„Nur wer sich ändert, bleibt sich treu“, sang Wolf Biermann 1991. Klingt gut, ist aber erklärungsbedürftig. Denn es kommt auch darauf an, wie man sich verändert.

Anschauungsunterricht dazu liefert Großhansdorf, dessen schöner Beiname „die Waldgemeinde“ Naturnähe und einen besonders attraktiven Wohnort verheißt. Als Bestätigung dafür ließe sich der bundesweite Vergleich von 10.000 Kommunen heranziehen, bei dem es um die Kaufkraft ihrer Bewohner geht. Großhansdorf liege, so sagt Bürgermeister Janhinnerk Voß, in diesem Ranking auf Platz 29. Was den Schluss erlaubt, dass es ein sehr attraktiver Wohnort sein muss: Denn wer es sich leisten kann, lebt am liebsten dort, wo es schön ist.

Der Haken an der Sache ist, dass auch viele andere, die es sich leisten können, dorthin wollen, der Platz aber begrenzt ist. Eine mögliche Lösung des Problems heißt gewöhnlich Verdichtung. In Großhansdorf mit seinen großen Grundstücken scheint sich das anzubieten. Warum nicht ein Haus nach dem Besitzerwechsel durch drei ersetzen, die fast Wand an Wand stehen? Das ist jedoch weniger Stadtplanung als Marktwirtschaft.

Die Verlockungen des Geldes haben auch in der wachsenden Gemeinde Großhansdorf Spuren hinterlassen. Es gibt rare Beispiele extrem enger Bebauung. Der Streit um einen Supermarkt im Wald ist noch sehr präsent. Doch Verwaltung und Politik haben erkannt, dass bewahrt werden muss, was den Charakter der Gemeinde ausmacht. Deshalb wird inzwischen auf das richtige Maß geachtet – bei Baugenehmigungen, bei den Auflagen für einen Aldi-Markt und demnächst beim Rehastätten-Gelände. Großhansdorf ändert sich behutsam, um sich treu zu bleiben.