Tubist aus Bayern stellte beim Bargteheider Festival-Konzert seine Tuba und sein Können vor

Bargteheide. Sie heißt Fanny und ist ganz schön üppig. Ihre Rundungen erinnern allerdings – wenn man es böse ausdrückt – eher an Heizungsrohre. Mit dem entscheiden Unterschied, dass sie wesentlich ästhetischer aussehen und herrlich golden glänzen. Ihr größter Vorzug: Sie kann ganz samtig klingen. Zumindest, wenn Andreas Martin Hofmeir seine Blech-Fanny im Arm hat und zeigt, dass aus der Tuba mehr als das tiefe Blasmusik-Humtata rauszuholen ist. Das Publikum im Kleinen Theater Bargteheide war begeistert und erklatschte sich unter Johlen und Pfeifen eine Zugabe beim Konzert des Schleswig-Holstein Musik Festivals.

„Tuba mit Humor“ war angekündigt worden. Und das hatte gezündet. Die Karten waren sofort weg, das Kleine Theater mit rund 360 Zuhörern am Mittwochabend knallvoll. Warum? Mit welchen Erwartungen waren die Menschen gekommen? „Es wird wohl lustig“, sagte ein Herr, der extra aus Hamburg-Mitte angereist war, um dieses Unikum von Instrument kennenzulernen – und, wie sich herausstellte, auch ein Unikum von Tubist.

„Das ist heute unser zweites Konzert nördlich des Mains. Das erste ging voll in die Hose“, sagte Hofmeir mit genussvoll gerolltem „r“ in bayerischer Mundart. Während sein Kompagnon Guto Brinholi, seines Zeichens Brasilianer und Kontrabassist, eigenartigerweise mit einer Gitarre auf dem Schoss neben ihm saß, auf seine Einsätze wartete und so richtig eigenartig den Mund nur öffnete, um sich mechanisch Obst reinzuschieben. Weintrauben, dann Bananen. Dann wieder Weintrauben.

„Sie müssen entschuldigen. Er ist gerade aus einer dreiwöchigen Reha zurück und noch nicht ganz wieder hergestellt“, erklärte der Hofmeir-Andreas mit mitleidigem Blick. Und widmete sich erst einmal nicht seiner Tuba, sondern seinen literarischen Werken. Lyrik und Prosa hatte er im Angebot. „Und alles zu 100 Prozent wahr“, schwor der Tuba-Mann. Er sei es leid gewesen, sich Witze auszudenken. Sein eigenes Leben biete genügend Kabarettistisches.

So erfuhr das Publikum, dass Fanny als Handgepäck nicht durch den Scanner passe und erst der Hinweis auf mindestens so dicke Passagiere helfe, sie ins Flugzeug zu kriegen. Habe er Fanny dann auf dem Nebensitz angeschnallt, sei alles gut. Auch wenn er voll für sie bezahlen müsse. „Dafür kann ich zwei Essen bestellen“, sagte der offenbar pragmatisch veranlagte Künstler, der Stewardessen mit dem Satz überrascht: „Die Pasta ist für die Fanny.“

Humorig war’s. Und exzellente Tuba-Klänge servierte der Mann aus Bayern noch dazu. Das Vibrato, die Triller, die Läufe, die Leichtigkeit und das Pianissimo macht ihm so leicht keiner auf einem Instrument nach, das oft nur neun Töne in großen Werken beisteuert. Die Alternative an diesem Abend: brasilianische Liebeslieder statt großer Sinfonien. Eine gut Wahl, aber musikalisch doch etwas seicht. Tuba ohne Humor wäre auch eine Alternative gewesen. Fanny hätte es verdient.