Insekten stechen zwei Radfahrer am Bredenbeker Teich bei Ahrensburg ins Gesicht. Strecke bleibt länger unpassierbar

Ahrensburg. Ein leichter Nieselregen benetzt Gräser, Blätter und Bäume, die neben dem sandigen Pfad Am Bredenbeker Teich in Ahrensburg wachsen. Direkt hinter einer Weggabelung steht eine breite Absperrung mit rot-weißen Warnstreifen. Daran befestigt ist ein Schild, das in Klarsichtfolie eingeschlagen ist. Mit Ausrufezeichen untermalt steht dort: „Gesperrt wegen Hornissen!!!“

„Am Sonntag, 24. August, wurden dort zwei Radfahrer von Hornissen ins Gesicht gestochen“, sagt Hauke Schmidt vom Fachdienst für Umwelt im Ahrensburger Rathaus. Die Radler alarmierten die Polizei, die den Wanderweg sofort mit Flatterband und Beleuchtung provisorisch absperrte. Am Montag stellte der Bauhof dann eine feste Barriere auf. Die Sperren an beiden Eingängen des Weges warnen nun Spaziergänger, Jogger und Radfahrer. „Wir haben den Weg vor allem als Warnung schließen lassen“, sagt Sieglinde Thies von den Stadtbetrieben Ahrensburg. „Es soll keiner verletzt werden, aber das Betreten ist eben auf eigene Gefahr.“

Das Hornissen-Nest befindet sich am Wanderweg ein Stück hinter der Absperrung in einer Baumhöhle. Hornissen verteidigen die unmittelbare Umgebung ihres Nestes. Wer dort entlanggeht, ist eine potenzielle Gefahr. „Deshalb ist auch das Ehepaar auf Rädern angegriffen worden. Es hat die Hornissen nicht absichtlich gestört, sondern ist nur den Weg entlanggefahren“, sagt Hauke Schmidt. Das Hornissen-Volk wächst im September weiter. „Deshalb wird der Weg länger gesperrt sein“, sagt Schmidt. „Wenn der erste Frost kommt, eventuell auch schon ab Oktober, wird er wohl wieder freigegeben.“

Carsten Pusch vom Naturschutzbund (Nabu) Schleswig-Holstein meint allerdings: „Das kann auch noch deutlich später werden.“ Eine längere Sperrung sei möglich, wenn es lange warm bleibt – dann sind Hornissen sogar bis November oder Anfang Dezember aktiv.

Eine Umsiedlung des Nestes ist momentan kein Thema. „Wenn es direkt an einem Kindergarten wäre, würde man das natürlich machen“, sagt Rathausmitarbeiter Schmidt. Aber bei dem Wanderweg sei dies nicht unbedingt nötig. „Der ist ja sozusagen nur da, damit Spaziergänger am Ufer entlanggehen können. Alle Ziele außen herum können auch so erreicht werden.“ Eine Umsiedlung sei auch deshalb schwierig, weil das Nest schon sehr groß sei.

Auch nach dem ersten Frost wird das Nest nicht entfernt. „Wenn es dort bleibt, siedeln sich die Hornissen nicht wieder an diesem Baum an.“ Den Winter überleben nur die Jungköniginnen, das Restvolk stirbt. Dass die neue Population wieder in der Umgebung baut, könne aber nicht verhindert werden. Hauke Schmidt erinnert sich daran, dass im vergangenen Jahr ein Hund am Bredenbeker Teich gestochen wurde. „Vielleicht waren das auch schon die Hornissen, die jetzt wieder da sind“, vermutet der 48-Jährige.

Birte Pankau ist Biologin in der Geschäftsstelle Kiel vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Sie bestätigt, dass es sich tatsächlich um dasselbe Hornissenvolk handeln könnte. „Die Insekten verlassen ihr Nest zwar, aber bauen dann wieder ein neues an einem ähnlichen Standort. Wenn die Bedingungen gut sind, dann kann das auch in der Nähe des alten Nests sein.“ Die 30-Jährige betont, dass Hornissen zwar größer, aber nicht bedrohlicher oder aggressiver sind als Wespen. „Der Stich tut natürlich weh. Wenn man nicht im Mundbereich gestochen wird oder Allergiker ist, ist er aber unbedenklich.“

Auch das berühmte Sprichwort „Sieben Stiche töten ein Pferd, drei einen Menschen“ sei falsch, solange man nicht allergisch reagiere. „Dass der Stich mehr weh tut als von einer Wespe, ist rein mechanischer Natur“, sagt Carsten Pusch. „Der Stachel ist größer. Das Gift ist aber deutlich schwächer als bei einigen deutschen Wespenarten.“

Hornissen können etwa drei Zentimeter groß werden. Die Färbung ist etwas rot-bräunlicher als bei Bienen oder Wespen. „Hornissen sind sehr wichtig fürs Ökosystem“, sagt die Biologin Pankau. „Sie fressen andere Insekten und brauchen proteinreiche Nahrung, wie zum Beispiel Larven. So können sie sogar Insektenplagen abmildern.“

In Stormarn kommen Hornissen flächendeckend vor. Aber es gibt deutlich weniger als noch vor ein paar Jahren. Auch deshalb stehen die Insekten in Deutschland unter Artenschutz.