Michael Wetzel löst den Hautpreis des Wettbewerbs „Dein Foto für Ahrensburg“ ein und fliegt über Fehmarn

Grube. Schon im Anflug der Cessna 172 wirbelt der Propeller das kurz geschorene Gras der Landebahn durcheinander. Dann setzt die Maschine auf dem Flugplatz Grube in Ostholstein auf. Michael Wetzel steht in der Sonne vor der flachen, geduckten Flugzeughalle und beobachtet das Manöver. Die Türen des Motorflugzeugs öffnen sich, und Christian Wendt steigt aus. „Besseres Wetter geht nicht“, ruft der Hobbypilot, noch während er auf Wetzel zugeht.

Michael Wetzel ist Sieger des Fotowettbewerbs der Bürgerstiftung Region Ahrensburg und des Hamburger Abendblatts. Aus 250 Motiven von 69 Teilnehmern wurde seine Fotografie „Schlossbrücke“ zunächst in einem Online-Voting unter die besten 20 Einsendungen gewählt und dann von einer siebenköpfigen Jury auf den ersten Platz. Der Preis: ein Fotoflug mit dem pensionierten Schulleiter und Stiftungsratsvorsitzenden der Bürgerstiftung, Christian Wendt.

Preisträger Wetzel hat seine Kamera, eine Nikon D300, schon um den Hals gehängt. „Ich habe ein Standardobjektiv heute mit “, sagt er. „Das hat schon viel mitgemacht: Einmal Afrika und zurück.“ Damals hatte er seine Sonnenblende vergessen. „aber heute habe ich sie eingepackt“, sagt der pensionierte Produktionsleiter eines Betrieb für Druckvorlagenfertigung und lacht dem blauen Himmel entgegen.

Bevor es in die Luft geht, bekommt der Hobbyfotograf noch eine exklusive Führung über den Flugplatz. In der Flugzeughalle lauscht Wetzel den Erklärungen Wendts über Flugzeugtypen, und -größen. Dabei klickt immer wieder der Auslöser seiner Kamera. Eine Treppe führt hoch in den Tower. Dort sitzt Thomas Nehring und spricht in ein Funkgerät. „Das ist hier wie auf allen Flugplätzen der Welt“, sagt der 46-Jährige. „Es gibt Messgeräte für Windgeschwindigkeit, Luftdruck und so weiter, und wir können mit den Piloten funken, um ihnen Informationen zu geben, etwa über die Wetterlage hier bei uns.“ Das Fliegen habe ihn süchtig gemacht, sagt Nehring und lacht. „Nächste Woche habe ich endlich meine Motorflugprüfung.“ Der Tower hat einen Balkon, von dem aus sich Michael Wetzel und Christian Wendt ein Ultraleichtflugzeug ansehen, das jetzt neben der Cessna 172 zum Abflug bereitsteht. Pilot Wendt zählt die Fakten auf: „Unsere Maschine ist ein Viersitzer mit 160 PS. Sie ist sehr solide und verbraucht 35 Liter Flugzeugbenzin pro Stunde.“ Kein Flugzeug der Welt wurde und wird so oft geflogen wie dieses, erklärt er weiter: „Der Golf der Lüfte ist das.“

Weil Michael Wetzel möglichst viele gute Aufnahmen während des Fluges machen möchte, bekommt er den Platz hinter dem Piloten. So hat er beidseitige Aussicht. Die Gurtschlösser klicken, der Propeller beginnt, sich langsam und dann immer schneller um sich selbst zu drehen, die Cessna nimmt Fahrt auf. „Luftraum frei“, kommt knarzend aus dem Funkgerät. Dann zieht Pilot Wendt das Steuerhorn zu sich heran, und die kleine Maschine hebt ab. Schnell wird die Ostholsteinische Landschaft kleiner, am Horizont blitzt das Meer auf. Auf dem Rücksitz hebt der Preisträger seine Kamera vor sein Auge und knipst. Ohne jedoch die Fluginstrumente im Cockpit aus den Augen zu verlieren. „Wir sind 550 Meter hoch“, stellt er mit Blick auf den Höhenmesser fest. Wendt nickt. „Genau. Sehen Sie, da hinten kommt schon Fehmarn.“ An der Küste tauchen Dahme und Kellenhusen auf, „und da hinten am Horizont, da sieht man schon Mecklenburg-Vorpommern“, sagt Wendt und zeigt auf einen Fleck unter dem Himmel. Wenn er geradeaus fliegt, kann der Pilot seine Hände komplett vom Steuerhorn nehmen. „So ruhig ist es heute, perfekt“, sagt er. Tatsächlich liegt die Cessna so ruhig in der Luft wie ein Auto bei gemütlicher Geradeausfahrt.

Jetzt kommt die Fehmarnsundbrücke in den Blick: Die will Michael Wetzel unbedingt fotografieren. „Fotografen möchten immer das Fenster auf haben oder?“, fragt Wendt und kurbelt die Scheibe runter. „Ich habe schon öfter Fotografen dabeigehabt. Früher haben wir dann sogar immer die Türen geöffnet“, erzählt er mit Glitzern in den Augen und einem Grinsen.

Der Fotoflug führt einmal um Fehmarn herum, über Fähren und mit Blick auf die dänische Küste, dann gibt es einen Schlenker zurück auf das Festland. Über Oldenburg, die A 1, Grömitz und glitzernde Seen lenkt Christian Wendt die Cessna schließlich, an der Küste zurück, zum Flugplatz Grube. Mit den Füßen auf den Pedalen und den Händen am Steuerhorn landet er das kleine Motorflugzeug sicher. Wohlbehalten wieder am Boden und mit einem Strahlen im Gesicht klettert Michael Wetzel aus dem Flieger.

Im Aufenthaltsraum des Flugclubs übt derweil Thomas Nehring aus dem Tower für seine Prüfung. Und grübelt: „Also: Wenn ich das hier wiege und noch jemanden mitnehme, der 60 Kilogramm schwer ist – wie viel Sprit muss ich dann also berechnen?“

Hobbyfotograf Wetzel übergibt dem Piloten noch ein Dankeschön: Eine gerahmte Collage mit Fotografien aus Südafrika – dort hat Wendt ein paar Jahre gelebt und unterrichtet. Ihm hat der Flug sehr gut gefallen. „Herr Wendt ist ein ganz toller Pilot“, sagt er. „Und ein paar gute Fotos sind auf meiner Kamera sicher auch dabei.“