Im Streit um Buslinien fordert der Bauausschuss den Kreis Stormarn auf, geplante Kürzungen zurückzunehmen

Glinde. Einmütig lehnen alle Parteien in Glinde die vom Kreis Stormarn geplante Ausdünnung des bisher von den Verkehrsbetrieben Hamburg-Holstein (VHH) betriebenen Busnetzes in Südstormarn (wir berichteten) ab. In seiner jüngsten Sitzung hat der Bauausschuss einen fraktionsübergreifenden Beschluss dazu gefasst. „Wir werden die Verringerung des Busangebotes so nicht akzeptieren“, fasst Wolfgang Pohlmann (SPD) den Tenor zusammen.

Zur nächsten Fahrplanänderung Mitte Dezember soll aus der Metrobuslinie 11, die von Hamburg-Billstedt zur Station Haidkrug in Reinbek-Neuschönningstedt führt, die Linie 133 werden. Zugleich soll der bisherige Zehn-Minuten-Takt aufgegeben werden. Außerdem soll die Linie dann von der Station Haidkrug bis nach Trittau weitergeführt werden und somit die jetzige Linie 333 ersetzen.

Zwei Frauen sammelten 1300 Protest-Unterschriften

Die Nachtbuslinie 619 sollen die Orte Glinde, Reinbek und Oststeinbek künftig selbst finanzieren. Weil die VHH das Netz nicht mehr weiter in Eigenregie betreiben wollen, muss nun der Kreis finanziell einspringen.

Gegen die Pläne hat sich seit Bekanntwerden großer Protest in der Bevölkerung – insbesondere in Glinde – formiert. Die Glinderinnen Sandra-Pia Wöhrmann und Heidi Weber sammelten 1300 Unterschriften und übergaben sie bei einer Bürgerversammlung dem Kreistagsabgeordneten Lukas Kilian (CDU). Er und weitere Kreispolitiker gaben sich daraufhin kompromissbereit und sagten zu, den Fahrplanentwurf zu überarbeiten.

Kilian, der in Glinde wohnt und verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Kreistagsfraktion ist, gibt in einer Mitteilung zu verstehen, der Kreis werde bis zur nächsten Ausschreibung des Busnetzes in zwei Jahren versuchen, mit den Kommunen den jetzigen Standard zu wahren. „Unser Ziel ist es, gemeinsam mit den betroffenen Kommunen eine Lösung zu erarbeiten, um keine Fahrgäste zu verlieren. Deshalb spricht sich die CDU-Kreistagsfraktion für weitreichende Änderungen des Basisfahrplanentwurfs aus.“

Der Kreistagsabgeordnete Gerd Prüfer (SPD) beziffert das Risiko des Fahrgastverlusts bei einer Verschlechterung der Busverbindungen auf 15 Prozent. Das ist die Zahl, von der die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein selbst ausgehen. „Der Kreisverkehrsausschuss nimmt die Sorgen sehr ernst“, sagt Prüfer.

Zahlen zum Fahrgastaufkommen sollen aktualisiert werden

Im gemeinsamen Antrag der SPD-, CDU- und Grünen-Fraktion im Glinder Bauausschuss heißt es dazu: „Die jetzt schon vollen Straßen Richtung Hamburg werden noch voller werden. Aus Gründen der Städteplanung und des Umwelt- und Naturschutzes kann es nicht sein, dass bei einer wachsenden Stadt, die zur Metropolregion Hamburg gehört, der ÖPNV reduziert wird.“ Außerdem habe Glinde im Gegensatz zu anderen Städten im Kreis wie Reinbek, Ahrensburg, Bad Oldesloe und Bargteheide keine Bahnverbindung in Richtung Hamburg.

Diskussionen gibt es auch über die Zahlen der VHH zum Fahrgastaufkommen. „Erfassen die Zähler überhaupt alle Fahrgäste?“, fragt Prüfer und gibt zu bedenken: „In den vorliegenden Zahlen ist noch nicht die Entwicklung durch die neue Park-and-ride-Regelung berücksichtigt.“ Er geht davon aus, dass durch die seit kurzem bestehende Zahlpflicht an Hamburger P+R-Plätzen mehr Menschen auf die öffentlichen Verkehrsmittel umsteigen. Der Glinder Politiker Wolfgang Pohlmann fügt hinzu: „Die Zahlen stammen aus dem Jahr 2012. Inzwischen haben sich aber 2000 neue Einwohner in Glinde angesiedelt. Die sind noch gar nicht erfasst.“

Auch die Reinbeker Wählergemeinschaft Forum 21 und die Oststeinbeker SPD nehmen Stellung zum aktuellen Fahrplanentwurf. Beide sind gegen eine Kürzung des Angebots.

Der Vorschlag aus dem Glinder Bauausschuss, bei dem sowohl Sachverständige vom Kreis, ein Vertreter der VHH, mehrere Kreistagsabgeordnete sowie viele Bürger anwesend waren, wird wohl auch im nächsten Kreisverkehrsausschuss am 1. September Thema sein. Dann beraten die Politiker über den Entwurf. Die Glinder Fraktionen haben einen Kompromissentwurf ausgearbeitet, sollte der Erhalt des derzeitigen Plans nicht machbar sein. Eine Entscheidung wird allerdings erst in einer Sondersitzung im Oktober gefällt.

„Mich würde interessieren, wie viel der Erhalt des derzeitigen Netzes kosten würde. Dazu gibt es auch noch keine konkrete Zahl“, sagt Gerd Prüfer. Der Kreis hat bisher 800.000 Euro im Haushalt für das Busnetz veranschlagt. Sollte ein größerer Bedarf festgestellt werden, so Prüfer, könnte auch mehr Geld zur Verfügung gestellt werden.