Jersbeker bewirtschaften 1,3 Hektar großes Grundstück mit Blumen, Beeren und Gemüse. Der Ertrag ist für alle da

Jersbek. In der Mitte liegt das Herz. Braun, in mehreren Teilen, nicht unbedingt wohlriechend. „Der Kompost ist das Wichtigste in unserem Garten“, sagt Gesche Timm. Mit „unserem Garten“ meint die Jersbekerin nicht etwa ein Stück Grünfläche mit kurzgemähtem Rasen, angrenzend an ein Einfamilienhaus. Der Garten, etwa 1,3 Hektar groß, ist für alle da. Gesche Timm und ihr Mann Florian haben einen Selbsternte-Garten geschaffen, ein Projekt, das den Namen Vielfalt trägt. Das Ehepaar bewirtschaftet das Land und baut Gemüse, Kräuter, Blumen und Beeren an. Ernten darf jeder. Bezahlt wird in eine Kasse, die auf einem Holztisch am Eingang steht. Zwischen den Beeten steht der Kompost, das „Herzstück“, wie Gesche Timm sagt.

Das Herz, so wichtig es auch sein mag, ist bekanntlich jedoch nicht wirklich schön. Viel wichtiger ist da der Gesamteindruck. Wer das Grundstück an der Jersbeker Allee, auf Höhe der Hausnummer 32, betritt, sieht zunächst vor allem Buntes: die Blumen. „Wir haben die Sommerblumenfraktion nach vorn gepflanzt“, sagt Gesche Timm. „Die Blumen sollen sich gut pflücken lassen, schön aussehen und außerdem gut für Insekten sein.“

Gesche und Florian Timm unterschrieben den Pachtvertrag für die ehemalige Ackerweide im Oktober 2012, im August vergangenen Jahres öffneten sie den Selbsternte-Garten erstmals für Besucher. „Wir verbringen fast jede freie Minute hier“, sagt Florian Timm, dessen Mutter täglich bei der Pflege der Beete mithilft. Florian Timm und seine Frau haben sich während des Studiums kennengelernt, ökologische Landwirtschaft. „Für uns war klar, dass unsere Produkte Bio sein sollen“, sagt Gesche Timm, die betont, dass sie das Projekt nicht deshalb starteten, weil der Anbau von Bioprodukten gerade „hip“ sei. „Wir sind Gärtner durch und durch. Sogar unsere Hunde kriegen Biofutter.“

Der Selbsternte-Garten ist täglich von 7 bis 21 Uhr geöffnet. Besucher können auf einer Tafel nachlesen, welche Lebensmittel gerade geerntet werden können und sich diese dann holen. Neben Blumen gibt es Kräuter, beispielsweise diverse Minzesorten, Möhren – „unser Gemüseschlager“, wie Gesche Timm sagt – Kartoffeln, einige „Exoten“ wie etwa Zuckerwurzeln und viele Beerensträucher. „Wir wollen alles mal probieren und jedes Jahr einige neue Sachen anbieten. Darum haben wir das Projekt auch Vielfalt genannt“, sagt Gesche Timm. Bei der Entscheidung, welche Produkte hinzukommen oder wegfallen sollten, lassen sie sich von Besuchern des Gartens inspirieren und von ihrem Sohn Theo. Der elf Monate alte Junge hat zum Beispiel für eine wichtige Gemüsesorte gesorgt: Pastinaken.

Vier verschiedene Sorten Himbeeren wachsen an den Sträuchern, außerdem Brombeeren und Johannisbeeren, die in diesem Sommer eine gute Ernte eingebracht haben. Mit den Stachelbeeren hatten Gesche und Florian Timm jedoch Pech: „Wir haben leider Bekanntschaft mit der Stachelbeerblattwespe gemach, die uns die Pflanzen kaputtgemacht hat.“ Mit verträglichem Raupenleim versucht der 29-Jährige nun, die Insekten von den Beeren zu vertreiben.

Auch Erdbeeren haben die Timms in diesem Jahr gepflanzt. „Wir haben bei einem Biobetrieb 500 Pflanzen gekauft und eingesetzt. Das hat total viel Spaß gemacht“, sagt Florian Timm. Dass sie sich auf 500 Pflanzen beschränkt haben, habe seinen Grund: „Der Anbau soll in dem Rahmen bleiben, den wir uns gesetzt haben. Wir wollen alles überschaubar halten.“

„Zukunftsvisionen“, wie sie sagen, haben Gesche und Florian Timm allerdings schon. Zwischen drei Kirschbäumen, die sie von den Einnahmen der vergangenen Saison gekauft haben, planen die Gärtner, eine Sitzgruppe zu bauen. „Wir könnten uns vorstellen, vielleicht mal Schulklassen in unseren Garten einzuladen und ein bisschen Umweltbildung zu leisten“, sagt Gesche Timm. Platz zur Erweiterung gibt es jedenfalls noch: Rund 3500 Quadratmeter des Gartens sind noch nicht bewirtschaftet, außerdem haben die Gärtner auch die Nebenfläche gepachtet.

Am Ende des Erntegangs durch den Garten wird bezahlt. Auf einer Tafel sind die Preise angeschlagen. Eine Waage gibt es nicht, Kartoffeln werden nach verschiedenen Sackgrößen abgerechnet, Beeren in Schalen. Gesche und Florian Timm ernten auch Gemüse für den Eigenbedarf in dem Garten. „Es gibt Tage, da kann ich mich an dem Blick nicht sattsehen“, sagt Florian Timm. Viele Besucher kämen zu Fuß über einen Stichweg, der aus dem Jersbeker Forst zu dem Grundstück führt. „Es fahren aber auch Leute aus Hamburg her.“

Seit März 2013 sind die Jersbeker mit ihrem Projekt Vielfalt Mitglied des Verbandes Bioland, die ersten Kontrollen haben sie schon hinter sich. „Zurzeit gilt die Fläche noch als sogenanntes Bioland in Umstellung, im kommenden Jahr ist es dann tatsächlich Bioland.“

In der nächsten Saison soll es weitere Neuerungen geben: „Wir wollen einen Unterstand für unsere Gartengeräte bauen, einen Brunnen bohren lassen und einen Stromanschluss legen“, sagt Florian Timm. Außerdem wollen die Gärtner die Beschriftung an den Beeten ausbauen: „Wir möchten die Besucher darauf hinweisen, wie und wofür die Pflanzen benutzt werden können, und wie man sie erntet“, sagt Gesche Timm. Um dem Namen seines Projektes gerecht zu werden, wird das Ehepaar sicher auch wieder neue Gemüsesorten, Blumen oder Kräuter anbauen. Das Wichtigste, das Herz, wird bleiben.