Die Trittauer Tierschützer vom Verein Vier Hufe ziehen um. Auf dem eigenen Hof entsteht ein vielfältiges Angebot

Trittau. Wer etwas über Familie Hufnagel wissen will, braucht nur auf das Namensschild neben der Tür zu gucken. „Hier leben, lieben und streiten Roger, Nicol, Melina Hufnagel, Oskar, Theo, Celia, Ben & Berni, Rasputin, Paulchen, Carla, Carl.“ Die meisten der Genannten sind Tiere. Und nach Carl kommt kein Punkt, sondern ein Komma, denn die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass noch jemand dazu geschrieben wird.

Nicol Hufnagel hat den Verein Vier Hufe & Co gegründet, sie kümmert sich um Tierschutz, ihre drei Hunde stammen aus schlechter Haltung oder von der Straße. Besonders engagieren sie und ihr Mann sich aber im Pferdeschutz. „Und wegen der Pferdeschutzarbeit sind wir hier in Trittau auch an unsere Grenzen gestoßen, es gibt einfach zu wenig Platz“, sagt Nicol Hufnagel. Deshalb ziehen die Hufnagels nun um, mit neun Pferden, drei Hunden und zwei Katzen.

Das neue Gelände ist zwölf Hektar groß

160 Umzugskartons sind gepackt und warten auf den Transport nach Lütjensee. Dort warten schon 15 andere Pferde und vier Ziegen. „Wir werden eine sehr große Herde“, sagt Roger Hufnagel. Eine große Herde benötigt viel Platz, aber den gibt es auf dem neuen Grundstück. „Das Gebiet umfasst zwölf Hektar“, sagt Nicol Hufnagel. „Neben dem Wohnhaus gibt es Stallungen, einen Reitplatz, den Wald, einen großen Teich, einen Badestrand und etwa dreieinhalb Kilometer befestigte Reitewege, die zum Teil sogar beleuchtet sind.“

Vom Vorbesitzer wurde das Gelände privat genutzt, Nicol und Roger Hufnagel haben andere Pläne. Die Pferderesidenz am Finkhorster Berg soll ein „Kompetenzzentrum für ältere und kranke Pferde, für Pferde mit Rehabilitationsbedarf und natürlich auch für Sport- und Freizeitpferde“ werden, so verspricht es die Broschüre. „Wir haben in Trittau klein angefangen und wollen nun auch Einstellern ermöglichen, die Atmosphäre bei uns zu erleben“, sagt Nicol Hufnagel. „Den Tierschutz führen wir natürlich weiter.“

Als der Umzug bekannt wurde, habe es besorgte Nachfragen gegeben, ob sie sich denn nun nicht mehr um vernachlässigte Pferde kümmern werden. Aber: „Es bleibt alles wie bisher, fast: Wir bekommen eine neue Telefonnummer. Und durch das größere Grundstück können wir in Zukunft auch dringende Notfälle aufnehmen. Ein Pferd kann ja normalerweise nicht so leicht untergebracht werden wie ein Hund.“

Auch ein altes Kutschpferd lebt auf dem Hof

Solche Notfälle gibt es immer wieder. Willi war ein solcher, ein ehemaliges Kutschpferd, das vor seiner Kutsche zusammengebrochen war und das der Schlachter nicht nehmen wollte, weil Papiere fehlten. Als Nicol und Roger Hufnagel davon hörten, nahmen sie das Pferd zu sich. Und vor zwei Wochen hieß der Notfall Viktoria. Die Stute stammt aus Niedersachsen, Nicole Hufnagel zeigt Bilder, auf der abgemagerte Tiere zu sehen sind. „Sie gehörten einer psychisch kranken Frau, die sich nicht richtig um die Tiere gekümmert hat.“ Auf der Facebook-Seite des Vereins gibt es aktuelle Fotos von Viktoria, „wunderschön, wie Viktoria aufblüht ... happy horse. Danke an euch“, hat jemand darunter geschrieben. Willi und Viktoria werden künftig ebenfalls in Lütjensee leben.

Der Hof in Trittau war gepachtet, das Grundstück in Lütjensee haben Nicol und Roger Hufnagel gekauft. „Natürlich nicht von Spenden“, sagt Nicol Hufnagel. „Es gibt Leute, die das sagen, oder die sagen: ‚Guck mal, was die für ein Auto fährt‘. So ein Quatsch.“ Sie und ihr Mann arbeiten hauptberuflich als Berater im Gastronomie- und Sozialwesen. Roger Hufnagel: „Wir schießen eher noch was zu, den Anhänger zum Beispiel haben wir für den Verein gekauft. Wir bekommen etwa 20.000 bis 25.000 Euro Spenden im Jahr. Davon versorgen wir 20 bis 40 Pferde.“ Hinzu kommen Menschen wie der Mann aus der Umgebung, der es sich nicht mehr leisten kann, sein Pferd zu versorgen. „Der bekommt von uns regelmäßig Futtersäcke“, sagt Roger Hufnagel.

Auf dem Hof in Lütjensee soll es nun diverse Angebote für die Pferde geben. Tierheilpraktiker, Physiotherapeuten und Natural-Horsemanship-Trainer sollen die Tiere betreuen. „Und wir wollen Referenten einladen, die Seminare halten“, sagt Nicol Hufnagel. Wer sich den Hof ansehen möchte, kann zum Eröffnungsfest kommen, voraussichtlich am Sonnabend, 27. September. Wichtig ist Nicol Hufnagel, dass die Tiere artgerecht gehalten werden. „Wir bevorzugen die Offenstallhaltung“, sagt sie. Auf dem Hof wird es elf Boxen geben, zudem 30 Unterstände für Pferde.