Die Gottschalks wünschten sich ein zweites Kind. Und bekamen Drillinge. Eine Herausforderung für die Ahrensburger

Ahrensburg. Ein zweites Kind, das würde das Familienleben perfekt machen. Das dachten sich auch Marcel und Julia Gottschalk aus Ahrensburg. Doch statt eines Geschwisterchens hat die dreijährige Mia jetzt drei auf einen Schlag bekommen. Die Drillinge Max, Janne und Juna sind vor rund zwei Monaten zur Welt gekommen und haben das Leben der Familie Gottschalk auf den Kopf gestellt.

„Als die Ärztin zu mir sagte, dass drei Herzen in meinem Bauch schlagen, war ich zuerst schockiert“, erinnert sich die 36 Jahre alte Mutter. Ihr Mann: „Es klingt zwar blöd, aber es schießen einem zunächst sämtliche materielle Dinge durch den Kopf. Wir brauchen eine größere Wohnung und ein großes Auto und, und, und.“ Hinzu kamen negative Kommentare von Bekannten wie „oh, mein Gott“, oder „wie wollt ihr das bloß schaffen“?

„Das hat uns niedergeschlagen. Und ich erinnere mich an Abende, an denen ich völlig fertig zu Hause saß“, sagt der 32-jährige Marcel Gottschalk. Eine große Hilfe war eine Familienlotsin des evangelischen Bildungswerks. „Sie war die Erste, die uns gratulierte“, erinnert sich Julia Gottschalk. Nach einigen Gesprächen wusste das Ehepaar: Wir schaffen das. Und die Freude auf den dreifachen Nachwuchs wurde von Schwangerschaftswoche zu Schwangerschaftswoche größer. Als Erstes musste ein Haus gefunden werden. Denn die erst vor zwei Jahren gekaufte Eigentumswohnung in Hamburg-Volksdorf hätte mit 70 Quadratmetern für die fünfköpfige Familie nicht ausgereicht. „Zum Glück haben wir ein Haus in Ahrensburg gefunden“, sagt Julia Gottschalk. Den Umzug musste ihr Mann allein organisieren. Denn es gab Komplikationen, die werdende Mutter musste Ende März ins Krankenhaus. „Dort blieb ich bis zur Geburt“, sagt Julia Gottschalk. „Das war für mich furchtbar, weil ich ein aktiver Mensch bin.“ Nur einmal verließ sie das Krankenhaus in Altona auf eigene Verantwortung in einem Rollstuhl. „Wir mussten schließlich für das Haus beide beim Notar unterschreiben“, sagt der Vater.

Er kümmerte sich dann um den Umzug, die Renovierung, um die dreijährige Mia – all das alles neben dem Job. „Zum Glück haben wir Hilfe von Freunden bekommen, die immer wieder auf die Kleine aufgepasst haben“, sagt der Ausbildungsberater, der bei der Handwerkskammer Hamburg arbeitet.

Am 12. Mai, knapp zwei Monate vor dem errechneten Geburtstermin, war es dann so weit. „Im Kreißsaal versammelte sich ein ganzes Ärzteteam“, sagt Julia Gottschalk. Denn Drillingsgeburten sind relativ selten. Nach der sogenannten Hellin-Hypothese kommt auf 7000 Schwangerschaften nur eine Drillingsgeburt. Allerdings geht diese Regel von natürlichen Befruchtungen – wie bei den Gottschalks – aus, sodass Experten der Meinung sind, dass die Wahrscheinlichkeit wegen der zunehmenden künstlichen Befruchtungen in der Vergangenheit etwas gestiegen sei. In Schleswig-Holstein wurden 2012 nur sieben Drillingsgeburten registriert.

Oft kommen solche Kinder als Frühchen zur Welt, so wie bei den Gottschalks. „Ich war so angespannt, als ich in meinem Kittel im Kreißsaal saß“, sagt der Vater. Im Abstand von wenigen Minuten wurden die Kinder per Kaiserschnitt geholt. „Erst kam Max um 14.36 Uhr. Er hat geschrien, wurde uns kurz gezeigt und dann in einen Nebenraum gebracht. Genauso wie Janne, die eine Minute später kam. Einen kurzen Schreckmoment gab es bei der Kleinsten. „Juna hat nicht geschrien und wurde uns auch nicht gezeigt“, erinnert sich Marcel Gottschalk. Sofort nahm sie ein Arzt mit in einen Nebenraum, der durch eine Glasscheibe vom Kreißsaal getrennt ist. Dort musste das Neugeborene beatmet werden. „Meine Blicke wanderten ständig zwischen dem Arzt und meiner Frau hin und her. Dann hob der Arzt den Daumen, und wir konnten durchatmen“, sagt Gottschalk, dem sich diese Bild ins Gedächtnis gebrannt hat.

Die Babys mussten in den Brutkasten und konnten erst Mitte Juni aus dem Krankenhaus entlassen werden. „Seitdem heißt es wickeln, füttern, schlafen – rund um die Uhr“, sagt der 32-Jährige, der von seinem Arbeitgeber 14 Monate frei bekommen hat. Seine Frau: „Aber wir sind ein gutes Team und wechseln uns ganz gut ab.“ Wichtig ist den Eltern, dass Mia nicht zu kurz kommt. „Wir haben auch Angebote von Freunden und der Familie, dass sie auf sie aufpassen könnten. Aber das wollen wir nicht. Sie gehört schließlich dazu“, sagt die Mutter, die das Familienleben jetzt genießt und sehr glücklich ist.

„Alle Bedenken sind weg. Ich sehe jetzt nur noch das Positive“, berichtet Julia Gottschalk, während sie Juna liebevoll über die Wange streicht: „Und ich freue mich schon auf vier Hochzeiten. Dreimal kann ich mit meinen Töchtern das Brautkleid aussuchen.“ Auch auf Familienfeste freuen sich die beiden, die selbst aus kleinen Familien stammen. Auch Marcel Gottschalk blickt voller Freude in die Zukunft. „Ich stelle mir immer gern vor, wie ich mit meinen Kindern an der Ostsee bade, wir alle im Wasser stehen“, sagt der Vater voller Stolz und mit einem breiten Grinsen im Gesicht, während er liebevoll die kleine Juna mit dem Fläschchen füttert.

Doch bis es auf Reisen geht, müssen die Drillinge erst noch ein bisschen wachsen. Der stolze Vater sagt: „Vor allem brauchen wir jetzt ein viel größeres Auto, damit wir überhaupt irgendwo hinfahren können.“