„1933“ erinnert an Beginn der Naziherrschaft. Kunstwerk in Bünningstedt zerstört

Ahrensburg. Das Kriegerdenkmal an der Kastanienallee in Ahrensburg bekommt eine neue Jahreszahl eingraviert. Das haben die Politiker im Ausschuss für Bildung, Kultur und Sport einstimmig entschieden. Den Änderungsantrag hatten die Grünen eingereicht.

Der Hintergrund: Die Aufschriften auf dem Kriegerdenkmal stammen aus drei unterschiedlichen Zeiten. Nach dem ersten Weltkrieg wurde es zu Ehren der gefallenen Soldaten aufgestellt, nach 1945 zum Gedenken der Toten des Zweiten Weltkriegs um die Daten 1939 bis 1945 ergänzt. In den 1980er-Jahren wurde schließlich für die Opfer des Nationalsozialismus eine neue Bronzetafel am Denkmal angebracht.

Der Ausschussvorsitzende Christian Schubbert-von Hobe (Grüne) sagt: „Leider hat man bei der Änderung nicht berücksichtigt, dass die Herrschaft der Nationalsozialisten sich nicht auf die Jahre 1939 bis 1945 beschränkt hat.“ Nun soll vor die Jahreszahlen 1939–1945 ein weiter Bindestrich und das Jahr 1933 eingefräst werden.

Die Änderung soll noch vor den Gedenktagen am 9. (Reichspogromnacht) und 16. November (Volkstrauertag) umgesetzt werden. „Die Anregung für unseren Antrag kam vom Runden Tisch Ahrensburg für Zivilcourage und Menschenrechte“, sagt Schubbert-von Hobe. Vom Runden Tisch kommt auch der Vorschlag, auf die Bezeichnung Kriegerdenkmal zu verzichten und sie schlicht durch Denkmal zu ersetzen, zum Beispiel auf den Schildern am Wanderweg. Darüber wurde aber noch nicht abgestimmt.

Unbekannte reißen weiße Wäsche ab und werfen sie auf die Straße

Wie brisant das Thema offenbar noch immer ist, zeigt zurzeit auch eine temporäre Kunstaktion, mit der die Nordkirche im Gedenkjahr 2014 an den Beginn der beiden Weltkriege erinnern will. Der Bildhauer Axel Richter, der auch das Kunsthaus am Schüberg in Ammersbek leitet, und der Bremer Künstler Uwe Schloen haben vor zwei Wochen jeweils drei Kriegerdenkmale in Stormarn und drei in Hamburg mit ihrer Konzeptarbeit konfrontiert, eine dem jeweiligen Ort angepassten Installationen von Wäscheleinen, die dicht mit weißen Wäschestücken behängt wurden.

An drei Orten wurde dieses Arrangements beschädigt, unter anderem im Ammersbeker Ortsteil Bünningstedt. Dort wurden nachts Wäschestücke abgerissen, zum Teil zerfetzt und auf einer Straße verteilt. Außerdem wurde eine Tafel, die das Projekt erklärt, gestohlen. „Offenbar wirkt die Heldenverehrung an diesem Ort noch immer, und unsere Installation wurde als Pietätlosigkeit oder Provokation empfunden“, sagt Richter, der zudem von Zerstörungen seines Werks in Bramfeld und Harburg berichtet.

In Ahrensburg dagegen sei die Installation unangetastet geblieben. Sie wird am Freitag, 12. September, abgebaut. Über die sehr unterschiedlichen Reaktionen auf die „Denk Mal!“-Aktion wird bei einer Podiumsdiskussion am 1. Oktober um 19.30 Uhr im Ahrensburger Marstall gesprochen.