Eine Glosse von Fabian Schindler

Raucher sind eine bemitleidenswerte Spezies. Nicht wegen der gesundheitlichen Risiken, denen sie sich freiwillig aussetzen, sondern weil sie zu einsamen Exoten mutieren.

In meiner Schulzeit gab es eine Raucherecke. In jeder kleinen und großen Pause stolperte eine verschworene Gemeinschaft Spätpubertierender aus allen Oberstufenklassen dorthin, zog zerknittere Glimmstängel aus ramponierten Pappschachteln heraus oder rollte gegen den Fünf-Minuten-Pausen-Countdown mehr oder minder talentiert ihre Zippen. Diese kostbaren Minuten wurden mit Quarzen und Klönen gefüllt. Der Raucher war kommunikativ. So kommunikativ, dass sogar Nichtraucher in die Raucherecke gingen, um all die Weltneuigkeiten und Gerüchte mitzubekommen.

20 Jahre später ist alles anders. Nicht in Scharen, sondern vereinzelt und verschüchtert purzeln die Raucher aus Büros und Geschäften heraus. Dann stehen sie da in der Fußgängerzone, drehen sich im Kreis, wirken hilflos. Niemand rottet sich mehr um sie. Die Coolness von einst – verflogen wie blauer Dunst. Der traurige Raucher bemerkt dies und zückt sein Smartphone. Verschämt lehnt er sich an eine Hauswand und tippt wild auf dem Display des Mobiltelefons herum. Vielleicht findet sich wenigstens bei Facebook ein anderer Raucher zum Quatschen.

Liebe Bürger: Haben Sie ein Herz. Sprechen Sie mit den einsamen Exoten. Die werden es Ihnen mit einem vergilbten Lächeln danken.