Politiker erwägt Strafantrag gegen Oldesloes Ex-Ladenmanager. Aber erst mal geht es um Mietschulden

Bad Oldesloe. Stefan Pötzschs Agieren als Oldesloes Ladenflächenmanager könnte juristische Konsequenzen haben. Es geht um Korruptionsverdacht. Politiker werfen ihm vor, er habe Kaufleuten Rechnungen für Beratertätigkeiten ausgestellt und gleichzeitig in seiner Funktion als von der Stadt beauftragter Ladenflächenmanager über die Vergabe der Mietobjekte entschieden. Diesen Vorwürfen wollen einige Stadtverordnete nachgehen.

Ein Mitglied des Hauptausschusses sagt dazu: „Das sieht nach Betrug aus. Es besteht der Verdacht, dass er denen den Zuschlag gegeben hat, die sich gegen Geld von ihm haben beraten lassen.“ Der Bürgermeister sei in der Pflicht, der Sache nachzugehen, „anstatt alles unter den Teppich zu kehren“. Der Stadtverordnete Hendrik Holtz (Linke) findet klare Worte: „Wenn es nach Prüfung der Sache noch Unstimmigkeiten gibt, werde ich einen Strafantrag gegen Pötzsch stellen.“

Ein Gerichtstermin steht indes schon fest: Am 17. September trifft Pötzsch seinen ehemaligen Bürovermieter vor dem Ahrensburger Amtsgericht. Es geht um Mietschulden, die er angeblich haben soll.

Inzwischen hat sich auch Stefan Pötzsch beim Abendblatt gemeldet und zu den Vorwürfen geäußert. Er bestreitet nicht, Rechnungen für Beratertätigkeiten ausgestellt zu haben. „Die Leistungen, die ich in Rechnung gestellt habe, haben nichts mit meiner Arbeit für die Stadt zu tun gehabt.“ So sieht es auch Bürgermeister Tassilo von Bary. „Außerdem betrifft es nur einen Fall“, sagt Pötzsch. Die besagte Rechnung sei bis heute nicht bezahlt worden.

Mehrere Politiker berichten dagegen übereinstimmend, dass es mehrere solcher Fälle gegeben habe.

Auf die Frage, ob er die Beratungsleistung im Auftrag des betroffenen Unternehmers geleistet habe, antwortet Pötzsch: „Es muss eine Absprache gegeben haben – zumindest mündlich.“ Einige Augenblicke später legt er sich fest: Es habe eine mündliche Absprache gegeben.

Pötzsch hat versucht, das Café am Markt zu vermakeln

Van Giang Dang hat eine Rechnung über 2000 Euro erhalten (wir berichteten). Er schildert den Fall so: „Herr Pötzsch hat Anfang 2013 behauptet, er könne einen günstigen Mietpreis von 1500 Euro für die Räumlichkeiten des ehemaligen Cafés am Markt mit dem Vermieter aushandeln. Er fragte, ob ich Interesse an dem Lokal hätte.“ Pötzsch habe in dem Zusammenhang auch behauptet, es würden keine zusätzlichen Kosten entstehen. „Ich habe dann mit seiner Hilfe ein Konzept erstellt. Doch zu einer Vermietung der Fläche ist es nie gekommen, weil der Vermieter, anders als behauptet, nicht bereit war, für 1500 Euro zu vermieten.“

Aus Politikerkreisen heißt es, Pötzsch soll für dieses Objekt insgesamt fünf Interessenten gehabt haben.

Der aus Vietnam stammende Van Giang Dang hat die Café-am-Markt-Rechnung nach eigenen Angaben erst eineinhalb Jahre nach der gescheiterten Anmietung im Briefkasten gehabt. Da waren längst Streitigkeiten um Mietschulden zwischen ihm und Pötzsch entbrannt. Wie berichtet, soll Pötzsch zwischen Anfang 2013 und Ende Juni 2014 Mietschulden bei seinem Büro-Vermieter Dang in Höhe von rund 5000 Euro angehäuft haben.

Ob er seinen Vermieter bedroht habe, erinnere er nicht mehr

Fragen zu den Mietschulden sowie zu anderen Angelegenheiten beantwortet Pötzsch ausweichend oder widersprüchlich. Zunächst bestreitet er, dass er Schulden bei Dang habe. Angesprochen auf einen Vollstreckungsbescheid, der gegen ihn vorliegt, sagt er dann: „Mein ehemaliger Vermieter stellt Forderungen aus dem Mietverhältnis. Das bedeutet aber nicht, dass das rechtens ist.“ Dieser Frage wird eben das Amtsgericht Ahrensburg nachgehen.

Auch zu dem Vorwurf, seinen ehemaligen Büro-Vermieter bedroht zu haben, äußert Pötzsch sich ausweichend. Wie berichtet, soll er im Beisein einer Zeugin gesagt haben: „Wenn Sie damit in die Öffentlichkeit gehen, dann werden Sie das kaum überleben.“ Pötzsch sagt erst, Dang habe ihn falsch verstanden. Anschließend behauptet er: „Ich kann mich nicht mehr erinnern, ob ich so etwas zu ihm gesagt habe.“ Auch, dass er nun für das Lübecker Citymanagement-Unternehmen Cima tätig ist, dementierte er zunächst.

Dass es Meinungsverschiedenheiten zwischen ihm und dem Bürgermeister gab, räumt er ein. „Es ging damals um die Entwicklung des Postgebäudes.“ Von Bary selbst dementiert das. „Es gab Streitigkeiten zwischen Pötzsch und der damaligen Gutachterin. Er zweifelte an, dass das Gutachten ausreichend gewesen ist“, sagt der Bürgermeister.

In einem sind sich aber beide einig. Sie beharren darauf, dass der Vertrag auf Pötzschs eigenen Wunsch aufgelöst worden ist, weil er sich neuen Aufgaben widmen wollte.

Die Oldesloer Politiker sprechen indes von einer fristlosen Kündigung seitens der Stadt. „Das sollte alles sang- und klanglos ablaufen. Der Bürgermeister hat natürlich kein Interesse, dass ihm die Sache um die Ohren fliegt“, heißt es. Eines scheint klar. Die Politik lässt die Sache nicht auf sich beruhen.