1300 Unterschriften gegen ausgedünnten Busfahrplan. Kreispolitiker kompromissbereit. Entscheidung im September

Glinde. Viele Glinder sind empört, ihr Ärger richtet sich dagegen, dass Busse im Süden des Kreises künftig seltener fahren sollen, allen voran die heutige Metrobuslinie 11. Der Kreis Stormarn muss, wie berichtet, das bisher von den Verkehrsbetrieben Hamburg-Holstein (VHH) betriebene Busnetz in Südstormarn künftig selbst finanzieren und möchte es deswegen abspecken. Es sollen weniger Busse eingesetzt, die Zehn-Minuten-Taktung aufgegeben werden.

Sandra-Pia Wöhrmann und Heidi Weber, die eine Bürgerinitiative für den Erhalt der Linie 11 ins Leben gerufen haben, haben inzwischen mehr als 1300 Unterschriften gesammelt – und sie am Donnerstagabend im Bürgerhaus dem Vorsitzenden des Kreisverkehrsausschusses, Lukas Kilian (CDU), übergeben. Er und seine Kollegen Joachim Germer (Grüne), Gerd Prüfer (SPD) und Heinrich Dierking (Forum 21) waren gekommen, um sich der Diskussion mit den Bürgern zu stellen.

„Glinde ist bereits unterversorgt, und sie wollen das Angebot noch weiter reduzieren. Damit wird die Stadt unattraktiv zum Leben“, schimpfte ein Glinder aus dem Publikum in Richtung der Kreistagsabgeordneten. Die hörten sich Argumente an, beantworteten Fragen und äußerten sich selbst kritisch zu den Plänen.

Heinrich Dierking etwa, der dafür plädiert, das Netz in seiner jetzigen Form zu erhalten. „Die Linie 11 ist die Herzlinie Südstormarns. Schließlich soll doch auch der Autoverkehr verringert werden.“ Dierking rechnet damit, dass mehr Menschen aufs Auto ausweichen, wenn die Verbindung schlechter wird. Germer ergänzte: „Ein nachfrageorientiertes Angebot sieht anders aus.“ Überhaupt waren sich die Politiker einig, dass vor allem Glinde unter der Neuorganisation leiden würde.

Sie müssen allerdings ganz Stormarn im Blick behalten. Der Kreis könne die Kosten von 1,1 Millionen Euro, die die jetzige Versorgung kostet, nicht tragen, gaben sie zu bedenken. Bei den vom Kreis eingeplanten 500.000 Euro müsse es allerdings auch nicht bleiben, sagte Ausschussvorsitzender Kilian. „Wir hatten anfangs 800.000 Euro dafür veranschlagt. Da ist also noch Spielraum nach oben.“

Ermittelte Fahrgastzahlen sind nicht aussagekräftig

Nicht wenige Bürger meldeten sich an dem Abend noch zu Wort. Ein Glinder: „Ich muss jetzt schon jeden Tag eine Stunde früher bei der Arbeit sein, weil ich durch die ungünstige Verbindung sonst zu spät kommen würde. Sie sollten das Angebot eigentlich noch aufstocken.“ Auch Menschen aus Reinbek-Neuschönningstedt und Oststeinbek taten ihren Unmut über die künftig schlechtere Anbindung kund.

Kreistagsabgeordneter Lukas Kilian stellte klar: „Der vom Kreis entworfene Basisfahrplan ist nur eine Diskussionsgrundlage. Wir müssen jetzt gemeinsam überlegen, welche Lösung die geringsten Einschnitte bringt.“ Joachim Germer merkte außerdem an, dass das Material zu den Fahrgastzahlen nicht aussagekräftig sei. Dem stimmten sowohl Politiker als auch Bürger zu. „Das Problem bei den Zahlen ist, dass es Durchschnittswerte sind. Es ist unklar, wann wie viele Fahrgäste den Bus nutzen“, sagte Gerd Prüfer. Kilian versicherte den Anwesenden: „Ich lege meine Hand dafür ins Feuer, dass der aktuelle Fahrplanentwurf nicht so bestehen bleibt.“

Daraufhin argwöhnten die Bürger, es könnte ja noch schlimmer kommen. „Auf keinen Fall“, beruhigte Kilian die Anwesenden im Bürgerhaus. „Wir sind hier, um mit Ihnen zu diskutieren und um herauszufinden, wie der Bedarf ist.“

Am 1. September möchte der Kreisverkehrsausschuss über die bis dahin zusammengetragenen Ergebnisse entscheiden. Vorher wird sich am 28. August aber noch ein eigens einberufener Bauausschuss in Glinde ausschließlich mit dem Thema beschäftigen. „Die Zeit ist knapp bis Mitte Dezember“, merkte Germer an. Er und seine Kollegen hoffen aber, dass bis dahin eine Lösung, mit der alle leben können, gefunden wird.

Die Initiatorinnen des Protests gegen die Bus-Kürzung, Sandra-Pia Wöhrmann und Heidi Weber, waren erfreut über den Zuspruch der Bürger und die rege Teilnahme an der Veranstaltung. „Es gibt einen Bedarf für dieses Busangebot in der Bevölkerung. Sonst wäre der Saal nicht rappelvoll“, sagte Wöhrmann. Ihre Mitstreiterin Heidi Weber, die inzwischen zur Freundin geworden ist, fügte hinzu: „Der Kreis hätte den jetzigen Fahrplanentwurf ohne das Engagement der vielen Bürger sicherlich so beschlossen, wie er ist.“