Zwei Barsbütteler stehen in Reinbek wegen gefährlicher Körperverletzung vor Gericht. Verurteilter Mittäter beteuert seine Unschuld

Reinbek. Ihre Anwälte werden sie da irgendwie rausholen. Diesen Eindruck vermitteln die Brüder Thomas und Jason K. (Namen geändert) aus Barsbüttel, als sie am Dienstag beim zweiten Prozesstag in Reinbek auf der Anklagebank sitzen. Sie wirken gelassen, desinteressiert und schweigen.

Wie berichtet, wirft die Staatsanwalt den beiden 19-Jährigen vor, im Februar 2013 am Hauptbahnhof in Hannover einen 25-Jährigen verprügelt zu haben. Auslöser des Streits soll laut Opfer offenbar der „falsche“ Fan-Schal gewesen sein. Denn die Barsbütteler Brüder sowie ein Freund aus Schenefeld, alle HSV-Fans, waren in Niedersachsens Hauptstadt gekommen, um sich die Partie Hamburger Sportverein gegen Hannover 96 anzusehen. Der HSV verlor 1:5. Der Frust darüber war bei dem Trio offenbar groß. „Sie hatten mich im Bahnhof negativ auf meinen Schal angesprochen“, berichtet das Opfer, 25, aus Hamburg, das einen 96-Schal trug.

Doch es blieb nicht nur bei den verbalen Beleidigungen. Auf einer Treppe zu den Gleisen verpasste Jason K. dem Hamburger plötzlich eine Kopfnuss gegen die Nase. Er wurde zu Boden gerissen. Auch sein Bruder Thomas und der Freund stürmten hinzu und traten gegen Kopf und Brust des Mannes. Der 25-Jährige erlitt Prellungen, eine blutende Nase, und zahlreiche Blutergüsse. Polizisten beobachteten den Angriff und stürmten sofort zu der Treppe. Die drei Angreifer wurden festgenommen.

Ein Bundespolizist bestätigte am ersten Prozesstag die Aussage des Opfers. Dennoch zweifeln die Anwälte der Brüder diese Aussagen an. Durch zahlreiche Nachfragen versuchen sie, die Zeugen zu verunsichern. Aus der Sicht der Verteidiger ein weiteres Indiz für die Unschuld ihrer Mandanten: „Eigentlich sind die Fans beider Fußballvereine befreundet.“

Nur bei einem Zeugen gibt es keine bohrenden Fragen. Es ist der Mittäter aus Schenefeld. „Ich bin zu der Auseinandersetzung hin, um zu schlichten. Ich wollte demjenigen helfen, der am Boden lag“, sagt der 20-Jährige. Die Richterin: „Das hat die Richterin in ihrem Urteil vom März aber anders gesehen.“ Denn der Schenefelder ist bereits als Mittäter verurteil worden und musste unter anderem dem Opfer 200 Euro Schmerzensgeld zahlen.

Unbeeindruckt von diesem Urteil fordern die Anwälte der Barsbütteler, das Verfahren gegen ihre Mandanten einzustellen. Schließlich könne man ihnen die Tat nicht beweisen. Auch auf dem Überwachungsvideo seien die Täter nicht deutlich zu erkennen.

Die Staatsanwaltschaft lehnt dies ab. „Das bedauere ich“, so der Anwalt von Jason K. Denn jetzt müsse sein Mandant weitere Prozesstage über sich ergehen lassen. Die Zuhörer wunderten sich über diese Äußerung. Zumal die beiden Anwälte den Prozess in die Länge ziehen. Ursprünglich war nur ein Verhandlungstag angesetzt.