Statistikexperten sagen hohe Erträge voraus. Auf Stormarns Feldern herrscht jetzt Hochbetrieb. Einige Landwirte haben schon gute Preise erzielt

Großensee. An viel Schlaf ist in den kommenden vier bis sechs Wochen nicht zu denken. Mit dieser Tatsache hat sich Dirk Eylmann bereits abgefunden, das ist jedes Jahr um diese Zeit so. Denn bei gutem Wetter wird er von früh morgens bis Mitternacht mit dem Mähdrescher auf dem Feld unterwegs sein. Der 43-Jährige aus Großensee ist Landwirt – und hat jetzt mit der Getreideernte begonnen. Es ist ein lohnendes Geschäft, zumindest in diesem Jahr.

Nach einer Prognose des Statistikamtes Nord wird die Getreideernte 2014 in Schleswig-Holstein überdurchschnittlich gut ausfallen. Hans-Joachim Wendt, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes, rechnet mit überdurchschnittlich guten Erträgen in ganz Schleswig-Holstein.

Schätzungsweise 2,6 Millionen Tonnen dürften die Bauern den amtlichen Schätzungen zufolge einfahren, was eine zehnprozentige Ertragssteigerung zum Vorjahr bedeutete. Zwei Drittel davon sind Winterweizen. Die Anbaufläche für diese Getreideart wurde landesweit um ein Fünftel erweitert, der Ertrag fällt im Vergleich zum vergangenen Jahr um etwa 22 Prozent höher aus.

Das Statistikamt, das für Hamburg und Schleswig-Holstein zuständig ist, erwartet außerdem gute Erträge bei Wintergerste und eine dreiprozentige Steigerung der Roggenernte. Ein anderes Bild ergibt sich bei Sommergetreide und Winterraps. Da die Anbauflächen deutlich reduziert worden sind, wird trotz eines überdurchschnittlichen Hektarertrages eine Erntemenge erwartet, die unter der des Jahres 2013 liegen dürfte.

In Großensee wird jetzt zunächst Gerste geerntet. Auch Landwirt Eylmann, der seinen Betrieb vor 14 Jahren von den Eltern übernommen hat, spricht von „guten Erträgen, auch im Vergleich zum Vorjahr“. Ein früher Vegetationsbeginn und eine optimale Witterung hätten gute Bedingungen geschaffen. Der Mähdrescher ist pausenlos im Einsatz, er wird auch noch von vier anderen Betrieben mit genutzt. Zusammen 550 Hektar Land wird die Maschine in diesem Jahr abgeerntet haben.

Bis Ende August dürfte die hektische Erntezeit auf dem Hof Eylmann dauern. Die Hälfte seiner Gerste hat er bereits im Vorfeld verkauft, von Raps und Weizen jeweils ein Drittel und vom Roggen sogar 80 Prozent. Eylmann erklärt, warum er das so macht: „Zur Erntezeit sinken die Preise wegen des Überangebots auf dem Markt. Ich vergleiche dieses Geschäft oft mit Aktien.“ Vorab viel zu verkaufen sei aber auch mit Risiko verbunden. Denn die Preise könnten in den kommenden Wochen theoretisch auch wieder steigen, wenn zum Beispiel in anderen Ländern die Ernte schlecht ausfalle. „In diesem Jahr habe ich wohl alles richtig gemacht“, sagt Eylmann.

Zuversicht herrscht auch auf dem Hof des Hoisdorfer Landwirts Ralf Niemeyer. Auf seiner 200 Hektar großen Anbaufläche werden Raps, Weizen, Gerste und Hafer geerntet. Der Mähdrescher kam bei ihm fast zur gleichen Zeit wie im Vorjahr zum Einsatz. „Wir sind maximal eine Woche früher mit der Ernte dran“, sagt Niemeyer. In diesem Jahr seien im Winter auch keine Schäden entstanden – wie zum Beispiel 2012. „Vor zwei Jahren hatten wir ausgedünnte Bestände infolge des Frosts“, berichtet der Hoisdorfer.

Niemeyer hat noch nicht verkauft. Zurzeit seinen die Preise niedrig, da in ganz Europa die Ernteprognose gut und die Konkurrenz somit groß ist. Der Verkauf seines geernteten Getreides ist allerdings noch bis zum Mai oder spätestens Juni des kommenden Jahres möglich, bevor sich die neue Erntezeit nähert.

Milchviehhalter und Ackerbauer Friedrich Klose aus Trittau rechnet mit ungefähr zehn Prozent höheren Erträgen als 2013 auf seiner 350 Hektar großen Fläche. Gut ein Drittel seiner Ernte verbraucht er selbst als Futter für seine Tiere, 60 Prozent hat er bereits vor der Ernte verkauft. „Während der Ukraine-Krise waren die Preise am höchsten“, sagt der Trittauer. Das Preisniveau sei von der Weltwirtschaft abhängig und könne vorab oft nur schwer eingeschätzt werden.

Allerdings: Auch wenn das erste Korn jetzt schon eingefahren ist, so ist bislang doch alles nur eine Prognose. Niemand weiß, wie sich das Wetter entwickelt. Abgerechnet wird erst am Schluss, wenn alles eingefahren ist.