Seit Monaten können einige Kunden der Telekom in Ortsteil Stemwarde nur bei Temperaturen unter 25 Grad telefonieren

Barsbüttel. Ob weiß, grau oder schwarz: Wolken am Himmel über der Barsbütteler Ortschaft Stemwarde sind ein gutes Zeichen. Zumindest für Gisela und Paul Pfrommer. Denn bei direktem Sonnenschein und einer Temperatur über 25 Grad funktionieren weder Telefon, Fax noch Internet im Haus des Ehepaares. Kein Einzelfall.

Begonnen hat bei den Pfrommers alles mit einem Tarifwechsel bei ihrem Anbieter, der Telekom. „Wir haben Ende Mai schnelleres Internet bekommen“, sagt Paul Pfrommer. Schon kurz darauf sind die Rentner immer mal wieder tagsüber von etwa 8 bis 19 Uhr nicht erreichbar. „Wenn wir wählen wollen, hören wir nur das Besetztzeichen.“ Anrufer – das haben Verwandte und Freunde dem Ehepaar erzählt – bekommen eine Ansage („Keine Verbindung unter dieser Nummer“). Manchmal wird die Verbindung auch mitten im Gespräch unterbrochen.

Dem Ehepaar fällt früh auf, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Wetter und der Telefonanlage gibt. Und sie erfahren: Sie sind nicht alleine. „Ein Nachbar hat uns gesagt, dass er das Problem schon länger hat.“ Es folgen etliche Anrufe bei der Störungs-Hotline der Telekom. „Die Ansprechpartner waren immer sehr nett“, sagt Pfrommer. Helfen können sie aber zunächst nicht. Nach sechs Wochen bekommt das Ehepaar einen Anruf einer Mitarbeiterin der Telekom, die eine Liste mit Telefonnummern vorliest. Es sind die Nummern der Anschlüsse, deren Besitzer vergebens versucht haben, Gisela oder Paul Pfrommer zu erreichen.

Einige Male schickt das Telekommunikationsunternehmen Mitarbeiter nach Stemwarde. „Die haben dann festgestellt, dass mit der Anlage im Haus alles in Ordnung ist.“ Einmal, so sagen die Pfrommers, haben Techniker auch ein Kabel an der Straße vorm Haus des Ehepaares ausgebuddelt, untersucht und festgestellt, dass es funktioniert. Später stellen die Monteure auch fest, wo die Wurzel des Übels liegt. Nämlich im Verteilerkasten, der 350 Meter entfernt vom Haus der Pfrommers an der Straße Dorfring steht und den gesamten Ort mit Festnetzanschlüssen für Telefonie und Internet versorgt. „Sie haben gesagt, dass der Kasten überhitzt und deswegen die Technik versagt“, sagt Gisela Pfrommer.

Auf die Diagnose hat die Telekom nun reagiert. Auf Anfrage des Abendblatts schreibt das Unternehmen: „In unserer Übertragungstechnik haben wir überhöhte Temperaturen gemessen, die zu der Funktionsstörung führen.“ Deshalb soll laut Unternehmenssprecher André Staudt ein zweiter sogenannter Wärmetauscher (ein Kühlgerippe, ähnlich dem in Kühlschränken) in den Verteilerkasten installiert werden. „Normalerweise reicht ein Wärmetauscher, aber es gibt Ausnahmen“, sagt Staudt. Und zwar etwa bei fünf Prozent der Verteilerkästen, wie er sagt. Es sind Anlagen, die besonderer Hitze ausgesetzt sind, etwa weil ihnen kein Baum oder Haus Schatten spendet.

So steht am Montagnachmittag Fernmeldetechniker Günter Steinkamp vor dem ungeschützten Stemwarder Verteilerkasten und zieht zwischen den ungezählten Kabeln, die sich zwischen den mehr als 200 Telefonanschlüssen entlangschlängeln, eine Schraube fest. Am Kasten lehnt eine Abdeckung, auf die eine große Blume gemalt ist. „Ich baue den zweiten Wärmetauscher ein“, sagt er. Und die Anlage bekomme auch eine neue Abdeckung mit mehr Lüftungsschlitzen, sagt er und zeigt mit dem Schraubendreher auf eine dünne, metallene Scheibe, die auf dem Fußgängerweg liegt. „Danach dürfte das Problem behoben sein.“

Seit dem ersten Anruf von Paul Pfrommer bei der Telekom sind mehr als zwei Monate vergangen. Eine lange Zeit, ohne Telefon. Telekom-Sprecher sagt dazu: „Es war ein untypisches Störungsbild und die Ursachensuche deswegen schwierig.“ Zudem sei das Problem nur zeitweise aufgetreten und habe damit die Analyse verkompliziert.

„Es hat viel zu lange gedauert“, findet Pfrommer und wedelt mit einem Briefumschlag, in dem kürzlich ein Entschuldigungsbrief der Telekom angekommen ist. „Sorglos surfen und telefonieren“ steht darauf. Ein bisschen müssen Gisela und Paul Pfrommer über das Motto schmunzeln. Die Rechnungen hat das Ehepaar in den letzten Monaten gezahlt, sie hoffen nun aber auf ein Entgegenkommen des Unternehmens. „Sie haben Geld für eine Leistung abgebucht, die sie nicht erbracht haben“, sagt Gisela Pfrommer. Nun warten die Pfrommers. Darauf, dass sich die Wolken über Stemwarde verziehen, die Sonne mit aller Kraft scheint und ihr Telefon trotzdem klingelt.