Verunreinigtes Wasser: Lauenburgische Kreisverwaltung habe Ergebnisse falsch interpretiert

Köthel . Bürger Köthels erheben schwere Vorwürfe gegen den Fachdienst Wasserwirtschaft des Kreises Herzogtum Lauenburg. Im Juli hatten sie festgestellt, dass das Wasser der Bille verschmutzt war (wir berichteten). Die Behörde habe Analyseergebnisse falsch interpretiert. Das jedenfalls meint Joachim Schubert, Biologe für Fischerei- und Gewässerökologie.

In einer am 4. August veröffentlichten Stellungnahme des Kreises heißt es, dass in den Proben über einen längeren Zeitraum ein für empfindliche Fischarten zu geringer Sauerstoffgehalt und ein erhöhter Stickstoffwert festgestellt worden seien. Ursache für beides könne aber nicht die Einleitung von Fäkalien sein; das aber hatten die Anwohner aufgrund des Geruches vermutetet.

Durch den Starkregen am 8. Juli seien Gräser in die Bille gelangt, wegen hoher Temperaturen sei es zu Gärungsprozessen gekommen, heißt es seitens des Kreises weiter. Es könne zwar nicht ausgeschlossen werden, dass einige vor der Überschwemmung abgeerntete Wiesen mit Gülle oder Jauche gedüngt worden seien. Das könne aber nicht die Ursache für die starke Belastung des Wassers sein, denn das habe erst eine Woche nach dem starken Regen dunkle Färbung und Geruch angenommen. „Die Gülle wäre, als wir die Proben am 22. Juli genommen haben, nicht mehr nachweisbar gewesen, weil sie flussabwärts geflossen wäre“, sagt Hanke Lüdemann vom Fachdienst Wasserwirtschaft. Eine spätere Gülleeinleitung sei auch auszuschließen, weil die Felder nach dem Regen unbefahrbar gewesen seien. Ferner sei die Bille an allen drei Zuflüssen belastet, bei einem Gülleeinfluss wäre die Belastung nur an einer Einflussstelle aufgetreten. Lüdemann: „Wir haben alles überprüft, faulende Gräser sind die Ursache.“

Der Kreisverwaltung ist „kein toter Fisch bekannt“

Biologe Joachim Schubert, der seine Aussagen auf Analysen seines Kollegen Martin Purps vom Landessportfischerverband stützt, meint nicht, dass faulende Gräser der Grund für die Verschmutzung gewesen seien. „Das stimmt einfach nicht. Empfindliche Pflanzen wie Getreide sterben tatsächlich innerhalb von drei bis zehn Tagen ab, wenn sie überschwemmt worden sind. Bei Gräsern, die im Oberlauf der Bille vorkommen und an feuchte Standorte angepasst sind, ist das sicherlich nicht zu erwarten.“ Purps und Schubert stellen fest, dass die Belastung der Bille „über einen längeren Zeitraum sogar ganz erheblich war“. In Proben aus Köthel und Linau seien Sauerstoffwerte gemessen worden, die so niedrig gewesen seien, dass Fische gestorben seien.

Die Biologen kritisieren auch, dass Folgeschäden für die im Wasser lebenden Organismen bisher noch nicht untersucht worden seien. „Mir ist kein toter Fisch bekannt“, sagt hingegen Hanke Lüdemann von der Behörde. Am 7.August hat die Wasserwirtschaft erneut Proben genommen. Lüdemann: „Das Wasser ist wieder in Ordnung“. Nun sollen Maßnahmen entwickelt werden, die eine erneute Verschmutzung der Bille verhindern.

Zehn Kötheler haben nun eine „Bille-Schutzgruppe“ gegründet. Sie wollen den Bürgern Probengläser und eine Anleitung zum Nehmen von Wasserproben zur Verfügung stellen.