Amt Siek tritt dem neuen Verbund bei. Es geht um Förderung durch die Europäische Union in Millionenhöhe

Siek/Reinbek. Sieker Land Sachsenwald soll sie heißen – die neue Aktivregion, die ursprünglich Südstormarns Kommunen Reinbek, Glinde, Barsbüttel und Oststeinbek sowie Wentorf aus dem Kreis Herzogtum-Lauenburg umfassen sollte und zum 1. Januar 2015 gegründet wird. Nun tritt auch das Amt Siek mit seinen fünf Gemeinden Braak, Brunsbek, Hoisdorf, Siek und Stapelfeld dem Verbund bei.

„Oststeinbeks Bürgermeister Jürgen Hettwer hat uns die Idee in unserer Amtsausschusssitzung im April vorgestellt“, sagt Susanne Kuplich vom Amt Siek. Schnell waren sich alle einig. Im Mai und Juni beschlossen die einzelnen Gemeindevertretungen des Amtes Siek schon den Beitritt.

Das Timing hätte nicht besser sein können. Denn das Amt Siek muss zum Jahresende aus seiner bisherigen Aktivregion Holsteins Herz austreten. Hintergrund ist der Ausstieg des Amtes Bad Oldesloe-Land. Denn eine Aktivregion muss ein geographisch zusammenhängendes Gebiet umfassen.

Sieker Gemeinden hätten EU-Geld verloren

Durch den Austritt der neun Gemeinden in Nordstormarn entsteht eine Lücke zwischen den Mitgliedsgemeinden des Kreises Segeberg und der Ämter Siek und Trittau. Das damit verbundene EU-Geld zur Förderung ländlicher Räume hätten die Sieker Gemeinden dadurch verloren. Dies wäre besonders ärgerlich gewesen, weil sich der Beteiligungssatz der EU für die Förderperiode 2014 bis 2020/2023 von 55 Prozent der förderfähigen öffentlichen Ausgaben auf 80 Prozent erhöht.

Jetzt kann das Amt Siek nahtlos von einer in die andere Aktivregion wechseln. Davon profitiert auch der Rest der Gemeinschaft. Denn das Gebiet wird somit um ein großes Stück ländliche Region erweitert. In einem Auszug aus Hettwers Vortrag vor dem Amtsausschuss heißt es: „Eine Aktivregion muss vom ländlichen Raum geprägt sein. Daher besteht ein großes Interesse, die Gemeinden des Amtes Siek für die neue Aktivregion zu gewinnen.“

Jegliche Vorbehalte, die Anfang des Jahres 2014 vom Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (Melur) gegenüber der damaligen Konstellation aus den fünf Kommunen geäußert wurden, sind damit wohl endgültig ausgeräumt. Es gab damals Zweifel daran, dass das Mittelzentrum Reinbek/Glinde/Wentorf als ländlicher Raum anzusehen ist. Barsbüttels Bürgermeister Thomas Schreitmüller äußerte sich aber bereits zu dieser Zeit positiv: „Wir erfüllen die formalen Kriterien.“

Das Amt Siek ins Boot zu holen sei aber eine logische Konsequenz gewesen, sagt Reinbeks Bürgermeister Axel Bärendorf. „Es ist sinnvoll, das Mittelzentrum und seinen Nahbereich – bestehend aus Barsbüttel, Oststeinbek und den Sieker Gemeinden – miteinander zu verflechten und somit eine starke Region an Hamburgs östlicher Grenze entstehen zu lassen.“ Darum müssen vor ihrer Bewerbung Reinbek und Wentorf allerdings ihrem bisherigen Verbund Sachsenwald-Elbe kündigen. „Die Aktivregion macht tolle Arbeit, ist aber an der Obergrenze der zulässigen Einwohnerzahl, die bei 150.000 liegt, angekommen“, sagt Bärendorf. Mit dem Ausstieg würde wieder Platz für andere Gemeinden geschaffen werden.

Landwirtschaftsministerium erwartet Strategie bis September

Die Vorbereitungen für die Bewerbung, die dem Melur bis Ende September vorliegen muss, laufen auch schon auf Hochtouren. Das Beratungsbüro inspektour ist damit beauftragt worden, eine Integrierte Entwicklungsstrategie (IES) zu erarbeiten. Projektleiterin Anke Tieken erklärt den Ablauf: „An der Entwicklungsstrategie müssen unterschiedliche Akteure beteiligt werden. Deswegen habe sich eine lokale Aktionsgruppe (LAG) aus Vereinen, Wirtschaft, Bürgern und Politikern gegründet. „Sie soll herausarbeiten, was die Region braucht.“ Dabei müssen die vom Land vorgegebenen Schwerpunkte Bildung, Wachstum und Innovation, Klimawandel und Energie sowie nachhaltige Daseinsvorsorge berücksichtigt werden. „Auf dieser Basis hat die LAG eigene Kernthemen herausgearbeitet“, sagt Tieken. Beim Thema Mobilität etwa werde darüber nachgedacht, die Bevölkerung mit Car- und Bike-Sharing mobiler zu machen. Die IES muss neben den Zielen unter anderem auch beschreiben, wie die Vorhaben umgesetzt, finanziert und evaluiert werden.

Nächster Schritt für die LAG und inspektour ist die Entwicklung von Start- und Kooperationsprojekten. Die einzelnen Städte und Gemeinden der Aktivregion denken bereits über mögliche Projekte nach. Die Kooperationsprojekte betreffen die regionsübergreifende Zusammenarbeit. Tieken: „In Planung ist eine gemeinsame Klimaschutzkonferenz mit den Regionen Alsterland, Holsteins Herz und Sachsenwald-Elbe.“

In Arbeit sind außerdem ein Logo für die neue Aktivregion sowie die Gründung eines Vereins. Das Land schreibt nämlich vor, dass sich eine rechtsfähige Organisation mit der Strategieumsetzung und Projektkoordination beschäftigen muss. Am 9. September soll der Verein gegründet werden. Das wird der letzte Arbeitsschritt vor der Bewerbung sein. „Dann entscheiden vom Ministerium beauftragte unabhängige Experten, ob die Aktivregion anerkannt wird“, sagt Projektleiterin Tieken. Die veranschlagten 63 Millionen Euro Fördergeld werden dann durch die Anzahl der Aktivregionen geteilt.

Über Details und die weitere Entwicklung der Aktivregion können Bürger sich auf der Internetseite www.sieker-land-sachsenwald.de informieren.