Politiker diskutieren über Bebauung des Holzvogtlandes. Investor stellt 300 Wohnungen in Aussicht

Reinbek. Das Thema ist brisant, die Gespräche darüber waren streng vertraulich: Am kommenden Dienstag wird die mögliche Wohnbebauung des Holzvogtlandes im Ortsteil Schönningstedt auf der Hauptausschusssitzung im Reinbeker Rathaus erstmals öffentlich behandelt. Es geht um jene Fläche zwischen Sachsenwaldstraße, Schönningstedter Straße und Schützenstraße, die bereits 1999 im Fokus stand. Damals verhinderten Bürger die Schaffung von Wohneinheiten.

„Nach so vielen Jahren kann man darüber mal wieder diskutieren“, sagt Volker Müller, der SPD-Fraktionsvorsitzende. Hintergrund ist das Interesse des Wohnungsunternehmens Semmelhaack aus Elmshorn an dieser Fläche. Der Investor ist Spezialist für sozialen Wohnungsbau. In Glinde plant er gerade 160 Einheiten auf dem Areal des Alten Gleisdreiecks, davon könnten 50 Prozent öffentlich gefördert werden. „Der Fokus liegt darauf, allen Bevölkerungsgruppen hochwertigen, bezahlbaren Wohnraum nach durchdachten Konzepten anzubieten“, heißt es auf der Internetseite des Unternehmens. Und genau das benötigt Reinbek. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Hans Helmut Enk: „Wir brauchen Wohnungen für ältere und junge Menschen, auch für Singles. Und sie müssen preiswert sein.“

Fraktionsvorsitzende haben bereits mit der Firma Semmelhaack gesprochen

Die Politik ist Semmelhaack gegenüber nicht abgeneigt. Hartmut Thede, Leiter der Projektentwicklung, hat bereits zwei Gespräche mit den Fraktionsvorsitzenden geführt. Bei einem war auch Maximilian Graf Bismarck dabei, dem ein Großteil der landwirtschaftlich genutzten Fläche gehört. Der kleine Anteil ist in Besitz eines Bauers. Über den Inhalt der Unterhaltung sagt Enk: „Das hörte sich ganz gut an.“ Man müsse jedoch die finanzielle Belastung für die Stadt prüfen, zum Beispiel beim Ausbau der Infrastruktur. Dieser Meinung ist auch Müller: „Die Schule in Schönningstedt könnte ohne bauliche Veränderung keinen großen Schwung an Kindern mehr aufnehmen.“ Nach Informationen dieser Zeitung hat der Investor den Bau von 300 Wohnungen in Aussicht gestellt.

Müller und Enk sind sich jedoch einig, dass es im Hauptausschuss keinen Beschluss geben wird. Beide wollen im Rahmen eines integrierten Stadtentwicklungskonzepts alle Flächen Reinbeks begutachten lassen. „Bei der Wohnbebauung bevorzuge ich ein Gesamtkonzept, bei dem die Bürger mitreden sollen“, sagt Müller.

Mit dieser Variante könnten sich auch die Grünen anfreunden, eine Einzelplanung für das Holzvogtland lehnt die Partei ab. Der Stadtverordnete Michael Zietz: „Wohnungsbau an diesem Standort ist ein hochsensibles Thema. Eine Dringlichkeit ist für uns nicht gegeben. Das Verfahren verträgt keinen Schnellschuss.“ Zietz erinnert an das Jahr 1999. Schon damals sollten nach dem Willen der Politik auf dem Areal Wohnungen entstehen. Es gab einen städtebaulichen Wettbewerb. Doch die Reinbeker stellten sich gegen das Projekt. Beim Bürgerentscheid votierten 69,5 Prozent gegen die Bebauung.

„Es gibt Einwohner, die den Acker als Grenze zwischen Schönningstedt und Alt-Reinbek partout behalten möchten“, sagt Müller. Er verweist jedoch auf das Stadtleitbild. „Darin steht, dass das Holzvogtland eine mögliche Baufläche ist.“ Bürgermeister Björn Warmer möchte auch bezahlbaren Wohnraum schaffen. „Deshalb bin ich über den Impuls erfreut“, sagt er. Man müsse jedoch an das große Ganze denken, also auch andere Flächen in Betracht ziehen.