Eine Glosse von Bibi Maass

In meinem Alter wird man nicht mehr oft zu Hochzeiten eingeladen. Beerdigungen sind häufiger. Das ist zwar deprimierend, hat aber Vorteile: Ich brauche nicht in neue Klamotten zu investieren. Eine schwarze Hose mit Bluse und ein dunkler Mantel finden sich immer im Schrank – die Sachen müssen ja nicht dem letzten Schrei folgen. Mein Outfit für traurige Anlässe ist darum seit Jahren dasselbe, und es hat sich noch nie jemand daran gestört, nach dem Motto: „Guck mal, die Frau Maaß trägt den gleichen unmodernen Mantel wie bei der Beerdigung ihrer Tante.“

Auf Hochzeiten geht es anders zu – und nun bin ich doch tatsächlich (nach zehn Jahren Pause) mal wieder zu einer Eheschließung eingeladen. Sie wird im ganz großen Stil gefeiert, mit Wedding-Planer, Drei-Gänge-Menü und allem Schickimicki.

Aber was in aller Welt ziehe ich an? „Festliche Kleidung“, heißt es auf der Einladung. Soll ich mir ein langes Abendkleid kaufen? Eines, das anschließend ein einsames, verstaubtes Dasein in meinem Schrank fristet? Geht vielleicht auch das Kleine Schwarze? Nein, schwarz und weiß sind auf Hochzeiten ein No-Go.

Dann doch lieber ein bunter, längerer Sommerrock mit elegantem Oberteil. Das Problem ist: Bei der wechselnden Wetterlage im September weiß ich nicht, ob ich darin frieren oder schwitzen werde – und welche Schuhe dazu? Sandaletten, mit hohen Absätzen für den Schick, oder Bequemlichkeit für den Tanz? Ich glaub, so etwas wird gar nicht hergestellt.

Aber, was beklage ich mich hier eigentlich? Immer noch besser auf einer Hochzeit in unbequemen Schuhen zu tanzen, als auf einer Beerdigung zu weinen.