Laut Handelskammer-Studie bauen Unternehmer hier die meisten Existenzen auf. Nadine Mundt ist eine von ihnen

Ahrensburg. Eine Unternehmensgründung kann zu denkbar merkwürdigen Versprechen führen. „Ich habe meinem Mann zugesagt, in zwei Jahren mal drei Tage mit ihm wegzufahren“, sagt Nadine Mundt und lacht. Nadine Mundt ist die Betreiberin des Hofes Eichkamp in Ahrensburg. Ihr Reitsportzentrum ist eines der 9177 Gewerbe, die in den vergangenen fünf Jahren bei der Industrie- und Handelskammer zu Lübeck (IHK) verzeichnet wurden. Und so eine Unternehmensgründung macht eben viel Arbeit.

Erstmalig hat die IHK in ihrem Bezirk das Gründungsgeschehen über fünf Jahre dokumentiert und analysiert. Das Ergebnis: „Die Kreise Stormarn und Segeberg sind die stärksten Kreise bei der Gründung“, sagt Nils Thoralf Jarck von der IHK. Existenzgründer mögen Stormarn also, nur in Segeberg melden mehr Menschen ein Gewerbe an.

Das Gebiet der IHK zu Lübeck umfasst die Hansestadt Lübeck sowie die Kreise Herzogtum Lauenburg, Ostholstein, Segeberg und Stormarn. In den Jahren 2009 bis 2013 wurden hier insgesamt 40.522 Gewerbe angemeldet, 9177 davon in Stormarn, 9916 in Segeberg. Damit liegt Stormarn vor Ostholstein (6866), Lauenburg (6482) und Lübeck (6595). Wer die Anzahl der Gründungen je 1000 Einwohner betrachtet, stellt fest, dass Stormarn hier sogar auf dem ersten Platz steht: In den vergangenen fünf Jahren haben 7,97 Menschen pro 1000 Einwohner ein Unternehmen gegründet.

Die Idee, eines zu gründen, hatte Nadine Mundt während des Wirtschaftswissenschafts-Studiums. „Ich wollte einen Ort schaffen, wo ich im Großen die Pferde so versorgen kann, wie ich es Zuhause in klein gemacht habe“, sagt sie. „In vielen Ställen stehen die Pferde zu lange in Boxen, bei mir sollten sie alle rauskommen, die Böden sollten gut sein, und das Futter optimal für die unterschiedlichen Bedürfnisse.“ Inzwischen gibt es auf Hof Eichkamp 28 Futtersorten, eine Reithalle, Ställe, Außenplätze, Weiden, fünf Mitarbeiter – und natürlich Pferde. „Im März 2013 kamen die ersten Pferde, angefangen haben wir hier aber im Dezember 2012. Da war hier noch nichts, es war einfach ein schönes Fleckchen Erde“, sagt Mundt. „Hier“ ist am Beimoorweg, am Gewerbegebiet. „Bevor ich das Grundstück gefunden habe, habe ich zwei Jahre gesucht. In Dithmarschen bekommt man solche Höfe hinterhergeworfen, aber etwas in der Metropolregion war schwer zu finden.“

Viele Gründer wollen in die Metropolregion. Stormarn und Segeberg profitieren von der Nähe zur Großstadt Hamburg, heißt es auch im Bericht der IHK. „Etwa die Hälfte unserer Mitglieder haben ihren Sitz in den beiden Kreisen. Viele Gründer ziehen ins Hamburger Umland, um so eine größere Kundschaft zu erreichen“, sagt Nils Thoralf Jarck. Das gilt auch für Nadine Mundt. „Bei mir stehen Hengste aus der Schweiz, die Besitzer fliegen von dort hoch, um ihre Pferde zu besuchen. Da kann ich nicht sagen, dass sie erst mal vier Stunden vom Flughafen hierher fahren müssen.“

Neben der Nähe zu Hamburg gebe es noch einen anderen Grund für die hohe Zahl der Gründungen in Stormarn, meint Nils Thoralf Jarck. „Der Kreis wird gut gemanagt, Plöger ist ’ne Marke, aber er macht viel im Bereich Wirtschaftsförderung. Das Duo Plöger/Leinius ist Gold wert.“ Jarck spricht vom Landrat und dem Chef der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft (WAS).

Zudem sei der Erfolg der Existenzgründungen in Schleswig-Holstein auch auf das gute Beratungsangebot zurückzuführen. „Wir bieten an allen Standorten die Möglichkeit zur ersten Information und zum persönlichen Kontakt“, sagt er. „Zudem beraten die Förderlotsen der Investitionsbank auch zu speziellen Förderungsprogrammen.“

In Stormarn gibt es die Geschäftsstelle der IHK in Ahrensburg (Beimoorkamp 6). Nadine Mundt war ebenfalls dort, um sich beraten zu lassen. „Da habe ich mich schlaugemacht“, sagt sie. Und dort sei ihr auch Tomas Grimm von der Gründerhilfe empfohlen worden. Die Gründerhilfe hat ihren Sitz ebenfalls im Haus der Wirtschaft im Beimoorkamp, sie berät vor, während und nach der Gründung – und bietet kostenlose Informationsabende an. Auch das Erstgespräch ist kostenlos. „Herr Grimm und ich haben zusammen das Unternehmenskonzept ausgearbeitet und er ist mit zu den Terminen bei der Bank gegangen“, sagt Mundt. „Er ist ein toller Mentor, ohne ihn hätte ich das nicht so gut geschafft. Der Weg hat so schon viel Kraft gekostet.“

Ein Unternehmen zu gründen sei unfassbar spannend. „Aber natürlich kommen auch die Geister. Nachts. Das bleibt sicher die nächsten 20 Jahre so. Man darf seinen Drive nicht verlieren, es gibt immer nur den Weg nach vorn. Sicher hatte ich zwischendurch Momente, in denen ich mich gefragt habe, was ich mir dabei gedacht habe. Aber jetzt, ein Jahr später, kann ich sagen, dass es richtig war.“ Und in weiteren zwei Jahren dann in den Kurzurlaub fahren. Wohin, Frau Mundt? Sie lacht. „Keine Ahnung. Vielleicht nach Mecklenburg-Vorpommern. Mit Pferd.“