Hansestadt Hamburg legt Mindestgebot auf 1,1 Millionen Euro fest. Im Rennen sind noch drei andere Bieter, darunter auch zwei Privatpersonen

Großensee. Die Gemeinde Großensee will den Großensee kaufen. Das ist das Ergebnis der Einwohnerversammlung, bei der Bürgermeister Karsten Lindemann-Eggers (Wählergemeinschaft BfG) die Teilnehmer über das Für und Wider eines möglichen Kaufs, über das Angebot, das Bieterverfahren sowie mögliche alternative Lösungen informierte. Mehr als 200 Menschen aus dem 1700-Einwohner-Ort kamen zu dem Abend und zeigten damit, dass ihnen die Zukunft des Sees am Herzen liegt.

Das machte auch Brigitte Rückert deutlich. „Ich will, dass sich an den Verhältnissen nichts ändert“, sagte sie. Und für Silvia Meyer, die gern im See badet und häufig am Ufer spazieren geht, steht fest: „Der See soll in Gemeindehand kommen.“

Dafür müsste der Ort aber tief in die Tasche greifen, wie Lindemann-Eggers erläuterte. Die Hansestadt Hamburg, der der 746.000 Quadratmeter große See seit 1837 gehört, verlangt ein Mindestgebot von 1,115 Millionen Euro. Eine Summe, die die angestrebte Schuldenfreiheit „in weite Ferne rücken lässt“, wie Lindemann-Eggers sagte. Gerade erst hatte die Gemeinde durch den Verkauf einiger Grundstücke ihr Minus reduzieren können.

Da zur Zeit keine Flächen mehr im Gemeindebesitz sind, die für eine Finanzierung des Seekaufs angeboten werden könnten, müsste ein neuer Kredit aufgenommen werden. Lindemann-Eggers: „Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass, wenn der Seekauf oberste Priorität hat, die geplante Entwicklung der Infrastruktur dann erst einmal auf Eis liegt.“ Natürlich könne die Gemeinde weniger bieten, doch dann bestehe die Gefahr, dass ein anderer Bieter den Zuschlag erhalte.

Der Bürgermeister nannte auch Alternativen zum Kauf: „Wir könnten einen B-Plan aufstellen und eine dreijährige Bausperre verhängen.“ Dies schiebe das Problem aber nur auf. Die zweite Möglichkeit sei, sich ein Vorkaufsrecht zusichern zu lassen. „Das lassen wir zur Zeit juristisch prüfen“, sagte Lindemann-Eggers. „Aber wenn ein anderer zwei Millionen bietet, hätten wir dann auch nur 14 Tage Zeit, um die Summe aufzubringen, sonst ist der See weg.“

Der Bürgermeister sieht die einmalige Möglichkeit, den See endlich in Gemeindehand zu holen. „Da müssen wir eventuell die bittere Pille schlucken“, sagte er.

Bei der Fragerunde versuchten viele Bürger abzuklopfen, inwieweit EU-Mittel oder andere Zuschüsse von Organisationen oder dem Land Schleswig-Holstein eingeholt werden könnten. Doch der Bürgermeister musste die Einwohner enttäuschen: „Das Land hat kein Interesse, und von Stiftungen ist nicht viel zu erwarten.“ Das habe er bereits im Vorwege geprüft.

Vorschläge zur Gründung einer Eigentümergenossenschaft oder dem Aufruf an die Bürger, Geld zu spenden, ernteten Applaus. Es fielen Sätze wie „Großensee soll Großensee bleiben“ und „Der See gehört zu uns“. Lindemann-Eggers versprach am Ende der Veranstaltung: „Die Gemeinde wird alles tun, um den See zu kaufen.“ Das bedeute, dass auch die Frage der Finanzierung zügig geklärt werde.

Für Zuhörer Edgar Jantzen ist das ein gutes Ergebnis. „Ich will, dass der See gekauft wird, und bin bereit, etwas dazuzugeben“, sagte er. Rene Wilke macht sich zwar ein wenig Sorgen über die zu erwartende Verschuldung, findet es aber grundsätzlich gut, dass der See gekauft werden soll. „Ich wohne schon immer in Großensee, und der See gehört dazu“, sagte der 19-Jährige.

Wie er hofft auch Heike Schley, dass der See schon bald in Gemeindehand übergeht. „Ich denke, die Entscheidung heute war ein Schritt in die richtige Richtung“, sagte sie.

Bis zum 26. September hat die Gemeinde Zeit für ein Angebot. Die Hansestadt Hamburg verkauft den See in einem begrenzten Bieterverfahren. Das bedeutet, dass vier Interessenten, die Hamburg ausgesucht hat, die Möglichkeit haben, ein Angebot abzugeben. Neben der Gemeinde Großensee wurden die Stiftung Naturschutz sowie zwei nicht öffentlich bekannte Privatpersonen angeschrieben. Letzteres sorgte bei vielen Bürgern für Unverständnis.

Die Gemeindevertreter beraten bei ihrer öffentlichen Sitzung am 11. September über die Höhe des Angebots und die Finanzierung.