Ahrensburger CDU-Stadtverordnete legt Mandat nieder. Beruf geht für sie vor

Ahrensburg. Vom antiken Drama bis zum Hollywood-Film: Wer eine gute Geschichte erzählen will, braucht eine Einleitung, eine Zuspitzung der Ereignisse und zuletzt eine Auflösung des Konfliktes. Die Geschichte über die Kino-Pläne auf der Alten Reitbahn in Ahrensburg ist noch lange nicht zu Ende geschrieben. Potenzial hat sie aber jetzt schon – inklusive unerwarteter Wendungen.

Die neueste ist: Die Projektentwickler von P&B Bau Consulting, die sich zwischenzeitlich unter anderem wegen „massiver Angriffe“ gegen Geschäftsführerin Susanne Philipp zurückgezogen hatten, wollen das Projekt doch wieder vorantreiben. Und Susanne Philipp, die bereits als stellvertretende Bürgermeisterin abgesetzt worden war, hat nun auch ihr Mandat als Stadtverordnete niedergelegt.

Die Geschichte über die Kino-Pläne für Ahrensburg und das Filetgrundstück der Stadt beginnt im Herbst 2013. Susanne Philipp, damals Stellvertreterin von Bürgermeister Michael Sarach, seit 16 Jahren Stadtverordnete und Mitglied des Bauausschuss, gründet die Firma P&B Bau Consulting, ein Entwicklungsbüro mit Sitz in Ahrensburg. Mit ihrem Lebensgefährten Rainer Briesemeister, einem Architekten, plant sie einen Neubau für die Alte Reitbahn an der Stormarnstraße. Das 6000 Quadratmeter große städtische Grundstück wird derzeit als Parkplatz genutzt.

Kritiker sahen Interessenkonflikte wegen der früheren Doppelfunktion

Der Entwurf der 56-Jährigen und ihres Partners sieht den Bau eines Gebäudes mit Wohnungen, Flächen für Einzelhandel – darunter ein Lebensmittelmarkt und ein Elektronikfachhandel – sowie eines Kinos mit fünf bis sechs Sälen sowie einer Tiefgarage vor. Einen Kino-Betreiber, die Hamburger Firma K-Motion, hat Philipp bereits gewinnen können.

Doch auch ein Konkurrent aus Hamburg wirbt bei den Ahrensburger Politikern für seine Ideen für das Grundstück. Er will ausschließlich Wohnungen bauen. Nach monatelangen Debatten hinter verschlossenen Türen stimmen die Politiker für den Entwurf von P&B Bau Consulting. Bevor Susanne Philipp sich darüber freuen kann, entbrennt allerdings die Diskussion um ihre Doppelfunktion. Anfang Juni zieht sie ihr Projekt zurück und verlässt auch den zuständigen Bauausschuss. Die Grünen beantragen die Abberufung der ersten stellvertretenden Bürgermeisterin. Die Stadtverordneten stimmen mehrheitlich zu.

Nun, rund zweieinhalb Monate später, meldet sich Susanne Philipp zurück. „Die Entscheidung fiel in der politischen Sommerpause“, sagt sie. Ebenso der Entschluss, sich vollständig aus der Politik in Ahrensburg zu verabschieden. „Ich lege mein Mandat in der Stadtverordnetenversammlung nieder.“ 16 Jahre hatte sich Philipp ehrenamtlich engagiert. „Das politische Engagement resultierte aus Idealismus. Das Bauprojekt ist mein Beruf und somit meine Existenz“, sagt sie.

„Das ist sehr konsequent von Frau Philipp“, sagt Christian Schubbert-von Hobe (Grüne). Der Politiker hatte für seine Fraktion den Antrag auf Abberufung in der Stadtverordnetenversammlung vorgetragen. Es sei nun völlig in Ordnung, wenn sie das Kinoprojekt wieder vorantreibe, sagt er.

In der Tat steht Philipp, so sagt sie, aktuell in Gesprächen mit der Stadtverwaltung, den ehemaligen Politikerkollegen sowie den Kinobetreibern. Christof Gläser, einer der zwei Geschäftsführer von K-Motion sagt: „Wir wollen weiterhin mit P&B Bau Consulting ein Kino für Ahrensburg realisieren.“

Und auch andere Politiker sehen die jüngste Entwicklung durchaus positiv. Thomas Bellizzi, FDP-Fraktionschef, sagt: „Wir begrüßen es, dass Susanne Philipp das Projekt vorantreibt.“ Er bedauere aber ihre Mandatsniederlegung. „Das wäre nicht mehr nötig gewesen“, findet auch Hartmut Möller, Fraktionschef der SPD: „Der Rücktritt als stellvertretende Bürgermeisterin hat mir gereicht.“ Das sieht auch Hinrich Schmick, Fraktionschef der Wählergemeinschaft, so. Er sagt aber: „Nun steht dem überlegenswerten Projekt in der Frage um die Doppelfunktion von Frau Philipp nichts mehr im Wege.“

Tobias Koch, CDU-Fraktionschef, der sich hinter seine Parteifreundin gestellt hatte, „wünscht sich, dass das Projekt nun ein Erfolg wird“. Er muss sich jetzt nicht nur um einen neuen Bürgermeister-Stellvertreter, sondern auch um einen neuen Stadtverordneten kümmern. Am Dienstag trifft sich die CDU zu ihrer Fraktionssitzung.

Fortsetzung folgt.