Am Montag hatten Bauarbeiter den Blindgänger, der mit 500 Kilo Sprengstoff gefüllt war, in Bad Oldesloe entdeckt

Bad Oldesloe. Um 15.26 Uhr springt der sehr lange Zeiger der sehr großen Uhr am Oldesloer Bahnhof ein kleines Stück nach vorn, ein Knallen ertönt, eine grüne Rakete steigt in die Höhe, und Bad Oldesloe atmet auf. Denn die Weltkriegsbombe, die Bauarbeiter am Montag auf einem Privatgrundstück am Masurenweg/Ecke Am Glindhorst gefunden hatten (wir berichteten), ist entschärft. Ganz reibungslos verlief der Einsatz am Donnerstagnachmittag allerdings nicht.

„Insgesamt sind wir mit dem Ablauf des Einsatzes aber zufrieden“, sagt Polizeisprecherin Sonja Kurz. Hinter der Hauptkommissarin drängen sich ungezählte Journalisten um Sprengmeister Georg Ocklenburg und seine drei Mitarbeiter vom schleswig-holsteinischen Kampfmittelräumdienst und die Protagonistin des Nachmittags: die Bombe. Festgekettet auf einem Metallbock liegend, wirkt das Ungetüm, gefüllt mit fast 500 Kilogramm Sprengstoff, ziemlich harmlos. Ocklenburg, der die Ruhe eines Erzählonkels ausstrahlt, erzählt ihnen, dass der Einsatz gut verlaufen sei, die Bombe aber noch brandgefährlich war. „Der Zünder war sehr gut erhalten, die Bombe hätte jederzeit losgehen können“, sagt er und schaut über den Rand seiner Brille in die Kameras.

Etwa eine dreiviertel Stunde vor der Szene waren die Sprengmeister, die Polizeisprecherin sowie übrigen Mitglieder der technischen Einsatzleitung nicht nur deswegen etwas angespannt, sondern auch noch ein wenig wütend. Denn während der Arbeit am komplizierten Aufschlagzünder der britischen Fliegerbombe tauchten drei Fußgänger bei den Experten des Kampfmittelräumdienstes auf. Die Entschärfung wurde für etwa 15 Minuten unterbrochen, die Männer in einen Streifenwagen verfrachtet und in die Notunterkunft in der Kurparkschule gefahren. Mit Konsequenzen müssen sie offenbar nicht rechnen.

Zuvor war die Evakuierung relativ problemlos verlaufen – trotz Überraschungen. Im Zelt der technischen Einsatzzentrale korrigiert Lagekartenführer Wolfgang Beyersdorf am späten Vormittag vom Kreis Stormarn auf einer Papierkarte die pinkfarbene Linie des Evakuierungsradius’. „Gerade haben wir die Information erhalten, dass auch das Tierheim evakuiert werden muss“, sagt er, setzt sich hinter seinen Laptop und beginnt eilig zu tippen. Zeitgleich verfrachten Mitarbeiter des Tierheims rund 50 Katzen in Transportboxen. Sie werden die Entschärfung in einer Lagerhalle für Trekker am Oldesloer Friedhof abwarten. Die Hunde dürfen sich derweil in einer Hundeschule in Rehhorst amüsieren.

Wenig später müssen auch die rund 2000 Oldesloer, die in dem Evakuierungsradius der Bombe wohnen, ihre Häuser und Wohnungen verlassen. Routine für die meisten. Ende Juni war in der benachbarten Straße Stoltenrieden eine 250-Kilo-Bombe entschärft worden. „Dass schon wieder eine Entschärfung ansteht ist einfach lästig“, sagt Inge Wernckes. Mit ihrem Mann Jürgen ist sie auf dem Weg zu Verwandten. Um 13 Uhr ist das Wohnviertel am Rande der Innenstadt fast menschenleer. Rund 25 Anwohner sitzen bereits in der Notunterkunft, die die Einsatzleitung in der Kurparkschule eingerichtet hat.

Nach einer weiteren halben Stunde ist auch der Bahnhof menschenleer, sind die Geschäfte im Gebäude geschlossen, und etwa 90 Minuten lang erfahren die schaulustigen Oldesloer, die auf dem Vorplatz versammelt sind, wie es sich anhört, wenn sie keinen Zuglärm hören. Bis sie dann plötzlich einen lauten Kanonenknall vernehmen. Das Signal und eine rote Rakete signalisieren ihnen, dass Ocklenburg uns seine drei Mitarbeiter Ruben Carstensen, Timo Thode und Heinz Kollath mit der Entschärfung begonnen haben.

Der Entschärfung, die eigentlich ganz gut verlaufen ist. Bis auf die Sache mit dem Zünder. Und eine kleine Explosion hat es gegeben, ganz kontrolliert. Denn den Detonator der Bombe, den mussten die Männer vor Ort sprengen.