Gemeinschaftsschule Wiesenfeld in Glinde: Eltern und Lehrer wehren sich bei Grundsteinlegung gegen Fusion

Glinde. Es sollte ein feierlicher Akt werden. So stand es in der Pressemitteilung der Glinder Verwaltung. Doch von allseits guter Stimmung war bei der Grundsteinlegung für das neue Unterstufenhaus der Gemeinschaftsschule Wiesenfeld am Holstenkamp nichts zu spüren. Stattdessen wütende Lehrer und Eltern, die Bürgermeister Rainhard Zug während seiner Rede durch Zwischenrufe mehrfach unterbrachen. „Wir können hier mehrere Jahre den Baustaub schlucken. Und wenn das Gebäude fertig ist, kommen die anderen“, hallte es aus der Menge. Dazu hielten die Demonstranten ein Plakat mit der Aufschrift „Schulen sind keine Verschiebemasse“ in die Luft.

Anlass der Unmutsäußerungen ist der Wille der Politiker, die Einrichtung mit der Sönke-Nissen-Gemeinschaftsschule zu fusionieren und in das Schulzentrum am Oher Weg umzusiedeln. Im Gegenzug soll das Gymnasium an den Holstenkamp ziehen. Rainer Neumann, Fraktionsvorsitzender der CDU: „Das ergibt Sinn, weil die Sönke-Nissen-Einrichtung wegen mangelnder Anmeldungen sonst ausblutet. Außerdem kann man dort kein Abitur machen. Eine Zusammenlegung wird nicht einfach, das muss sukzessive geschehen.“ Über den Widerstand aus Lehrer- und Elternschaft sagt der Christdemokrat: „Man hat wohl die Sorge, dass die Qualität in Wiesenfeld leiden wird.“

Derzeit werden in der Einrichtung am Holstenkamp mit gymnasialer Oberstufe 740 Kinder und Jugendliche unterrichtet und damit genauso viele wie am Gymnasium am Oher Weg. Die Sönke-Nissen-Gemeinschaftsschule, die ihren Sitz bereits im Schulzentrum hat, zählt 530 Schüler. Für eine Gemeinschaftsschule mit rund 1300 Schülern reicht der Platz am Standort Holstenkamp nicht aus. Wird der Umzug von den Stadtvertretern beschlossen, haben Schüler die Möglichkeit, das Abitur in Glinde in acht Jahren an einem Gymnasium oder neun Jahren an einer Gemeinschaftsschule zu machen. Vorerst ist die Verwaltung aufgefordert, gemeinsam mit den Schulleitern einen Zeit- und Kostenplan für den Umzug zu erarbeiten.

Tilmann Eysholdt, Oberstufenleiter an der Gemeinschaftsschule Wiesenfeld, hofft, die Zusammenlegung noch verhindern zu können. Er sagt: „Der Schul- und Kulturausschuss hat einen Vorschlag gemacht. Wir haben genug Argumente, die die Stadtvertreter sicher interessieren werden.“ Der Protest am Donnerstag sei nicht lange geplant, sondern eine spontane Aktion gewesen. Bürgermeister Zug reagierte auf die Zwischenrufe gelassen. Er sagte in Richtung der Demonstranten: „Ich finde das ziemlich deplatziert. Sie können zur mir ins Rathaus kommen. Dort können wir über alles reden.“

Von diesem Angebot werden gewiss nicht wenige Gebrauch machen. Denn vor allem die Eltern scheinen entschlossen, alle Hebel in Bewegung zu setzen, damit die Gemeinschaftsschule Wiesenfeld am jetzigen Standort bleibt. Eysholdt: „Unsere Elternschaft hat den Anstoß für die Aktion gegeben. Sie befürchtet durch die Zusammenlegung ein verändertes Konzept. Unseres hat sich aber bewährt. Die Bewerberzahlen zeigen doch auch, dass unsere Schule funktioniert. So etwas macht man nicht so schnell kaputt.“ Auf Unverständnis stößt beim Oberstufenleiter auch die Tatsache, „dass keine Person vom Gymnasium an den Planungen beteiligt gewesen ist“.

Das Projekt am Holstenkamp, dessen Fertigstellung laut Zug nicht vor dem ersten Quartal 2017 abgeschlossen sein wird, kostet rund zwölf Millionen Euro. Das neue Unterstufenhaus ist Teil eines Gebäudeensembles und wird über eine Brücke mit den Erweiterungsbau des Haupthauses verbunden. Der Anbau für drei Millionen Euro wurde bereits im Herbst vergangenen Jahres fertiggestellt. Danach erfolgte der Teilabriss des alten Unterstufengebäudes.

Der Neubau ist kammartig strukturiert und verfügt über eine zweigeschossige Eingangshalle, dem kommunikativen Mittelpunkt. An einigen Stellen wird er sogar dreigeschossig sein. 16 Klassen-, zwei Musik- und Gruppen- sowie diverse Nebenräume bieten den Schülern reichlich Platz. Die Arbeiten für die Eingangshalle und das erste Obergeschoss auf voller Grundfläche sollen laut Plan Mitte 2015 beendet sein. Im Anschluss erfolgt der Bau eines zusätzlichen Staffelgeschosses in Holzrahmenbauweise sowie die Fertigstellung der Außenanlagen.

„Mit diesem Projekt haben wir alle Schulen durchsaniert“, sagt Zug. Die nächste kostenintensive Investition steht jedoch unmittelbar nach dem Abschluss der Arbeiten am Holstenkamp an. Der Bürgermeister: „2017 müssen wir an die Sporthallen im Schulzentrum ran.“ Kosten: rund 5,5 Millionen Euro.