Circus Probst schlägt seine Zelte in Bad Oldesloe auf. Er hat Wildtiere dabei – was nicht jedem gefällt

Bad Oldesloe. Das rot-gelb gestreifte Zirkuszelt liegt noch zusammengefaltet in der Mitte des Exer am Oldesloer Bürgerpark. Rote Plastikstühle stapeln sich auf einem Anhänger übereinander. Dazwischen wuseln Menschen umher, einige verlegen Kabel, andere verleihen Metallzäunen einen letzten Anstrich. Bis zur Premiere heute muss alles fertig sein. Dann präsentieren ab 16 Uhr Clowns, Artisten, Dompteure und ihre Tiere im Circus Probst eine neue Show, die den Namen „Leidenschaft“ trägt.

„Wir möchten den Leuten unsere Leidenschaft für den Zirkus näher bringen“, sagt Stephanie Probst. „Zirkus, das ist kein Job für uns, sondern eine Lebenseinstellung.“ Das zeigt sich auch bei einem Blick hinter die Manege. Die Wohnwagen der rund 70 Angestellten stehen an den Seiten dicht an dicht nebeneinander. In der Mitte sind die Gehege für rund 90 Tiere aufgestellt. Dromedare, ungarische Steppenrinder und Watussis leben zusammen in einem Außengehege. Das Zebrafohlen Mali trottet im Gehege daneben seinen Eltern hinterher. Die Stallungen der Pferde, darunter dunkelbraune Friesen- und weiße Araberhengste, befinden sich auf der anderen Seite des Exer. Hund Ricky läuft zwischen den Außengehegen umher und spielt mit den anderen Tieren.

In die Nähe der weißen Löwen traut er sich allerdings nicht. So wie auch viele der Zirkusmitarbeiter. Für die weißen Löwen ist Ludvik Berousek zuständig. Vor drei Monaten hat seine Raubtiergruppe Zuwachs bekommen. Die beiden Löwenbabys Mufasa und Cindy wurden von ihrer Mutter verstoßen und müssen nun im Zirkus mit der Flasche großgezogen werden.

Doch vor allem wegen der Tiere hat es in der Vergangenheit viel Kritik gegeben. Bei den vergangenen Shows in Flensburg, Schleswig, Rendsburg und Kiel demonstrierten Tierschützer teilweise täglich vor dem Zirkuszelt. Familie Probst hat gelernt, mit der Kritik zu leben, kann sie allerdings nicht nachvollziehen. „Kein Tier wird bei uns zu etwas gezwungen, das es nicht machen will. Ich sehe meinen Tieren an, was sie gern tun und was ich ihnen zutrauen kann“, sagt Stephanie Probst. Auch ihre Schwester Sonja Probst macht die Kritik betroffen: „Es tut weh, dass man beschuldigt wird, Tiere zu quälen. Die Tiere sind nicht bloß unsere Requisiten, sondern unsere Familie. Mit manchen von ihnen sind wir von klein auf aufgewachsen“, sagt die 30-Jährige.

Jeder darf einen Blick hinter die Kulissen werfen

Auf ihrer Homepage haben die Zirkusbetreiber Prüfberichte von amtlichen Tierärzten veröffentlicht, die den Ernährungs- und Pflegezustand der Tiere als sehr gut einstufen. Auch ein Blick hinter die Zirkusmanege wird Kritikern nicht entsagt. „Wir haben nichts zu verbergen. Jeder, der möchte, kann sich ansehen, wie unsere Tiere hier leben“, sagt Stephanie Probst. Doch seien unter den interessierten Besuchern meistens keine Kritiker. „Die haben sich bereits ein Bild geschaffen, von dem sie nicht abweichen wollen“, sagt Sonja Probst.

Trotz der Kritik sind die Schwestern stolz darauf, so lange durchgehalten zu haben. Die Zirkusleitung liegt seit Ende des 19. Jahrhunderts in der Familie Probst. Der Zirkusdirektor Reinhard Probst führt die Generationenreihe aktuell weiter. Irgendwann wird er die Leitung an Stephanie und Sonja und deren Bruder Andreas weitergeben. „Wir ergänzen uns prima. Jeder hat seinen eigenen Bereich“, sagt Sonja Probst. „Stephanie kümmert sich um die Tiere, Andreas um die Technik und ich um die Pressearbeit.“

Doch zu der großen Zirkusfamilie gehört nicht nur, wer den Nachnamen Probst trägt. „Wir sind hier alle eine große Familie. Jeder ist füreinander da“, sagt Stephanie Probst. Im kommenden Jahr wird die 27-Jährige heiraten – den Trampolinspringer des Zirkus. Stephanie lernte den Moldauer vor zehn Jahren kennen, als seine Artistengruppe dem Zirkus für eine Saison aushalf. Aus einer Saison wurden mehrere Jahre. Die gemeinsame Tochter ist acht Monate alt. „Ich kann mir ein Leben ohne den Zirkus nicht mehr vorstellen“, sagt Stephanie Probst.

Betreiber beklagen mangelnde Unterstützung

Dennoch sei es heutzutage nicht einfach, einen Zirkus zu betreiben. „Große Zirkusse wie Circus Barum mussten leider aufhören“, sagt Sonja Probst. Dies liege zum Teil auch an der mangelnden Unterstützung. „Vielen Zirkussen wird das Leben hier schwer gemacht. Andere europäische Länder unterstützen die Betreiber zum Beispiel mit Zuschüssen für neue Zelte“, sagt Sonja Probst. Zudem sei es immer schwieriger, Genehmigungen für öffentliche Plakatierungen zu erhalten. Sonja Probst: „Oft müssen wir in bei Privathaushalten klingeln und fragen, ob wir dort Plakate aufhängen dürfen.“

Circus Probst tourt bis Ende November durch den Norden. Vorstellungen in Bad Oldesloe sind Donnerstag bis Sonnabend um 16 und 19.30 Uhr und am Sonntag um 11 Uhr. Der Eintritt kostet 16 bis 30 Euro (ermäßigt 14 bis 28 Euro). Tickets können online auf www.circus-probst.de, unter 0175/797 84 49 und an der Zirkuskasse erworben werden.