In einer pluralistischen Gesellschaft zu leben ist ein Privileg. Und es ist richtig, dass Menschen in Deutschland fast alles sein dürfen, so lange sie niemanden schaden.

Damit das Zusammenleben in unserer Gesellschaft funktioniert, müssen alle Mitglieder allerdings zwei Eigenschaften mitbringen: Toleranz und Rücksicht. So gesehen hat Bürgermeister Janhinnerk Voß recht, wenn er sagt, dass eine Gemeinde wie Großhansdorf es ertragen muss, wenn es eine Trinkerszene gibt. Und es sagt einiges über die soziale Kompetenz derjenigen Großhansdorfer aus, die sich schützend vor die Männer stellen.

Die Trinker, die zu Recht Toleranz und Rücksicht genießen, sollten genauso handeln. Vielleicht ist es doch möglich, dass sich die Männer an anderer Stelle verabreden. Eine Bushaltestelle ist ein Ort, an dem Menschen gezwungen sind zu warten. Sie sollten nicht im Regen stehen müssen, wenn es nicht notwendig ist. Genauso wenig ist es angebracht, Kindern täglich den Missbrauch der gefährlichsten Gesellschaftsdroge vorzuführen.

Und vielleicht müssen sich die Männer eingestehen, dass sie nicht im Haltestellenhäuschen sitzen, weil sie – anders als die Fahrgäste – keine andere Möglichkeit haben. Sie tun es möglicherweise, weil die in unmittelbarer Nähe der Discounter in der Gemeinde steht, wo es Bier, Schnaps und Zigaretten zu kaufen gibt.

Kurzum: Sie sitzen und trinken genau dort, weil es für sie am bequemsten ist. Das ist überhaupt nicht rücksichtsvoll.