Stefan Pötzsch arbeitet nicht mehr für Bad Oldesloe. Er soll doppelt kassiert und Mietschulden angehäuft haben

Bad Oldesloe. Stefan Pötzsch ist nicht mehr Ladenflächenmanager von Bad Oldesloe. Ende Juli wurde der Vertrag zwischen ihm und der Stadt vorzeitig „in beiderseitigem Einvernehmen“ zum 1. August aufgelöst, wie es in einer Mitteilung des Bürgermeisters Tassilo von Bary an die Stadtverordneten heißt. Ursprünglich sollte der Vertrag bis zum Ende des Jahres laufen. Der Bürgermeister selbst sagt dazu: „Herr Pötzsch hat neue Aufgaben übernommen und deswegen keine Zeit mehr.“ Auf eigenen Wunsch Pötzschs sei der Vertrag also aufgelöst worden.

Vertrauensverhältnis zwischen Pötzsch, Bürgermeister und Politik ist zerrüttet

Nach Abendblatt-Informationen wollte Bad Oldesloe den Ladenflächenmanager aber dringend loswerden, weil er untragbar für die Stadt geworden war. Kenner der kommunalpolitischen Szene in Bad Oldesloe berichten übereinstimmend, Pötzsch habe in seinem Job – für den ihn die Stadt bezahlt hat – doppelt kassiert. Er soll Rechnungen an Oldesloer Gewerbetreibende geschickt haben, die vertraglich nicht vereinbart waren. Und der Bürgermeister soll davon gewusst haben – spätestens seit dem Hauptausschuss am 18. Juni. An diesem Tag war das Thema nämlich Gegenstand des nicht-öffentlichen Teils der Sitzung. Aus Teilnehmerkreisen heißt es, die Politik habe von Bary seinerzeit aufgefordert, die Vorwürfe zu überprüfen. Anschließend sei nichts passiert. Zumindest nicht offiziell.

Erst am 4. August informierte von Bary die Stadtverordneten per Brief über die Auflösung des Vertrags. Die mangelnde Kommunikation vonseiten der Verwaltung stößt Oldesloes Politikern sauer auf. „Leider hat es die Verwaltung versäumt, in der Angelegenheit Pötzsch die Politik von Anfang an mit ins Boot zu holen. Es wurden Dinge verharmlost und schöngeredet, bis die Missstände offensichtlich wurden“, heißt es aus der Politik.

Das Vertrauensverhältnis zwischen Pötzsch, dem Bürgermeister und der Politik ist nach Abendblatt-Informationen schon länger zerrüttet gewesen. Als vor einem Jahr der Vertrag mit dem Ladenflächenmanager verlängert wurde, habe es bereits Differenzen gegeben. Pötzsch habe Verwaltung und Politik gegeneinander ausgespielt. Er sei bei mehreren Politikern vorstellig geworden, um sich über von Bary zu beschweren, berichten Insider. Der Bürgermeister soll ihm mit Vertragskündigung gedroht haben, sollte er zum Hauptausschuss gehen. Als beide zum Ausschuss eingeladen waren, um die Sache zu klären, hätten sie behauptet, alles sei in Ordnung.

Die Wut der Politiker wuchs. Die positive Entwicklung in der Innenstadt wollte aber niemand gefährden. Also stimmten viele Stadtverordnete zähneknirschend der Vertragsverlängerung zu. Auf Abendblatt-Nachfrage sagt Bürgermeister von Bary, er wisse nichts von den Vorwürfen gegen Pötzsch. „Ich sehe aber kein Problem darin, wenn er für Beratertätigkeiten Rechnungen ausgestellt haben sollte.“

Ladenflächenmanager drohte seinem Büro-Vermieter

Auch der aus Vietnam stammende Unternehmer Van Giang Dang hat eine Rechnung von Stefan Pötzsch bekommen. „Darin fordert er rund 2000 Euro für ein Gastronomiekonzept, für das ich ihn nie beauftragt habe.“ Dang vermutet einen anderen Hintergrund für die Rechnung. Stefan Pötzsch hatte nämlich ein Büro bei ihm gemietet – und habe seit Anfang 2013 bis Ende Juni 2014 rund 5000 Euro Mietschulden angehäuft. „Erst nachdem ich juristisch gegen ihn vorgegangen bin, hat er einen Teil bezahlt“, sagt Dang. Nun schulde Pötzsch ihm noch knapp 2700 Euro.

Als Dang Mitte Mai Pötzsch persönlich aufforderte, seine Mietschulden zu begleichen, habe der erklärt, er stehe kurz vor der Insolvenz und könne ihm kein Geld geben. Bei einem zweiten Gespräch Ende Mai sei Pötzsch dann deutlicher geworden. Im Beisein einer Zeugin habe er zu Dang gesagt: „Wenn sie damit in die Öffentlichkeit gehen, dann werden sie das kaum überleben.“ Die Zeugin ist dem Abendblatt bekannt und hat die Aussage Dangs bestätigt. Wie Pötzsch diesen Satz meinte, kann Dang nicht einschätzen. „Ich überlege, ob ich eine Anzeige erstatte“, sagt er.

Stefan Pötzsch ist inzwischen bei dem Lübecker Citymanagement-Unternehmen Cima beschäftigt und als Innenstadt-Manager der Stadt Achim im Landkreis Verden in Niedersachsen tätig. Die Zelte in Bad Oldesloe hat er allerdings noch nicht abgebrochen. Er ist zum 1. Juli in ein Büro in der Brunnenstraße 1 gezogen. Dort möchte er dem Hauseigentümer und dem Ehepaar Dittmar vom Preisparadies bei der Entwicklung des Wohn- und Geschäftshauses helfen. Auf Nachfrage des Abendblatts sagt die Inhaberin des Preisparadieses: „Es besteht aber kein Vertrag zwischen uns. Herr Pötzsch wird uns also keine Rechnung dafür ausstellen.“

Stefan Pötzsch war für das Abendblatt trotz vielfacher Versuche einer Kontaktaufnahme nicht für eine Stellungnahme zu sprechen.

An seine Stelle rückt mit sofortiger Wirkung Inke Koch, die bisherige Sachbereichsleiterin der Bauverwaltung. Sie sollte ursprünglich noch bis zum Jahresende von Pötzsch praktisch geschult werden.