Politik lehnt Betreuungs-Konzept der Südstormarner Vereinigung für Sozialarbeit ab

Reinbek. Die Zeit drängt: Im kommenden Jahr benötigt die Stadt Reinbek Wohnraum für mindestens 50 weitere Flüchtlinge, die ihr vom Kreis zugewiesen werden. Die fünf vorhandenen Gemeinschaftsunterkünfte können den Bedarf nicht decken. Deswegen werden mindestens zwei weitere Einheiten gebaut. Mit der Suche nach entsprechenden Grundstücken sowie die Kostenermittlung für den Bau der Gebäude beschäftigt sich die Verwaltung. Den Auftrag erteilten ihr jetzt die Mitglieder des Sozial- und Schulausschusses. Zugleich lehnten die Kommunalpolitiker das Komplett-Konzept der Südstormarner Vereinigung für Sozialarbeit (SVS) ab. Der Verein mit Hauptsitz in Reinbek und Beratungsstellen in Glinde, Trittau, Barsbüttel und Oststeinbek wollte mehrere kleine Einheiten auf städtischen Grundstücken bauen und zugleich die Betreuung der Asylbewerber übernehmen.

SVS-Vorstand Michael Schwarz, der die Entscheidungsträger auf der Sitzung detailliert über sein Vorhaben informierte, sieht das Projekt aber nicht als erledigt an. Er sagt: „Die Grünen haben mir danach mitgeteilt, dass sie den Ansatz sehr interessant finden. Wir werden auch mit anderen Gemeinden das Gespräch suchen. Das Konzept ist gut, um die Kommunen zu entlasten.“

Die Südstormarner Vereinigung für Sozialarbeit, die 120 Mitarbeiter zählt und unter anderem die Sozialstation in Reinbek betreibt, Obdachlose in Stormarn betreut sowie Kinderhäuser in Glinde und Trittau hat, wollte mehrere Familienhäuser auf städteeigenen Grundstücken bauen und in separaten Wohnungen à 50 Quadratmeter zwei bis vier Flüchtlinge unterbringen – Komplett-Betreuung inklusive. Für die Bereitstellung der Fläche war angedacht, einen Erbpachtzins zu entrichten. Die Stadt wiederum hätte laut Konzept 370 Euro Miete und 459 Euro Betreuungskosten pro Flüchtling an die SVS gezahlt.

Schwarz: „Unsere Idee ist neu. Wir haben das Ziel, eine Ghettobildung zu vermeiden und mehrere zentrumsnahe Standorte zu bebauen, um die Integration in das neue Umfeld optimal zu fördern. Wir kommen ja von der Betreuungsseite, hier liegt unsere Kernkompetenz.“ Die Häuser hätte der Verein kreditfinanziert. Der SVS-Vorstand: „Hauptsächlich kommt es uns auf die Betreuung der Asylbewerber an. Wir wollen die Menschen unterstützen, ihr Leben bei uns sinnvoll aufzubauen.“

Dass die Betreuungskosten für Reinbek höher wären als zurzeit, daraus macht Schwarz keinen Hehl. „Seit eineinhalb Jahren übernimmt die Arbeiterwohlfahrt diesen Part. Und mit ihr wird die Stadt die Zusammenarbeit noch ausweiten“, sagt Torsten Christ, der Leiter des Reinbeker Amtes für Bürgerangelegenheiten.

Der FDP-Fraktionsvorsitzende Bernd Uwe Rasch wertet den Ansatz der Vereinigung für Sozialarbeit als positiv, sagt aber auch: „Wir wollen Betreuungskonzepte unabhängig vom Gebäudebau. Uns ist wichtig, dass wir keine große Einheit bekommen, sondern mindestens zwei neue Unterkünfte schaffen.“

Für Volker Müller, den SPD-Fraktionsvorsitzenden, war klar, dass das SVS-Konzept keine Chance hat. Der Politiker: „Die Stadt hat nicht so viele Grundstücke an geeigneten Orten, um solch ein Projekt zu realisieren.“ Außerdem fehle die Zeit. Müller: „Die Verwaltung hat uns darauf hingewiesen, dass wir in eine Notlage geraten. Das haben einige Menschen offenbar nicht begriffen.“ Müller geht davon aus, dass Reinbek aufgrund der vielen Krisenherde auf der Welt im kommenden Jahr noch mehr als 50 Flüchtlinge aufnehmen muss. Im Haushaltsentwurf 2015 sind noch keine Mittel für die Unterbringung der Asylbewerber berücksichtigt.

Die Verwaltung hatte in ihrer Informationsvorlage den Bau einer dezentralen Unterkunft vorgeschlagen und die Kosten auf knapp 1,2 Millionen Euro geschätzt. Darin enthalten ist der Erwerb eines 780 Quadratmeter großen Grundstücks für rund 164.000 Euro plus Erschließung. Durch den angestrebten Bau von mindestens zwei neuen Gebäuden an unterschiedlichen Standorten ist klar, dass die Realisierung des Projekts nicht günstiger wird.