Das Wasser wird mit Biogas erwärmt. Fachverband überreicht Informationsschild

Trittau. Als das Trittauer Freibad in den 70er-Jahren gebaut wurde, heizte das erwärmte Kühlwasser der damaligen Meierei das Schwimmbecken. „Wir waren schon immer energiebewusst“, sagt Walter Nussel. Der Bürgermeister hat am Dienstag ein Informationsschild vom Fachverband Biogas entgegengenommen, auf dem darauf hingewiesen wird, dass das rund 800 Quadratmeter große Schwimmbecken des Schönaubades nun mit erneuerbarer Energie beheizt wird.

Das Biogas entsteht in einer Anlage des Trittauer Landwirts Friedrich Klose aus Maissilage und Rindergülle und versorgt zwei Blockheizkraftwerke der E.on Hanse. Das Schönaubad ist an das lokale E.on-Fernwärmenetz angeschlossen. In den Blockheizkraftwerken wird das Biogas in Wärme umgewandelt. Die Menge reicht aus, um den jährlichen Wärmebedarf von 275 Haushalten und den Strombedarf von 1900 Haushalten zu decken – und um seit der vergangenen Badesaison das Freibad zu heizen.

„Seit wir die entsprechenden Umbauten im Sommer 2012 vorgenommen haben, hat sich die Stimmung unter den Badegästen wieder beruhigt“, sagt Nussel. Die seien zuvor „auf der Zinne“ gewesen und hätten ihr Geld zurückverlangt, nachdem die Meierei den Betrieb eingestellt hatte und die Gemeinde aufgrund der steigenden Kosten die angenehme Wassertemperatur nicht halten konnte. Nun erhalte man die überschüssige Wärme aus dem Blockheizkraftwerk, zusätzlich werde das Bad über eine Solaranlage beheizt.

Zu der Übergabe des Informationsschildes waren unter anderem Tobias Goldschmidt aus dem Energiewendeministerium, Landrat Klaus Plöger, der CDU-Bundestagsabgeordnete Norbert Brackmann und die Landtagsabgeordneten Tobias Koch (CDU) und Tobias von Pein (SPD) nach Trittau gekommen. Außerdem waren mehrere Gemeindevertreter und der künftige Bürgermeister Oliver Mesch vor Ort. „Unser Ziel ist es, Konzepte wie dieses vorzustellen und zu verbreiten“, sagt Silke Weyberg, die den Fachverband Biogas vertrat, der mit der Imagekampagne „Watt von hier“ für die Nutzung von Biogas wirbt. In dem Verband, der rund 47.000 Mitglieder hat, sind Hersteller, Anlagenbauer und Betreiber aus der Biogas-Branche vertreten. Silke Weyberg appelliert an alle, gemeinsam an Perspektiven für die Nutzung erneuerbarer Energien zu arbeiten.

Gemeinde spart rund 9000 Liter Heizöl im Jahr

Durch die Biogaswärme spart Trittau nach Angaben des Fachverbandes jährlich rund 55.000 Liter Heizöl, rund 9000 Liter davon allein im Freibad. Damit würden etwa 1430 Tonnen Kohlendioxid weniger ausgestoßen. „Seit April dieses Jahres haben wir 192 Megawattstunden aus Biogaswärme erhalten“, sagt Walter Nussel.

Tobias Goldschmidt, Leiter der Stabstelle Energiepolitik im Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume, gratulierte den Trittauern zu dem Konzept. „Die große Zukunft der Bioenergie wird in dem Bereich Wärme liegen“, sagt Goldschmidt. „Hier haben wir ein gutes Beispiel dafür, wie man es schafft, Wärme und Strom auf kommunaler Ebene schlau miteinander zu verbinden.“ In Schleswig-Holstein würden derzeit 40Prozent der erneuerbaren Energien aus Biogas gewonnen.

Das Biogas, das hauptsächlich durch die Vergärung von Mais und Gülle entsteht, wird als Treibstoff genutzt, der den Motor des Blockheizkraftwerks bedient. Dort werden Strom und Wärme erzeugt.

Auch der Landwirt Friedrich Klose und seine Frau, die die Biogasanlage betreiben, kamen zu der Einweihung in das Freibad. Klose bedankte sich für die Unterstützung der Verwaltung. „Wir mussten immerhin dreieinhalb Kilometer Leitungen durch teilweise fremde Grundstücke verlegen“, sagt der Landwirt. Das habe dank der Hilfe der Gemeinde gut geklappt.

Die Arbeit des Trittauer Landwirts Klose ist kein Einzelfall. Häufig betreiben sogenannten Biogasbauern neben ihrer täglichen Arbeit Blockheizkraftwerke, mit denen sie dazuverdienen. Friedrich Klose hat gemeinsam mit seiner Sieker Kollegin Detje Köhler im Jahr 2010 die Naturgas Trittau GmbH gegründet und eine Biogasanlage am Ziegelbergweg gebaut. Kloses Arbeitsschwerpunkt liegt auf der Milchviehhaltung.

Dass die Stimmung unter den Badegästen wie von Bürgermeister Nussel erklärt wieder gut ist, seit das Wasser angenehm warm ist, bestätigte sich bei der Schildübergabe am Dienstag. Trotz vergleichsweise lauer Temperaturen verbrachten viele Kinder und Erwachsene den Vormittag im Schwimmbad.