch die offizielle Eröffnung mit hochrangigen Behördenvertretern aus Hamburg und Schleswig-Holstein sowie einem Tag der öffentlichen Tür folgen.