Mit dem ersten Erdbeer-Cup eröffnet Gastgeber Enno Glantz beim Hoffest seinen nagelneuen Springturnierplatz. 10.000 Besucher waren dabei

Delingsdorf. Rocco mag Pferde wird gesagt. „Doch, doch“, versichert Frauchen Ingrid Donath und schaut zu dem kleinen Bologneser-Rüden mit den schwarzen Locken hinab. Der schaut zurück, gähnt und schafft es, ziemlich unschuldig auszusehen. Bis eben hat Rocco das Springpferd Quite Right 3 und seinen Reiter Ennio Schlitz angebellt. Mehrfach. Einen Vorwurf kann dem Hund trotzdem niemand machen. Er hat sich halt erschrocken, als plötzlich das riesige Pferd mit dem Belgier auf seinem Rücken wenige Meter neben seinem Sitzplatz gelandet ist. Auch mehrfach übrigens.

Besucher des ersten Erdbeer-Cups beim Hoffest von Enno Glantz in Delingsdorf, die wie Rocco 30 Zentimeter groß sind, können nichts sehen, wenn sich Zuschauer in mehreren Reihen um den nagelneuen Turnierplatz drängen. Zu seinem 70. Geburtstag hat Glantz sich und allen norddeutschen Pferdefans den 2400 Quadratmeter großen Turnierplatz geschenkt. Am Sonnabend traten dort erstmals Spitzensportler mit ihren Pferden gegeneinander an. 19 Reiter und acht Reiterinnen aus Deutschland, Schweden, Dänemark, Belgien, Spanien und der USA waren es. Und das wollten insgesamt rund 10.000 Springreitfans sehen.

Doch bevor es losgeht mit dem ersten Erdbeer-Cup (S-Springen mit Siegerrunde), begrüßt Glantz die Gäste und sagt, dass er sich sehr über die vielen Besucher freut. Dass er das genau so meint, sehen die Besucher daran, dass er bei seiner Rede von einem Bein aufs andere tänzelt und dann grinst wie ein Schuljunge. Kein Wunder: Glantz’ großes Hobby sind Pferde. Er züchtet, reitet und bildet die Tiere aus. 25 Jahre ist er selbst auf Springturnieren geritten.

Auch Ingrid Stegen und ihr Ehemann Joachim, die aus Timmerhorn nach Delingsdorf gekommen sind, kennen sich aus mit dem, was nun passiert. „Wir haben einen Stall für Dressurpferde“, sagt Joachim Stegen. Springturniernovizen sind dann doch eher überrascht: Nach einem tosenden Applaus, schallt des Moderators Stimme durch die Boxen: „Der Parcours hat 449 Meter Länge, 76 Sekunden ist die maximale Zeit.“ Heißt: die Reiter und ihre Pferde dürfen nicht länger brauchen, um über alle Hindernisse zu springen. Experten wissen noch mehr: Wer in die zweite, die Finalrunde kommen will, wirft besser kein Hindernis herunter.

Dann werden Tausende Menschen mucksmäuschenstill. Zu hören ist nur das Schnauben, das Wallach Chalayan von sich gibt – bei jeder Landung. Bis dann ein mehrstimmiges „Ohhh“ ertönt. Mit seinen Hinterläufen hat Chalayan ein Hindernis heruntergerissen. Er wird nicht der letzte sein und ein fleißiger Helfer flitzt bereits los und legt die Stange wieder in die Halterung. Am Ende der ersten Runde schaffen es elf Teilnehmerpaare in die Finalrunde.

„Das Turnier ist wirklich toll“, findet Viona Fietzke. Die Siebenjährige sitzt mit ihre Tante Mirca auf dem Rasen und freut sich auf das Finale. „Wir haben bisher Springreiten nur im Fernsehen gesehen, sehr schön, es mal live zu erleben“, sagt Mirca Fietzke. Einen Favoriten haben die beiden nicht. Dass am Ende sich drei Frauen das Siegertreppchen teilen, dürfte ihnen dennoch gefallen haben. Auch Enno Glantz’ Augen glänzten mit dem Siegerpokal um die Wette, als er ihn Siegerin Mathilda Karlsson reichte. Damit bleibt der Pokal übrigens in Stormarn. Karlssons Verlobtem, dem Großbäcker Manfred von Allwörden, gehört seit etwa zwei Jahren der Grönwohldhof, auf dem Springpferde gezüchtet werden.

Auch Glantz hat offenbar den Nachwuchs im Blick gehabt bei seiner Springturnierpremiere und dem dazugehörigen Hoffest. Und die Schlange vor dem Ponyreiten ist meterlang. Kurz ist unterdessen der kleinste Reiter des Tages: Nils, ein Jahr alt, der auf dem Rücken eines Ponys und an der Hand von Papa Torsten Ajerga eine Runde drehte. „Er liebt halt Pferde“, sagt der. Genau wie Rüde Rocco. Eigentlich.