Erneut mangelhaftes Material gegossen. Fertigstellungstermin angeblich nicht gefährdet

Bad Oldesloe. „Probleme mit dem Beton“. Bei diesen Worten dürften Fernfahrer und Pendler nur noch die Augen verdrehen. Denn schon wieder haben Bauarbeiter mangelhaftes Material auf der Autobahn 1 zwischen Hamburg und Lübeck gegossen. Allerdings haben sie den Fehler diesmal rechtzeitig bemerkt, sodass es keine Bauverzögerungen geben soll.

„Es ist der falsche Zement geliefert worden“, sagt Jens Sommerburg, Leiter des Landesbetriebs für Straßenbau und Verkehr (LBV) in Lübeck. Dies sei den Mitarbeitern der Baufirma Betam Infrastructure aus Bochum auch bei der Baustoffeingangprüfung aufgefallen, jedoch war aus dem so angemischten Beton zu diesem Zeitpunkt ein 345 Meter langer Streifen Fahrbahn – dreispurig – gegossen worden. „Das liegt daran, dass Straßenbauunternehmen just-in-time arbeiten“, sagt Sommerburg, der betont, dass die Baufirma den LBV sofort darüber informiert habe. Landrat Klaus Plöger sagt: „Zum Glück haben sie es diesmal rechtzeitig gemerkt.“

Inzwischen haben die Bauarbeiter den mangelhaften Belag wieder abgetragen und starten einen neuen Versuch. Die Baustelle zwischen Bad Oldesloe und Reinfeld ist insgesamt 6,5 Kilometer lang. „Mir wurde versichert, dass der Fertigstellungstermin im Dezember gehalten werden kann“, sagt der LBV-Chef. Damit meint Sommerburg, dass bis dahin auch die drei Gegenfahrbahnen in Richtung Lübeck auf diesem Abschnitt saniert sein sollen.

„Das geht schneller als die Strecke Richtung Hamburg“, sagt Jens Sommerburg. Denn die Entwässerungsleitungen unter der Mittelleitplanke sind in diesem Bauabschnitt schon erneuert worden, sodass nur noch die Außenentwässerung in Richtung Lübeck neu gemacht werden muss. „Ferner muss die Baufirma jetzt in Bauabschnitten arbeiten, damit die Raststätte Trave befahrbar bliebt“, sagt Sommerburg.

Seit März wird der Autobahnabschnitt für etwa 22,9 Millionen Euro saniert. Eigentlich sollten die Arbeiten schon 2013 abgeschlossen sein. Doch die damals beauftragte Firma Alpine Bau meldete Insolvenz an, nachdem die Baustelle im März vergangenen Jahres eingerichtet worden war. Für etwa eine halbe Million Euro musste die Baustelle wieder zurückgebaut werden, Richtung Süden blieben nur zwei Fahrstreifen befahrbar.

Mangelhafter Beton war auch im Sommer 2011 der Grund dafür, warum ein frisch sanierter, sechs Kilometer langer Autobahnabschnitt wieder aufgerissen werden musste. Im Frühjahr 2010 hatten die Arbeiter der inzwischen insolventen Firma Reinhold Meister begonnen, die Fahrbahnen in Richtung Norden zwischen dem Autobahnkreuz Bargteheide und der Anschlussstelle Bad Oldesloe für etwa zwölf Millionen Euro zu sanieren. Bei der Bauabnahme im Herbst stellten Gutachter fest: Der Beton war zu weich. Autofahrer durften die nagelneue Betondecke niemals benutzen. Den ganzen folgenden Winter über blieb der Abschnitt gesperrt, und Autofahrer standen vor der Geisterbaustelle im Stau.

Erst im Sommer 2011 fing eine neue Baufirma an, den mangelhaften Beton abzutragen und neuen zu schütten. Doch auch dabei gab es Probleme. Wieder war der Beton zu weich. Die Baufirma selbst hat den Mangel festgestellt und an den Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr gemeldet. Glücklicherweise hatte das Unternehmen aus Kirchheim den Beton zuvor auf einer kleinen Fläche getestet, sodass der Fehler behoben werden konnte und die Autobahndecke schließlich planmäßig im Herbst 2011 fertig war.