Freiwillige Helfer in Ahrensburg bekommen kaum noch Schlaf. Jetzt brannte Gartenlaube an der Hamburger Straße. Polizei: Es war Brandstiftung

Ahrensburg. Verkohlte Holzbretter stapeln sich, die Einrichtung einer Gartenlaube liegt in Schutt und Asche. In der Nacht zu Dienstag ist ein Holzschuppen an der Hamburger Straße in Ahrensburg in Flammen aufgegangen. War es wieder der unheimliche Brandstifter, der Polizei und Feuerwehr seit Monaten in Atem hält und bei Ahrensburgern für Angst und Schrecken sorgt? Vielleicht. Die Polizei hat Brandstiftung als Ursache festgestellt und versucht nun, in dem Haufen Schutt Spuren zu finden, die Hinweise auf den Täter geben könnten.

Doch viel werden die Ermittler dort nicht mehr finden. Denn die etwa sechs Quadratmeter große Laube ist völlig niedergebrannt. Als die Feuerwehr am Einsatzort eintraf, schlugen die Flammen bereits meterhoch in den Nachthimmel. „Auch das Unterholz hat bereits gebrannt“, erinnert sich Ahrensburgs Wehrführer Florian Ehrich. Er und seine Kameraden hatten zunächst verhindert, dass die Flammen auf die trockenen Büsche oder eine hinter den Gleisen liegende Fußgängerbrücke übergreifen.

„Außerdem waren in den Holzschuppen zwei Propangasflaschen, die schon zischten“, so Ehrich. Die Feuerwehrleute kühlten die Gasflaschen und holten sie aus dem Schuppen. Anschließend hatten die Helfer das Feuer schnell gelöscht. Die Bahnstrecke zwischen Ahrensburg und Hamburg musste für fast eine Stunde bis 23 Uhr gesperrt werden. Eine weitere Stunde später war der Einsatz beendet.

Es dürfte jedoch, so ist zu befürchten, nicht der letzte bei dieser Feuerserie für die Ahrensburger Feuerwehr gewesen sein. „Ich freue mich über jede Nacht, die ich schlafen kann“, sagt Christian Huschenhöfer. „Die Brandserie, die schlaucht.“ Gewöhnlich hat die Ahrensburger Feuerwehr pro Monat zwischen 15 und 20 Einsätze. „Allein im Juli waren es 45“, sagt Florian Ehrich.

Für die freiwilligen Helfer ist dies eine enorme Belastung. Sie müssen Beruf, Familie und Feuerwehr unter einen Hut bekommen. „Derzeit fällt uns dies besonders schwer“, sagt Huschenhöfer und erzählt aus seinem Alltag: Gegen sieben Uhr morgens frühstückt der 36-Jährige mit seinem Sohn. Anschließend bringt er den Fünfjährigen in den Kindergarten und fährt zur Aral-Station nach Großhansdorf, wo er gegen 8 Uhr als Stationsleiter seine Arbeit beginnt.

So zum Beispiel am Dienstag vor rund zwei Wochen. An diesem Tag konnte Huschenhöfer jedoch nicht lange an Schichtplänen und anderen Dingen arbeiten. Um 11.19 Uhr ertönt das schrille Piepen seines Alarmierungs-Melders. In der Ahrensburger Innenstadt hat ein Bagger eine Gasleitung getroffen, sofort lässt er alles stehen und liegen und fährt zum Einsatzort. „Ich war bis 14 Uhr vor dort, dann wurden wir abgelöst“, erinnert sich der Feuerwehrmann.

Neben der Brandserie müssen die Retter nachts aufstehen, um Türen zu öffnen

„Ich bin erst mal nach Hause und unter die Dusche“, sagt Huschenhöfer, der mit seiner Schutzausrüstung stundenlang in der prallen Hitze stand. Völlig ermüdet von diesem Einsatz und den zahlreichen der Tage zuvor, schläft er schon um 21 Uhr. Noch nicht einmal eineinhalb Stunden später, um 22.20 Uhr, piept es schon wieder. Der Rettungsdienst braucht Hilfe, die Feuerwehr muss eine Wohnungstür öffnen.

Um 23.10 Uhr ist der Einsatz beendet. Doch wieder ins Bett geht es für Huschenhöfer nicht. Ein Rauchmelder in einem Kindergarten an der Königstraße meldet ein Feuer. „Da gehen bei uns die Alarmglocken an“, sagt Christian Huschenhöfer. Denn der Brandstifter hat in der Ahrensburger Innenstadt in den vergangenen Nächten immer wieder Feuer gelegt. Auch an der Königstraße. Dort war zuletzt ein Autos samt Carport in Flammen aufgegangen. „Zum Glück war es im Kindergarten nur ein Fehlalarm“, so der freiwillige Helfer, der mit den Kameraden gegen Mitternacht auf der Wache noch eine Cola trinkt und wieder nach Hause fährt. „Hundemüde bin ich ins Bett gefallen“, erinnert sich Huschenhöfer, der nur wenige Minuten später aus dem Tiefschlaf gerissen wird. Um 0.45 Uhr läuft der nächste Alarm ein. An der Lohkoppel brennt ein VW Touran. Es ist bereits das neunte Auto, das in diesem Jahr in Ahrensburg von Brandstiftern angezündet wurde.

Christian Huschenhöfer und seine Kameraden haben das Feuer schnell gelöscht. Nach einer Stunde ist der Einsatz beendet. Allerdings kann Huschenhöfer nicht sofort wieder ins Bett. „Die Autos müssen wieder einsatzbereit gemacht werden“, sagt er. Löschschaum muss nachgefüllt werden, Schläuche ausgetauscht und das Aggregat mit Benzin befüllt werden. Erst gegen halb drei liegt Huschenhöfer wieder im Bett – bis 6 Uhr. Dann klingelt der Wecker.

Was sie nicht am Arbeitsplatz geschafft haben, müssen sie nachholen

„Natürlich ist es für den Arbeitgeber nicht schön, wenn er sieht, dass sein Mitarbeiter völlig übermüdet am Arbeitsplatz sitzt. Doch mein Chef hat dafür Verständnis“, so Huschenhöfer, der versäumte Arbeit nachholen muss. Auch Wehrführer Florian Ehrich kennt das Problem: „Ich habe zum Glück auch einen Chef, der mich unterstützt.“ Allerdings müsse die Arbeit trotzdem gemacht werden, Abgabetermine eingehalten werden.

Auch die Familien müssen viel Verständnis haben. „Manchmal habe ich mit meiner Frau abgesprochen, dass ich unseren Sohn vom Kindergarten abhole. Dann muss ich sie anrufen, dass ich es nicht schaffe, weil ein Einsatz läuft“, sagt Huschenhöfer. Florian Ehrich: „Oder man hat mit der Frau geplant, abends gemeinsam zu essen und muss plötzlich aus der Tür laufen.“

Beide bestätigen, dass sie den Job gerne machen – auch wenn sie dafür nachts aufstehen müssen. „Allerdings haben wir kein Verständnis dafür, dass jemand nachts Mülltonnen in Wohnhäusern anzündet, in denen Menschen schlafen. Oder Autos, die direkt an Häusern parken“, so Ehrich. Dass wegen der vielen Einsätze die Leute der Ahrensburger Wehr nicht mehr nachts aufstehen, glaubt er nicht: „Im Ernstfall sind sie da.“ Mehr Sorgen macht er sich, dass dafür bei den zahlreichen Rauchmelder-Einsätzen weniger Feuerwehrleute zur Wache kommen. Zumal es sich in den meisten Fällen um einen Fehlalarm handelt. Huschenhöfer: „Dass kann dann schnell gefährlich werden. Oft mussten wir schon nachts Menschen aus verqualmten Wohnungen holen.“

Die Feuerwehrleute hoffen, dass die Brandserie endlich abreißt. So wie die Polizei die Zeugen für den Laubenbrand sucht. Insbesondere einen Radfahrer der am Tatort gesehen wurde. Er soll 17 bis 19 Jahre alt und dicklich sein. Er trug eine Brille, einen blau-weiß-gestreiften Pullover und Jeans. Die Polizei (04102/809-0) vermutet, dass er ein wichtiger Zeuge ist.

Lesen Sie morgen: Die schwierige Suche der Polizei nach dem Brandstifter